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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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ein leises Schluchzen am anderen Ende. Bildverbindung hatten wir nicht, dafür waren die technischen Voraussetzungen am anderen Ende nicht gegeben.
    »Ob das wirklich den Tatsachen entspricht, kann ich nicht beurteilen«, relativierte ich Duponts Erklärung. »Der Mann ist nicht hundertprozentig offen, was einen ja nicht zu wundern braucht. Schließlich haben sich diese Burschen bei uns eingenistet und schmarotzen. Da können sie logischerweise nicht mit offenen Karten spielen.«
    »Ja, aber was er sagt, klingt doch einleuchtend, oder nicht?«, wandte sie ein. »Sollten wir da nicht ein Lebenszeichen schicken? Du hast das ja auch vorgeschlagen, aber er schien davon nicht so erbaut. Oder habe ich dich da missverstanden?«
    »Nein, hast du nicht, aber ich denke, damit sollten wir noch ein wenig warten. Ich muss das einfach alles erst verdauen, und du solltest es dir auch überlegen. Ich finde, er hat schon recht, wenn er meint, dass das alles nur noch schlimmer machen würde. So, als würden wir uns damit ein für alle Mal damit abfinden, dass es keinen Weg zurück gibt.«
    Carol schluchzte, brachte ein paar Augenblicke kein Wort heraus.
    »Ich denke, wir sollten es für heute dabei belassen«, beschloss ich deshalb, das Gespräch zu beenden. »Ich bin müde, und du hast jetzt eine Menge zu verarbeiten. Ich will zusehen, dass ich mich morgen wieder bei dir melde, dann hat sich das alles gesetzt, und wir können ein wenig rationaler an die Sache herangehen.«
    Das hätte ich wahrscheinlich nicht sagen dürfen, denn sie schluchzte nur umso lauter.
    »Ich bin doch ganz rational«, herrschte sie mich dann an. »Glaubst du, es macht mir Spaß, hier ganz auf mich gestellt und vielleicht für immer von meinem Mann getrennt dazusitzen? Aber geh ruhig schlafen.« Sie legte auf.
        
     

Carol Lukas
   
17
     
    Kaum dass ich aufgelegt hatte, wurde mir bewusst, wie ungerecht mein Ausbruch gewesen war. Bernd hatte mir gegenüber schließlich keinerlei Verpflichtungen, brauchte mich überhaupt nicht zu informieren und trug keine Schuld daran, dass ich von meinem Mann getrennt war. Und ihn, nicht mich, hatte es in eine im fremde Welt verschlagen, auch wenn ich immer noch nicht ganz begriff, wie das hatte geschehen können. Aber das änderte nichts an den Tatsachen. Ich spielte mit dem Gedanken, sofort zurückzurufen und mich bei ihm zu entschuldigen, aber dazu war ich einfach noch zu aufgewühlt, und vielleicht würde ich damit die Sache auch nur schlimmer machen. Außerdem waren Überseetelefonate in der Konföderation teuer, sehr teuer sogar, und auch wenn meine Familie sicher nichts dagegen gehabt hätte, ich war hier nur Gast.
    Nein, ich würde mich beim nächsten Gespräch entschuldigen und bis dahin einfach mit meinem schlechten Gewissen leben.
    Es gab also kein Zurück, ich musste mich damit abfinden, dass ich Bernhard mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wiedersehen würde. Eine Nachricht in jene andere Welt übermitteln, würde im Augenblick tatsächlich alles viel schlimmer machen, zumindest so lange, wie es noch einen Funken Hoffnung gab. Und den hatte Bernd ja offenbar, wenn er mir auch nicht hatte erklären können, worauf sich diese Hoffnung stützte. Aber er war eben Optimist, auch darin glich er meinem Bernhard.
    Erst jetzt merkte ich, dass ich den Hörer immer noch in der Hand hielt und mein rechtes Ohr vom langen Telefonieren ganz heiß war. Ich legte auf und ging ins Freie, setzte mich auf den Schaukelstuhl auf der Veranda und sah zum nächtlichen Sternenhimmel auf. Es war Neumond, die Sterne glitzerten wie Tausende winzige Lämpchen am schwarzen Firmament. Unendlich weit entfernt, dachte ich, so weit wie jene andere Welt, von der Bernd sagte, dass sie dicht neben der unseren liege, nur einen Lidschlag entfernt, hatte er einmal gesagt, und doch unerreichbar fern sei.
    Ich wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
    Cindy durfte mich so nicht sehen, unter keinen Umständen. Sie und Greg waren bei Freunden eingeladen, würden aber bald nach Hause kommen. Es wurde immer schwerer, ihr und Greg zu erklären, was ich eigentlich hier wollte. Dass mich die Sehnsucht nach ihnen hierher geführt hatte, glaubten sie mir nicht, und ich spürte, dass sie immer noch rätselten, ob nicht doch Eheprobleme dahintersteckten, Probleme zwischen mir und meinem Mann, den sie beide schätzten. Solche gab es ja wirklich, wenn auch ganz andere, als sie ahnten oder wissen durften. Manchmal war mir danach, ihnen die ganze

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