Nebenweit (German Edition)
zu der geplanten Geburtstagsfeier für Jessie zurück, einem Thema, das uns bis an die Stadtgrenze von Rosenheim begleitete. Als ich in die Straße einbog, an deren Ende Duponts Klinik stand, wurde mir bewusst, dass wir uns noch nicht darüber verständigt hatten, wie wir weiter vorgehen wollten. »Ich denke, du solltest gleich mitkommen, und wir werden dort auch mit offenen Karten spielen«, meinte ich zu Carol gewandt. »Schließlich hat mich Dupont ja seinen Leuten vorgestellt, und ich glaube nicht, dass die nicht Bescheid wissen. Zumindest Frau Bergmoser, seine Sekretärin, und Dr. Beauchamp im Labor.«
Die junge Frau am Empfang zeigte sich in keiner Weise überrascht, als ich Frau Bergmoser zu sprechen wünschte, und diese kam auch wenige Minuten später in den Vorraum und begrüßte uns freundlich, als ich sie mit Carol bekannt machte.»Herr Dr. Dupont wird vermutlich erst morgen zurückkommen«, erklärte sie, ohne dass ich sie danach zu fragen brauchte. »Sie wissen ja, dass er nach Lu… – nach Paris gereist ist.«
Der Versprecher war ihr sichtlich peinlich, ich sah, wie ihr Gesicht sich rötete. »Sie können ruhig Luteta sagen, Herr Dupont hat mich in alles eingeweiht«, beruhigte ich sie. »Und das, obwohl ich ein AW bin.« Diesen Begriff hatte ich in dem Kellerlabor aufgeschnappt und ihn, vermutlich zutreffend, für mich mit ›Anderweltler‹ übersetzt, was ja keiner großen Fantasie bedurfte. Frau Bergmoser nickte erleichtert, und ich verkniff mir die Frage, ob sie auch eine AW sei, aber ich würde das schon noch herausbekommen.
»Herr Dupont hat mich gebeten, nach Mr. Mortimer zu sehen, und da habe ich meine Frau mitgebracht, sie ist nämlich Amerikanerin, das wirkt vielleicht beruhigend auf Mr. Mortimer. Wie geht es ihm denn?«
Frau Bergmoser schien beruhigt, dass das Gespräch sich jetzt auf unverfänglichere Regionen zubewegte, und nickte lächelnd. »Die Station berichtet, dass er gut geschlafen und heute auch schon gefrühstückt hat. Er hat praktisch seit dem Gespräch mit Ihnen gestern geschlafen. Wollen Sie gleich zu ihm?«
Ich nickte, worauf sie sich Richtung Fahrstuhl in Bewegung setzte. Als wir vor Mortimers Zimmer angelangt waren, fragte ich, als wäre mir das gerade erst eingefallen: »Meinen Sie, es ließe sich einrichten, dass ich etwas später ein paar Worte mit Frau Dr. Beauchamp wechsle? Herr Dupont hat uns gestern in ihrem Labor einander vorgestellt, und ich hätte da noch ein paar Fragen. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich Mortimer mit meiner Frau bekannt mache und die beiden Landsleute dann kurz miteinander allein lasse.«
Frau Bergmosers Stirn runzelte sich, sie war ohne Zweifel mit den Experimenten vertraut, die in Doktor Beauchamps Labor abliefen, und hatte offenbar keine Anweisungen von Dupont erhalten, wie sie sich in dieser Sache mir gegenüber verhalten sollte. »Also, ich weiß nicht …«, setzte sie an, aber ich wischte ihre Bedenken mit einer Handbewegung weg.
»Keine Sorge, Herr Dupont hätte ganz bestimmt nichts dagegen einzuwenden«, beschwichtigte ich sie. »Er hat mich ausdrücklich dazu aufgefordert, mit Frau Dr. Beauchamp zu sprechen«, fügte ich nicht ganz wahrheitsgemäß hinzu.
Ich merkte, wie es in ihr arbeitete, beobachtete sie scharf und stellte schließlich fest, dass ihre Stirn sich glättete. »Also gut, sagen Sie einfach der Stationsschwester Bescheid, wenn Sie zu Frau Dr. Beauchamp wollen, ich bringe Sie dann hin«, fügte sie sich ihrem Schicksal, klopfte an Mortimers Tür und trat ein.
»Ich bringen Ihnen Besuch, Herr Mortimer«, verkündete sie dem alten Mann, der in seinem Lehnsessel am Fenster saß und in den Park hinausblickte. Er trug wieder das T-Shirt mit dem Logo der St. Louis Cardinals.
»Hi, Frederic«, begrüßte ich ihn. »I want you to meet my wife Carol, she is an American like you.« Dass sie aus einem anderen Amerika als er stammte, verschwieg ich ihm bewusst und hatte auch Carol eingeschärft, sich als US-Amerikanerin auszugeben. Dieses Thema hatten wir ausführlich miteinander erörtert, und ich brauchte nicht zu befürchten, dass sie sich verschnappte. Schließlich sollte sie ja mit Mortimer nur Small Talk machen und mir den Rücken für meine Recherchen bei Frau Dr. Beauchamp freihalten.
Und die bedurften tatsächlich einiger Überredungskunst, denn die Dame im weißen Laborkittel gab sich zunächst sehr verschlossen. Ich hatte nur ein paar Worte mit Mortimer gewechselt, dann das Gespräch Carol überlassen und
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