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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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Dinge, wie sie die Nazi-Partei ihren Oberen zubilligt. Und seinen – also auch meinen – Landsleuten imponiert er mit seinem Gerede von Tradition und Vorsehung und vermischt dabei geschickt den Rassenmythos der Nazis mit seinen nordischen Göttern und der Ideologie von rassischer Reinheit mit unserer eigenen Mythologie.
    Unsere Spione haben in Erfahrung gebracht, dass er dabei ist, eine Art Konzentrationslager einzurichten, wo er Abweichler gefangen hält. Aber am meisten beunruhigt uns«, Dupont musterte mich beinahe verlegen, »dass er offenbar Mittel und Wege entdeckt hat, Anderweltler in die Germaniawelt zu versetzen –«
    Ich hob die Hand, unterbrach ihn. »Aber Sie haben mir doch gesagt, das sei nicht möglich?«, erregte ich mich. »Erst vor ein paar Tagen haben Sie mir das als so etwas wie ein unerschütterliches Naturgesetz vorgetragen.«
    »Ich weiß, Herr Lukas, ich weiß und ich sollte mich dafür wohl bei Ihnen entschuldigen. Ich hätte sagen sollen, dass wir das nicht können, wir, also meine Leute. Unsere Wissenschaftler arbeiten seit Jahrzehnten daran und haben bis heute keine Möglichkeit entdeckt –«
    Ich fiel ihm erneut ins Wort. »Sie haben doch gesagt, dieser ›Rutsch‹ geschehe ausschließlich durch geistige Konzentration?!«
    »Richtig, aber das heißt nicht, dass man dieser Konzentration nicht nachhelfen kann. Wir bringen das schon unseren Kindern bei, und dafür gibt es gewisse Methoden des mentalen Trainings, die den Konzentrationsprozess fördern. Und Antolax’ Leuten scheint bei der Erforschung dieser Methoden ein Durchbruch gelungen zu sein. Ich will Ihnen das am praktischen Beispiel erläutern …« Er griff nach dem Telefon, ohne meine Reaktion abzuwarten, und sagte: »Labor«, worauf sich eine Frauenstimme mit »Dr. Beauchamp« meldete.
    »Ich komme mit einem Besucher zu Ihnen, Frau Dr. Beauchamp, einem AW, nur damit Sie vorbereitet sind. Nein, wir bleiben draußen«, tat er einen Einwand ab und forderte mich dann mit einer Handbewegung auf, ihm zu folgen.
    Wir verließen sein Büro und fuhren mit dem Fahrstuhl drei Etagen tiefer, nach meiner Erinnerung also in einen Kellerraum. Als die Lifttüren sich öffneten, bestätigte mir die künstliche Beleuchtung, die sich in den auf Hochglanz gewienerten Bodenfliesen spiegelte, dass ich recht gehabt hatte. Wir kamen an einem Raum vorbei, auf dessen Tür KÜCHE stand, und Dupont nutzte die Gelegenheit, einer jungen Frau die Anweisung zu erteilen, uns in einer halben Stunde ein paar belegte Brote in sein Büro zu schicken. »Ist Ihnen doch recht, oder?«, fragte er mich, was ich mit einem Nicken bestätigte.
    Wir gingen weiter, bis wir an eine lange Glaswand kamen. »Sie brauchen sich nichts zu denken, man kann nur von dieser Seite durchsehen«, erklärte er, als wir näher traten. Hinter der Glaswand war ein vielleicht zwanzig Quadratmeter großer Raum zu sehen, in dem ein junger Mann auf einen Bildschirm auf seinem Pult blickte. Eine Frau im Laborkittel, die neben ihm stand, erteilte ihm offenbar Anweisungen oder beobachtete ihn. Der Bildschirm zeigte in Stereodarstellung ein Gewirr von bunten Punkten und Linien. Der junge Mann – schlank, mit der Hautfarbe eines Südländers, dunklem, kurz geschnittenem Haar und mit Hose und Hemd aus grobem Stoff und Ledersandalen bekleidet – schien wie gebannt auf den Bildschirm zu starren, während die Frau im Laborkittel auf ihn einredete.
    »Ich will Frau Dr. Beauchamps Experiment nicht stören, sonst könnten wir reingehen«, meinte Dupont, »aber vielleicht können Sie die Muster auf dem Bildschirm auch von hier aus erkennen?« Er sah mich fragend an und meinte, als ich den Kopf schüttelte: »Eine Zeit lang waren in dieser, und wenn ich richtig informiert bin, auch in Ihrer Zeitlinie, Vexierbilder en vogue, die sich zu plastischen Bildern verdichteten, wenn man sie unter einem gewissen Winkel und bei entsprechender Beleuchtung betrachtete. Manche Leute haben den Trick nicht geschafft, aber den meisten gelang dies.«
    Jetzt erinnerte ich mich. Das lag jetzt gut zwanzig Jahre zurück, eine Modeerscheinung, vergleichbar etwa dem Hula-Hoop-Reifen meiner Kinderzeit. Ich nickte. »Und?«
    »Nun, das hilft beim ›Rutsch‹ – der transdimensionalen Versetzung, wie unsere Wissenschaftler ihn nennen. Später braucht man keine Hilfe von außen mehr und kann sich das Bild und natürlich den Zielort ohne Hilfsmittel vorstellen. Passen Sie auf …«
    Plötzlich hatte ich das Gefühl, den jungen Mann

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