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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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Rätsel.
    In Deutschland war es jetzt zehn Uhr morgens, also konnte ich meinen Vorsatz verwirklichen und anrufen.
    »Aber du hast doch versprochen, dass ich beim nächsten Mal mitkommen darf«, beklagte sich Jessica, die ich noch zu Hause antraf. Sie liebte Amerika und war schon ein paar Mal sowohl in den UNS wie auch in der Konföderation gewesen. »Und wieso so plötzlich, habt ihr euch gestritten?«
    Seltsam, das schien der erste Gedanke eines jeden zu sein, der von meiner plötzlichen Solo-Reise erfuhr. Dabei führten Bernhard und ich wirklich eine harmonische Ehe und stritten uns ganz selten, und dann auch nur über wirklich wichtige Dinge, etwa nicht abgesprochene Einkäufe oder Urlaubsziele und dergleichen …
    Ich versicherte Jessie, dass das nicht der Fall sei, und erzählte, inzwischen zum dritten Mal, von Bernhards Buch und seinem Bedürfnis, allein zu sein, was Jessie auch ohne Weiteres schluckte. Wir plauderten ein paar Minuten über Belanglosigkeiten, und ich versprach, mich bald wieder zu melden, um ein paar Bestellungen entgegenzunehmen. Insbesondere die Konföderation galt wegen des niedrigen Dollarkurses als Einkaufsparadies für Textilien. Die Baumwollplantagen waren immer noch die wichtigste Industrie des an Rohstoffen armen Landes. Infolge der niedrigen Löhne, die hier bezahlt wurden, waren die Endprodukte, die aus diesem reichlich vorhandenen und Jahr für Jahr nachwachsenden Rohstoff gewonnen wurden, einer der wichtigsten Exportartikel.
    Das Gespräch mit Max verlief in ähnlichen Bahnen, nur dass er sich offenbar ein Zerwürfnis zwischen seinen Eltern ohnehin nicht vorstellen konnte und die Legende von Bernhards Buch kommentarlos zur Kenntnis nahm. Ich hatte auch den Eindruck, dass er nicht ganz bei der Sache war. Geräusche im Hintergrund legten die Vermutung nahe, dass er nicht allein war. Er hatte sich erst vor ein paar Wochen von seiner Freundin getrennt, was bei ihm im Abstand von einigen Wochen immer wieder geschah. Ich vermutete, dass sich da gerade eine neue Romanze anbahnte, vermied es aber, danach zu fragen.
    Jetzt war Bernd an der Reihe, aber ich erreichte nur den Anrufbeantworter, was mir eigentlich gar nicht unangenehm war. Ich berichtete von meiner unversehrten Ankunft und versprach, es später noch einmal zu versuchen, und legte auf.
        
     
     

Bernd Lukas
   
8
     
    Ich hatte wieder geträumt, wieder von der Hütte und den Männern in den uniformähnlichen Hosen. Das hatte den Entschluss in mir reifen lassen, heute noch einmal nachzusehen, ob in der Hütte nicht doch irgendwelche Spuren oder Hinweise zu entdecken waren. Ich nahm mir auch vor, dort eine Nachricht zu hinterlassen, nur für den Fall, dass es da wirklich Leute geben sollte, die in irgendeiner Weise mit meinem Schicksal zu tun hatten.
    Zunächst aber wollte ich in die Ortschaft, mir Geld aus dem Automaten ziehen, Lebensmittel und – besonders wichtig – Zeitungen kaufen und in der Ortsbibliothek ein paar Bücher ausleihen, um mich gründlich über diese Welt und ihre Geschichte zu informieren. Ich bezweifelte zwar, dass ich in Büchern irgendwelche Hinweise auf meine ›Versetzung‹ finden würde, wollte das aber auch nicht ganz ausschließen. Ganz abgesehen davon hatte schon immer mein besonderes Interesse der Geschichte gegolten.
    Doch zuallererst verlangte Charlie sein Recht. Er hatte sich inzwischen offenbar an mich gewöhnt und ließ sich gutwillig anleinen. Wir schlenderten zwanzig Minuten durch den Wald und ließen uns dann in der Morgensonne auf der Terrasse nieder. Charlie in seinem Körbchen, ich am Esstisch, auf den ich schon vorher die Kaffeemaschine gestellt hatte. Nach der zweiten Tasse Kaffee fuhr ich los. Die Straße mit den fremdartigen Schildern war mir inzwischen schon ein wenig vertrauter. Auch das gleichmäßige, kaum vernehmbare Summen des Hybridmotors war mir nicht mehr fremd. Vor der Tür der Berghütte hing wieder ein Schloss, aber damit würde ich mich am Nachmittag auseinandersetzen. Ich hatte das Forstamt von meinem Einbruch verständigt und versprochen, für die Kosten des Schlosses aufzukommen, worauf man aber großzügig verzichtet hatte.
    Auf den Umgang mit dem Geldautomaten hatte Carol mich vorbereitet: Er verlangte meinen Fingerabdruck, dann forderte eine angenehme Automatenstimme mich auf, in die Kamera zu blicken, ein kurzes Aufblitzen und ich hatte mein Geld.
    Die junge Dame in der Ortsbibliothek, Frau Grasmeier, und ich waren alte Bekannte, ich holte mir beinahe

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