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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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mit einem Anflug von Bewunderung für mich und beschloss, zu Hause über die Erbfolge im Hause Hohenzollern nachzulesen. Schließlich war Gustav Naturwissenschaftler, und seinesgleichen interessierte sich normalerweise nicht sehr für Politik.
    »Ich kann dich nicht daran hindern, dich mit deinem Roman lächerlich zu machen, aber denkbar ist so etwas schon. Nur wird es immer dabei bleiben, dass man darüber zwar die haarsträubendsten Theorien aufstellen kann und es vielleicht tatsächlich Hunderte, ja Tausende solcher paralleler Welten gibt, wir das aber nie erfahren werden, weil es ja keine Möglichkeiten gibt, von der einen in die andere zu gelangen. Das müssen wir leider euch Fantasten überlassen …«
    ***
     
    Das war in etwa der Tenor unseres Gesprächs gewesen, sinnierte ich, als ich wieder im Zug saß und die Ereignisse des Tages an mir vorüberziehen ließ. Zunächst hatte Carol mich nach dem Besuch in unserer Bankfiliale zum Bahnhof in Rosenheim gebracht, wo ich den Schnellzug nach München bestiegen und mich mit einer Zeitung am Fenster niedergelassen hatte. Die Landschaft, die da draußen am mir vorbeizog, unterschied sich durch nichts von der, die ich kannte. Erst als wir uns München genähert hatten, war mir aufgefallen, dass die Stadtsilhouette doch ein wenig anders aussah. Mehr Hochhäuser waren da zu sehen, und offenbar galt die alte Regel nicht mehr, dass kein Bauwerk höher als die Marienkirche sein durfte, denn es gab da ein paar Klötze aus viel Glas und ein wenig Beton, die mich eher an die USA oder an Japan erinnerten.
    Und das Taxi, das mich in die Uni und später wieder zum Bahnhof gebracht hatte, hatte sich völlig lautlos bewegt, war also sichtlich elektrisch angetrieben. Der Verkehr war mindestens genauso dicht, wie ich das in Erinnerung hatte, nur die Luft war reiner.
    Die Fahrt nach München hatte ich die meiste Zeit zum Fenster hinausgesehen oder gegrübelt, aber jetzt, auf der Rückreise, fand ich endlich Zeit, ein wenig in der Zeitung zu blättern.
Unionsparlament beschließt Anpassung des Bürgergeldes.
     
    Fasziniert las ich, dass das Parlament in Dresden wegen gestiegener Lebenshaltungskosten eine Anhebung des allen Bürgern der Europäischen Föderation zustehenden Bürgergeldes von 1232 Eurotalern – €T schrieb sich das – um 2,4 % beschlossen hatte. Ich wollte meinen Augen nicht trauen, zumal der Artikel den Vorgang mit einer Selbstverständlichkeit abhandelte, als handle es sich um einen Wetterbericht. Zum Glück für mein Seelenheil hatte die Redaktion einen Kasten eingeblendet, dem man entnehmen konnte, dass dieses sogenannte Bürgergeld 1992 mit großer Mehrheit beschlossen worden war und jedem Bürger der Europäischen Föderation, Fabrikarbeiter wie Bankdirektor, zustand. Um diese soziale Errungenschaft hatten die Parteien jahrelang gerungen und sich schließlich mehrheitlich dafür entschieden, als die Union gleichzeitig strenge Einreisebestimmungen erlassen hatte, die Ausländern den Aufenthalt in der Union nur bei Nachweis einer geregelten Beschäftigung erlaubten.
    Der nächste Artikel sprach den SF-Autor in mir an:
Kontakt zu Pallasexpedition wiederhergestellt: Vor drei Tagen abgerissene Funkverbindung auf Defekt im Antennensystem zurückzuführen. Mannschaft wohlauf. Astrokapitän Frederic Leclerc führt den Defekt auf die Kollision mit einem Mikrometeoriten zurück und berichtet, dass das Raumschiff sonst keinerlei Schäden aufweise. Die Gagarin soll planmäßig am 23. November auf dem Planetoiden landen und detaillierte Bodenuntersuchungen vornehmen. Eine unbemannte Sonde hatte 2003 auf dem Planetoiden Spuren von Eis festgestellt, eine wichtige Voraussetzung für die Errichtung einer ständigen Station.
     
    Ich ließ die Zeitung sinken. Das deutete darauf hin, dass in dieser Welt die Erforschung und Nutzung des Weltraums wesentlich größere Fortschritte gemacht hatte als ›zu Hause‹. Es gab eine Menge für mich zu lernen …
Japanischer Premier Komamura trifft sich in Lhasa mit chinesischem Präsidenten und Dalai Lama. Von dem mit Spannung erwarteten Treffen der drei Staatsmänner wird eine Erklärung erwartet, wonach alle territorialen Meinungsverschiedenheiten der Region beseitigt seien. Konkret bedeutet das, dass China den vor über sechzig Jahren durch die japanische Annexion weiter Teile Chinas geschaffenen Status quo anerkennt. Die chinesische Regierung hat in den beiden letzten Jahrzehnten ein hohes Maß an Eigenständigkeit gewinnen können,

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