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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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Ihnen vielleicht noch etwas mehr über mich und meine Rolle hier erzählen.«
    Ich sah ihn erwartungsvoll an und er fuhr fort.
    »Ich hatte Ihnen ja schon gesagt, dass wir hier so eine Art diplomatischen Dienst darstellen. Dass ich selbst eine gehobene Position einnehme, ahnen Sie ja wahrscheinlich schon, und deshalb will ich Ihnen sagen, dass ich Erster Druide für die Europawelt bin. In Ihrer Sprache würde man das wohl als eine Art Regionalbeauftragter oder Konsul bezeichnen. Es bedeutet, dass ich für alle Aktivitäten hier zuständig und bevollmächtigt und in der Hierarchie unseres Volkes Regierungsmitglied bin, Außenminister könnte man vielleicht sagen, weil ich nämlich auch die Beauftragten für die übrigen Anderwelten koordiniere.
    Unsere Interessen in diesem Sektor und im Amerika-Sektor, für den ein Kollege von mir zuständig ist, gehen auch über das hinaus, was ich in unseren vorangegangenen Gesprächen angedeutet habe. Es ist zwar richtig, dass wir an wissenschaftlichen und insbesondere technischen Errungenschaften Ihrer Welt interessiert sind und uns auch, das will ich freimütig zugeben, in Ihren Bibliotheken und ähnlichen Institutionen großzügig bedient haben. Aber das ist nicht alles.
    Wir haben erkannt, dass es bei unserer immer noch beschränkten Bevölkerungszahl viel zu lange dauern würde, einen auch nur annähernd mit dem Ihrigen vergleichbaren Stand der Zivilisation zu erreichen. Dazu müssten wir ganze Industrien aufbauen, und das würden wir mit den paar Menschen, die in unserer Welt leben – nicht einmal hunderttausend sind es derzeit –, niemals schaffen. Wir streben deshalb so etwas wie eine gewisse Integration mit Ihrer Welt an, und dazu ist es natürlich erforderlich, dass wir die Tarnung lüften, die wir bisher mit einigem Erfolg aufrechterhalten haben.«
    Er hielt inne und sah mich erwartungsvoll an.
    »Aber, wie stellen Sie sich das vor? Wollen Sie an die Öffentlichkeit treten und sagen: ›Da sind wir, wir leben gleich nebenan und haben die letzten zweihundert Jahre im Untergrund gewirkt, Ihre Bibliotheken beklaut und uns allmählich hier breitgemacht und wollen jetzt, dass Sie uns hier aufnehmen‹?«, platzte es aus mir heraus.
    »So ähnlich, nur dass es so formuliert ein wenig plump wäre und vermutlich zu einer Hexenjagd führen und erhebliche Widerstände auslösen würde. In der Zeitlinie, aus der Sie kommen, vielleicht noch mehr als in dieser«, pflichtete Dupont mir bei. »Ehrlich gesagt wissen wir selbst nicht, wie wir es anpacken sollen, und das hat mich auf die Idee gebracht, mich bei jemand um Hilfe umzutun, der etwas von Kommunikation versteht, jemand, der weiß, wie man den Menschen komplizierte Sachverhalte verständlich nahebringt. Kurz gesagt, einen Journalisten mit gewisser Lebenserfahrung. Na, ahnen Sie schon, worauf ich hinauswill?«
    Ich nickte. Er hätte mich nicht in seine Absichten eingeweiht, wenn er nicht vorgehabt hätte, mich in irgendeiner Weise vor seinen Karren zu spannen. Professionell gesehen klang das sogar nach einer reizvollen Aufgabe – nur dass ich im Augenblick weder mit mir selbst noch mit meiner neuen Umwelt schon so weit im Reinen gewesen wäre, dass ich mir eine solche Herkulesaufgabe zugetraut hätte, eine Aufgabe, die sich mir ohnehin im diesem Augenblick nur äußerst schemenhaft darstellte.
    Ich lehnte mich zurück, atmete tief durch und merkte, wie ich mir ans Kinn griff. Eine Geste, von der Carol immer sagte, dass ich sie dann gebrauchte, wenn ich nicht weiterwusste. »Sie haben wirklich ein Talent dafür, Menschen einen Schock zu verpassen«, meinte ich dann zu Dupont gewandt. »Ich glaube, ich komme jetzt auf Ihr Angebot nach etwas Kräftigerem zurück. Wie ich Sie kenne, haben Sie in diesem Luxusbüro irgendwo eine Flasche Cognac oder dergleichen stehen …«
    Dupont lächelte und stand auf. »Sie vermuten richtig«, nickte er und klappte ein Stück der Wandvertäfelung auf, hinter der eine Reihe Flaschen stand. »Was halten Sie von Hennessy?« Als ich nickte, füllte er zwei Schwenker mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und reichte mir einen. »›Sláinte‹, wie man bei uns sagt«, prostete er mir zu. »Übrigens eines der Wörter, das sich bei den Iren in Ihrer Welt bis heute erhalten hat.
    Vielleicht sollte ich Ihnen ein paar Augenblicke Zeit lassen, um den Schock zu verarbeiten, den ich Ihnen gerade versetzt habe«, meinte er dann und fügte hinzu, als wäre es ihm eben erst eingefallen, »was ich mir

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