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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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sie zu überzeugen. So mancher würde mich für verrückt halten, aber der eine oder andere würde mir auch glauben. Ja, Jacques hatte recht, wir hatten eine Chance. Wir mussten es nur richtig anstellen und durften nichts überstürzen.
    »Sie hatten doch vor, Urlaub in den CSA zu machen«, riss er mich aus meinen Gedanken. »Ich finde das eine gute Idee. Sie bekommen auf die Weise ein wenig Abstand und können ganz locker darüber nachdenken, wie wir weitermachen. Und ich werde, während Sie weg sind, meine Verbindungen spielen lassen und mir ebenfalls Gedanken machen, besser gesagt, ein paar unserer Leute auf dieses Projekt ansetzen. Und wenn Sie dann – wie lange wollten Sie denn bleiben? Vier Wochen? – wieder zurück sind, stellen wir eine Arbeitsgruppe zusammen und planen unser weiteres Vorgehen.« Er nickte, irgendwie selbstgefällig, ein Wesenszug, den ich an ihm bisher nicht kannte.
    »Übrigens, wie weit sind Sie denn mit Ihrem Buch?«, wechselte er plötzlich das Thema und strahlte regelrecht, als ich ihm erklärte, dass das Manuskript mit Ausnahme der angesprochenen Passagen der anderen Akteure praktisch fertig sei. »Dann schlage ich vor, dass wir uns möglichst bald zusammensetzen und Sie mich ›ausquetschen‹, wie Sie das so nett formuliert haben, und Sie sich dann schleunigst daranmachen, ein druckfertiges Manuskript abzuliefern. Anschließend dürfen Sie dann in Urlaub gehen.«
    Er grinste entwaffnend. »Und ich sorge dafür, dass es gedruckt und in die Amerikawelt gebracht wird, ein Vorabdruck sozusagen. Und anschließend, aber erst wenn Sie wieder zurück sind, überlegen wir uns, wie wir es hier lancieren.«
    Er blickte auf, winkte der Bedienung und bestellte zwei Cognac. »Dann sind wir uns also einig!«, strahlte er und hob sein Glas. »Auf gute Zusammenarbeit. Ich habe ja schon mal gesagt, dass wir am Anfang einer wunderbaren Freundschaft stehen.«
    Als wir eine Weile später das Lokal verließen und zu unseren Autos gingen, knuffte er mich verschwörerisch in die Seite. »Mit Ihrem Zwilling sind wir uns übrigens auch einig geworden. Er wird in der Germaniawelt für uns die Augen offenhalten und Ladox unterstützen.«
    Ich zuckte zusammen, aber er ließ mich nicht zu Wort kommen. »Ich weiß schon, das bleibt unter uns. Sagen Sie mir halt Bescheid, wenn Sie Carol informiert haben.« Wieder dieses verschwörerische Lächeln, bei dem mich das Gefühl beschlich, dass er in mir las wie in einem Buch. Und ob das an mir oder den hellseherischen Fähigkeiten der Gäler lag, war mir in diesem Augenblick ziemlich gleichgültig. Ich kam mir echt feige vor.
    ***
     
    An dieses Gespräch – es lag vier Wochen zurück – musste ich denken. Wir hatten uns an einem Sonntagvormittag in seinem Büro verabredet und den Recorder zwischen uns gestellt – natürlich kein Tonbandgerät, sondern ein drahtlos mit dem Mikro meines Mobi verbundenes Kästchen, etwa so groß wie eine Zigarettenpackung, mit einem kleinen Display, auf dem man sehen konnte, ob gerade gesprochen wurde. Der junge Mann in der ›Welt der Elektronik‹ hatte es mir aufgeschwatzt, als ich die Sachen für die Aufnahmen in der inzwischen abgebrannten Forsthütte gekauft hatte.
    Ich hatte Dupont über die Sitzungen in Luteta und seine Gespräche mit seinen Kollegen, insbesondere Ladox/Heinrich, ausgefragt, mir schildern lassen, was Bernhard ihm über seine Gefangenschaft und die Abenteuer im Generalgouvernement erzählt hatte, und Carol hatte sich an ihre Fertigkeiten aus ihrer Zeit als Sekretärin erinnert und alles abgetippt.
    Aus diesem recht umfangreichen Textmaterial hatte ich dann einige Szenen herausgearbeitet und von den jeweiligen Akteuren in Ich-Form erzählen lassen, um sie damit meinen eigenen Tagebuchaufzeichnungen anzupassen. Und was Antolax geheimnisvolles Ende anging, hatte ich einfach meine Fantasie walten lassen, war dabei aber vermutlich der Realität ziemlich nahe gekommen.
    Einmal in Fahrt gekommen, hatte ich mich in alte Zeiten zurückversetzt gefühlt, als ich auf meiner alten Olivetti-Schreibmaschine in nicht einmal vier Wochen so manchen Science-Fiction-Roman heruntergeklappert hatte.
    Das fertige Manuskript hatte ich dann noch vor der Abreise nach Amerika Jacques übergeben und ihn gebeten, es noch einmal von einem Lektor überarbeiten und dann in Manuskriptform drucken zu lassen. Diese Probeexemplare waren für seinen Mitarbeiterstab, in erster Linie aber für Carol in der Amerikawelt bestimmt.
    Nach der Rückkehr

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