Nebenweit (German Edition)
übrigens nachzusehen bitte.«
Er wandte sich von mir ab, ging zu seinem Schreibtisch und wollte gerade anfangen, in seinen Papieren zu kramen, als es an der Tür klopfte und Frau Bergmoser nach einem knappen »Herein« das Zimmer betrat. Sie hielt ein Blatt in der Hand, das sie Dupont reichte, und verließ dann wortlos den Raum. »Nachricht von zu Hause«, erklärte er und fing dann zu lesen an.
Ich nickte, was er allerdings nicht sehen konnte, weil er sich bereits auf das Papier konzentrierte, und nahm einen zweiten Schluck aus dem Cognacschwenker und genoss es, wie der köstliche Stoff über meinen Gaumen rann. Ich versuchte zu begreifen, was Dupont gerade gesagt hatte. Integration – meinte er etwa, dass sein Volk sich einfach zwischen uns breitmachen wollte, die eigene Welt verlassen und zwischen uns leben? Eine Rasse von Übermenschen mit der Fähigkeit, die Zukunft in gewissem Maße vorherzusehen – ich dachte an die Episode mit dem Porsche, der uns beinahe in dem Café gerammt hätte –, sich zwischen den Wahrscheinlichkeitsebenen zu bewegen und weiß der Himmel was sonst noch alles. Und ich sollte ihm dabei helfen? Ausgerechnet ich, der ich hier doch selbst noch beinahe ein Fremder war und gerade angefangen hatte, mich damit abzufinden, vermutlich den Rest meiner Tage in dieser Zeitlinie zu verbringen!
Ich merkte, dass Dupont den Platz hinter seinem Schreibtisch verlassen hatte und jetzt vor mir stand. Er hielt das Blatt in der Hand, das Frau Bergmoser gerade gebracht hatte, und wirkte ziemlich erregt. »Ich habe Sie falsch informiert«, sagte er und tippte dabei auf das Papier. »Das ist ein Bericht, der gestern aus Luteta, also aus meiner eigenen Zeitlinie, eingegangen ist. Ich hatte behauptet, Ihre Versetzung in diese Welt sei darauf zurückzuführen, dass Sie in der Hütte mit Ihrem Pendant kollidiert sind und jener Bernhard Lukas jetzt in Ihrer Zeitebene lebt. Das stimmt nicht. Wir haben Leute darauf angesetzt, ihn ausfindig zu machen, und die haben erfahren, dass Bernd Lukas seit über drei Wochen verschwunden ist. Seine, Pardon, Ihre Frau hat Vermisstenanzeige aufgegeben, aber bisher ohne jedes Ergebnis …«
»Logisch, ich bin ja hier, und das kann sie nicht wissen«, fiel ich ihm ins Wort. »Aber mit wem bin ich denn dann kollidiert? Sie haben mir doch da etwas von einer Wahrscheinlichkeit eins zu einer Milliarde erzählt.«
»Ja, ich weiß, und ich muss meine Darstellung jetzt, wo ich es besser weiß, wohl korrigieren. Die Kollision hat in Wirklichkeit mit einem unserer Leute stattgefunden. Er heißt Fortax, hat hier den Decknamen Klaus Köhler, unter dem er auch polizeilich gemeldet ist, und hatte seinerzeit den Vorfall berichtet. Dass Ihr Pendant beteiligt war, war meine Vermutung, und das sieht jetzt wohl so aus, dass Sie und er, also Ihr Pendant, beide gleichzeitig in der Hütte waren, als Fortax dort eingerutscht ist. Aber da Ihr Pendant nicht in Ihrer, also der Amerikawelt aufgetaucht ist, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass er in der Germaniawelt gelandet ist. Und das könnte dann bedeuten, dass er sich in der Gewalt von Antolax und seinen Leuten befindet, die ihn gleich nach seinem Auftauchen entführt haben dürften.«
»Entführt? In der Umgebung unseres Hauses sollen ja angeblich schon einige Leute verschwunden sein«, ging ich auf seine Vermutung ein. »Man hat mir von einem Universitätsprofessor und einem Unternehmensberater erzählt, die vor mir in dem Haus in Unterwössen gewohnt haben und auf unerklärliche Weise verschwunden sein sollen. Einer von ihnen, der Professor, in einem blauen Blitz, der andere vor seiner Garage, wo man seinen Wagen angeblich noch mit laufendem Motor aufgefunden haben soll.«
»Ja, davon habe ich auch gehört, und insbesondere der erste Fall, der mit dem blauen Blitz, hatte uns hellhörig gemacht, aber nach einer gewissen Zeit hat unser Interesse wieder nachgelassen, zumal Ihr ›Fall‹ wesentlich interessanter war.« Er bedachte mich mit einem knappen Lächeln. »Aber jetzt bin ich ernsthaft beunruhigt, auch in Zusammenhang mit der versuchten Entführung von Mr. Mortimer. Das ist einfach eine Häufung von Indizien, die darauf deuten, dass die Gruppe um Antolax immer dreister wird.« Er griff nach dem Cognacschwenker, nahm nachdenklich einen Schluck und nickte dann bedächtig.
»Ich werde mich mit meinen Kollegen in der Regierung beraten müssen, was zu tun ist«, meinte er dann nach einer Weile. »Vielleicht haben wir uns zu lange
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