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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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hatte ich schließlich auch nicht kapiert, wenn ich auch mehrmals zustimmend genickt hatte. Also nickte ich zustimmend.
    »Schön, damit kommen wir zum zweiten Teil Ihrer Frage, also wie Sie es anstellen müssen, um den ›Rutsch‹ zu erlernen. Dafür ist es, wie ich Ihnen leider sagen muss, nach meiner Schätzung gute fünfzig Jahre zu spät. Weil Sie nämlich in der Wahl ihrer Eltern und ihrer Großeltern ganz offensichtlich die falsche Entscheidung getroffen haben. Die Fähigkeit zum ›Rutsch‹ besitzen ausschließlich die Angehörigen meines Volkes, also die Nachkommen der Überlebenden des Meteoreinschlags vor etwa tausend Jahren, von dem Ihnen Herr Dupont ja bestimmt erzählt hat. Wenn Sie mir sagen, was er Ihnen im Detail erzählt hat, kann ich mich vermutlich etwas kürzer fassen und schneller zur Sache kommen.«
    Das klang vernünftig, und so schilderte ich mit knappen Worten, was Dupont mir über die ersten Kontakte zur Zeit der Französischen Revolution Ende des achtzehnten Jahrhunderts und die sich daran anschließende Entwicklung erzählt hatte. Ich versäumte auch nicht, von meinen Träumen zu berichten, und deutete an, dass ich zu dem Schluss gelangt war, dass einer meiner Vorfahren möglicherweise eine Verbindung mit einem Angehörigen ihres Volkes eingegangen sein könnte.
    Dr. Beauchamp nickte bedächtig. »Das ist natürlich nicht ganz auszuschließen. Was Sie da von Ihren Träumen sagen, deutet in der Tat darauf hin, dass Sie Erbgut unseres Volkes in sich tragen. Wie weit das auch aktiv den ›Rutsch‹ ermöglicht, kann ich allerdings nicht beurteilen. Wie schon gesagt, wir beschäftigen uns mit diesem Thema zwar seit mehreren Generationen, sind aber bisher über empirische Erkenntnisse nicht hinausgekommen.«
    »Ja, das hat mir Herr Dupont auch zu verstehen gegeben«, pflichtete ich ihr bei. »Aber das Experiment, dessen Zeuge ich gestern geworden bin – falls es ein Experiment war –, hat mich so fasziniert, dass ich das gerne am eigenen Leib versuchen würde. Spricht denn etwas dagegen, dass Sie mich auch vor diesen Monitor mit diesen dreidimensionalen Grafiken setzen und mich ausprobieren lassen, was ich dabei empfinde?«
    »Also ich muss schon sagen, Herr Lukas, das geht jetzt aber ziemlich weit. Mag ja sein, dass Herr Dupont Sie in das Geschehen bei uns eingeweiht hat, aber ich bin wirklich nicht sicher, ob ihm das recht wäre …«
    »Versuchen wir es doch einfach. Das muss Sie als Wissenschaftlerin doch auch interessieren. Ein Experiment, mehr nicht«, redete ich ihr zu.
    ***
     
    Vor mir schwang ein silbernes Pendel, im Hintergrund tönte leise Musik. »Sie spüren, wie Ihre Glieder sich erwärmen, um Sie wird es dunkel, Sie sehen das Pendel, es schwingt hin und her, hin und her, ganz langsam, Sie werden müde …«, dröhnte es in meinen Ohren. Die Stimme von Dr. Beauchamp war kaum wiederzuerkennen.
    »… und immer wärmer, Müdigkeit überkommt Sie …«, dröhnte die Stimme, und das Pendel verschwamm vor meinen ermüdenden Augen zu einem silbernen Oval, das hin und her schwang, hin und her … hin und her … Jetzt fiel mein Blick auf ein Gitterwerk aus roten und blauen Streifen, roten, senkrechten Stäben, wie ein Staketenzaun, und ein Stück dahinter blauen Querstangen, die sich jetzt in den Vordergrund schoben, dann wieder nach hinten wanderten, von den roten Stäben verdrängt wurden …
    Wohlige Wärme hüllte mich ein, das Bild der Stäbe und Stangen verschwamm, löste sich auf, wanderte. Jetzt war wieder das Pendel zu sehen, weiche Akkorde erklangen, dann wieder ein Summen …
    EIN GRELLER BLITZ , blau, wie eine elektrische Entladung, ein Ziehen und Zerren, ein stechender Schmerz, die Musik war verstummt, was jetzt an mein Ohr drang, klang eher wie das Rauschen von Laub, Töne, wie man sie beim Spaziergang im Wald hört, das Summen von Insekten, Knistern, Knacken, eine friedliche Wiesenlandschaft, dahinter das dunklere Grün eines Waldes, wieder ein blauer Blitz und erneut dieses Zerren und Ziehen …
    … und jetzt wieder das blau-rote Gitterwerk und die einschläfernde Musik, eine Stimme wie aus weiter Ferne …
    »Herr Lukas, können Sie mich hören? Herr Lukas?«
    Eine weiße Gestalt, schemenhaft, undeutlich wie ein Gespenst, nein, eine Frau im weißen Labormantel, vor mir auf einem Stuhl, ein Pendel hin und her schwingend, daneben ein Flachbildschirm, auf dem sich rote und schwarze Linien kreuzten, vor und zurück wanderten …
    »Herr Lukas, wachen Sie auf!«
    Ich

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