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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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mit Dollars oder mit Talern belohnte, belehrte ich mich.
    »Und vielen Dank auch, dass Sie eigens hier raufgekommen sind«, fügte ich hinzu. »Mögen Sie einen Schluck Bier?«, erkundigte ich mich dann, ganz der perfekte Gastgeber.
    »Naa, dankschee, ii muas weida«, wehrte der junge Mann betrübt ab und stieg wieder in seinen Geländewagen.
    Ich wandte mich wieder der durch sein Kommen unterbrochenen Lektüre zu, musste aber nach kurzer Zeit feststellen, dass ich mit den Gedanken nicht bei der Sache war. Sie schweiften immer wieder zu Carol und den Kindern sowie der Erkenntnis, wie unsäglich allein und fremd ich doch hier war.
    Ich hatte jetzt schon zum dritten Mal die Einleitung zu Michael Shaaras ›Geschichte der nordamerikanischen Staaten‹ zu lesen begonnen, ohne wahrzunehmen, was ich da eigentlich las. Nur dass Michael Shaara auch in meiner Welt seine Karriere als Science-Fiction-Schriftsteller begonnen und als angesehener Historiker beendet hatte, war mir bewusst – und dann fragte ich mich, wie es wohl in dieser technisch weiter fortgeschrittenen Welt um die Science Fiction bestellt sein mochte.
    »Solltest du ja eigentlich wissen«, hatte sie hinzugefügt, »du schreibst doch auch …« Dann war sie verstummt. Und hatte verblüfft den Kopf geschüttelt, als ich ihr erklärt hatte, dass dies in der Tat auch für mich, Bernd, zutraf.
    Ich legte das Buch beiseite und nahm mir die Tageszeitung vor.
    »Flottenbesuch der britischen Nordpazifikflotte in Yokohama – Symbol für nachlassende Spannungen im Fernen Osten«, lautete die Schlagzeile. Offenbar hatte es vor ein paar Wochen einen Zwischenfall vor der kanadischen Küste gegeben, als ein Flottenverband des japanischen Kaiserreichs die von Britannien festgesetzte 200-Meilen-Zone verletzt hatte. Kanada, zu dem in dieser Welt auch Alaska und ein Teil des (in meiner Welt US-amerikanischen) Staates Washington gehörten, hatte scharf protestiert, und einige Journalisten hatten die Befürchtung geäußert, Japan wolle mit dem Säbel rasseln … »Zum ersten Mal seit der offiziellen Beendigung der kriegerischen Auseinandersetzung mit China, deren Ergebnis die Weltgemeinschaft zähneknirschend hingenommen hatte«, schwadronierte der Kommentator.
    »Bundestag diskutiert Bürgergeld«, lautete die nächste Überschrift, die mir in die Augen fiel. Carol hatte schon erwähnt, dass jeder Bürger der Europäischen Föderation Anspruch auf ein Bürgergeld hatte. Diese Regelung hatte bei ihrer Einführung heftige Diskussionen zwischen den Parteien ausgelöst, sich aber bald als wichtiges Mittel zum sozialen Ausgleich erwiesen und die starken Migrationsbewegungen zwar nicht beendet, aber doch in erträgliche Bahnen gelenkt. Die Befürchtung, ein erheblicher Teil der Bevölkerung würde sich jeglicher Arbeit entziehen, hatte sich nur in geringem Maße bewahrheitet, dafür hatten die europäischen Staaten Transferleistungen jeglicher Art praktisch einstellen können. Da jeder Eurobürger zwischen dem siebzehnten und siebenundzwanzigsten Jahr zu zwei Jahren Gemeinschaftsdienst verpflichtet war, hatten sich auch die anderen Befürchtungen nicht erfüllt, die sich mit dem BG verbanden, wie man es allgemein nannte, nämlich dass die öffentlichen Aufgaben nicht mehr würden erledigt werden können.
    Der Artikel, auf den ich aufmerksam geworden war, befasste sich auch nicht sehr kontrovers nur mit den alljährlich erfolgenden Revisionsrunden, bei denen Politik und Wirtschaft jeweils eine Anpassung an die Lebenshaltungskosten vornahmen.
    Mir rauchte der Kopf, obwohl ich erst eine knappe halbe Stunde in der Zeitung geblättert hatte, und ich legte das Blatt beiseite. Diese Welt zu begreifen war, keine Frage von Tagen, dazu würde ich Wochen brauchen. Dabei war es doch viel wichtiger, meine persönliche Situation zu erkunden und einen Weg zurück in meine eigene Welt zu finden, auch wenn diese hier so manche Aspekte hatte, in der sie der meinen überlegen schien.
    Mein Blick fiel auf den Schlüssel, den der junge Forstangestellte mir gebracht hatte, und ich beschloss, jetzt gleich zur Hütte aufzubrechen. Ich griff mir eine Taschenlampe, Papier und Bleistift und eine Kamera – endlich einen Gegenstand, der sich nicht von den Kameras meiner Welt unterschied –, schlüpfte in eine Windjacke und zog los, nicht ohne Charlie zum Mitkommen aufzufordern. Obwohl auch er ein Fremder war, verschaffte der Hund mir irgendwie ein Gefühl der Dazugehörigkeit, zumal er sich mit meiner

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