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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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nicht gleich verhungern werde. Und wie du sagst, telefonieren kann ich inzwischen ja auch. Wann fliegst du?«
    »Ich habe für morgen Mittag die Lufthansamaschine nach Atlanta gebucht und fliege von dort mit der Delta nach Savannah. Cindy wird mich abholen. Du brauchst mich nicht zum Flughafen zu bringen, es genügt, wenn du mich nach Rosenheim zur Bahn bringst, das ist für uns beide angenehmer.«
        
     

5
     
    Der Abend verlief recht harmonisch. Carol holte eine Flasche Wein aus dem Keller, stellte eine Käseplatte auf den Tisch und wir schalteten den Fernseher ein. Dass der nur aus einem unauffälligen silbernen Würfel von vielleicht zwanzig Zentimeter Kantenlänge mit ein paar Projektionslinsen bestand, überraschte mich inzwischen und nach Carols schon gestern erfolgter Einführung in die Technik des Alltags ebenso wenig wie die Tatsache, dass plötzlich ein dreidimensionales Bild einer Südseelandschaft im Raum stand, vor der die letzten Minuten einer Vorabendserie abliefen. Bloß die hervorragende Bildqualität nötigte mir Bewunderung ab – wobei Bild eigentlich nicht der richtige Ausdruck für die fast zum Greifen nahen Südseeschönheiten waren, die hier vor uns herumtänzelten.
    Die sich anschließende Nachrichtensendung lenkte meine Gedanken von der Bildtechnik ab und auf die Weltereignisse, die der Kommentator uns lieferte. Der Untergang einer überladenen Fähre im Südchinesischen Meer ließ mich ziemlich kalt, ebenso die Berichte über ein Erdbeben in Süditalien, schließlich gehörten solche Dinge auch in meiner Welt zum Alltag. Schon eher erregte ein Beitrag über die letzte Sitzung des Europasenats, wo sich offenbar die Vertreter Moldawiens und der Ukraine ein heftiges Wortgefecht wegen des Missbrauchs irgendwelcher Subventionen geliefert hatten, mein Interesse.
    »Europasenat?«, wunderte ich mich und sah Carol dabei fragend an. »Was ist das denn? Ich dachte, wir haben ein europäisches Parlament?«
    »Haben wir auch, das wird von den Bürgern der einzelnen Länder direkt gewählt, ist also die Volksvertretung. Der Senat ist die Länderkammer, ähnlich dem Senat, wie wir ihn in der Konföderation haben. Da schickt jede europäische Nation ihre Vertreter hin, und die streiten sich meistens wie die Raben über irgendwelche nationale Nichtigkeiten.«
    Das Bild hatte inzwischen gewechselt und zeigte einen sehr blass wirkenden Mann mit roter Stoppelfrisur, der an einem Schreibtisch und vor einer Mondlandschaft saß.
    »Unser Korrespondent auf dem Mond berichtet Ihnen jetzt über die neuesten Wasserfunde im Krater Clavius«, verkündete der Kommentator. »Sergei, darf ich bitten.« Zwei Sekunden der Stille verstrichen, dann konnte man sehen, wie sich die Lippen des Rothaarigen bewegten. »Guten Abend, was ja für Sie auf der Erde jetzt zutreffen dürfte«, begann er. »Vor drei Stunden hat unser Außenteam im Krater Clavius gemeldet, dass sie dort auf eine gewaltige Eisader gestoßen sind, die sich offenbar über mehrere Hundert Meter unter der Mondoberfläche erstreckt und damit Vermutungen bestätigt, die beim letzten Überflug aus dem Orbit angestellt wurden. Falls die Annahmen der Forscher zutreffen, handelt es sich um den bisher größten und wichtigsten Fund dieser Art, und wir können davon ausgehen, dass damit die Voraussetzungen für eine wesentliche Erweiterung der im Bereich Clavius bestehenden Stationen gegeben sein dürften.«
    Das Bild wechselte auf eine durchsichtige Kuppel, vor der ein Traktor und zwei Gestalten in Raumanzügen zu erkennen waren. Im Hintergrund konnte man etwa zwanzig Grad über der Mondoberfläche die Halberde sehen, die etwa die Größe eines Tennisballs hatte.
    Ich muss wohl ziemlich entgeistert in die Gegend gestarrt haben, denn Carol fragte besorgt: »Was ist denn? Habt ihr keine Mondstation? Die gibt es seit dreißig Jahren, und derzeit dürften dort oben an die hundert Wissenschaftler und Techniker im Einsatz sein. Es heißt, die wollen bald auch Familien dort hinschicken, und wenn die jetzt Eis gefunden haben, dürfte das bald passieren.«
    Ich erklärte ihr, dass ›wir‹ die bemannten Mondflüge vor vierzig Jahren aufgegeben hatten und auch wenig Aussicht bestand, dass sich daran in nächster Zeit etwas ändern würde. Eigentlich ganz gegen meine Gewohnheit, wenn es um so etwas ging, ließ ich mich aber nicht auf längere Erläuterungen ein, weil der Sprecher jetzt von einer Audienz berichtete, die der japanische Kaiser dem König von Hawaii,

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