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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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sah sie mit ihrem gebräunten Teint und dem hochgesteckten Haar blendend aus, fand ich, als ich auf sie zusteuerte. Sie hatte ein paar Einkaufstüten neben sich auf dem Boden stehen, also offenbar ihre Bekanntschaft mit der vertrauten deutschen Modewelt nach einer Woche der Abstinenz erneuert.
    »Und, hast du im Krankenhaus etwas Interessantes erfahren?«, wollte sie wissen und musterte mich erwartungsvoll.
    Ich winkte ab. »Ja, aber das erzähle ich dir später. Dupont wird gleich kommen, und ich möchte dich darauf vorbereiten. Wie schon gesagt, ich vertraue dem Mann nicht hundertprozentig, sei also vorsichtig. Vor allem bitte keine spontane Einladung zu uns.« Carol hatte gern Gäste und neigte dazu, Leute, die ihr sympathisch waren, ohne lang zu überlegen, zu uns einzuladen. Ich weiß das zu schätzen, da ich selbst von eher zurückhaltendem Naturell bin, aber im Falle Dupont neigte ich zu besonderer Vorsicht. Und das Verschwinden Mortimers gab mir erneut zu denken. Ich hätte wetten mögen, dass Dupont da irgendwie die Hand im Spiel hatte.
    Dass ich ihn zu diesem Treff eingeladen hatte, war wohlüberlegt. Ich hatte das geplant, seit Carol aus Amerika zurückgekehrt war. Ich wollte ihm klarmachen, dass wir beide zusammenhielten und dass er es nicht nur mit mir, sondern auch mit einer intelligenten, weltgewandten Frau zu tun hatte. Und je mehr Leute in meine Geschichte eingeweiht waren, umso gründlicher würde er es sich überlegen, mich irgendwie verschwinden zu lassen …
    »Da kommt er«, riss ich mich aus meinen eigenen Gedanken, als ich Dupont auf der anderen Straßenseite auftauchen sah. Er war heute ganz leger gekleidet, schlichte Leinenhose, hellblaues Polohemd und offene Sandalen ohne Socken, beinahe zu leicht für einen Spätsommertag, fand ich. Als er das Lokal betrat, winkte ich ihm zu.
    »Carol, ich möchte dir Herrn Dupont vorstellen, ich habe dir ja von ihm erzählt. Herr Dupont, das ist meine Frau Carol, sie ist gestern von einem Besuch bei ihrer Familie in Georgia zurückgekehrt. Wir hatten in Rosenheim zu tun, und da dachte ich, Sie sollten einander kennenlernen. Wir werden ja in nächster Zeit öfter miteinander zu tun haben.«
    Dupont verbeugte sich leicht und begrüßte Carol mit Handkuss, ganz Kavalier der alten Schule. Der Mann brachte mich immer wieder zum Staunen. »Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, gnädige Frau, Ihr Mann hat mir viel von Ihnen erzählt«, schwadronierte er und wartete dann formvollendet, bis ich ihn aufgefordert hatte, an unserem Tisch Platz zu nehmen.
    »Ich war im Kreiskrankenhaus und habe mich nach Herrn Mortimer erkundigt«, fiel ich gleich mit der Tür ins Haus und musterte ihn dabei aufmerksam.
    Aber Dupont zuckte mit keiner Wimper.
    »Das hatte ich erwartet, ich wollte Sie deshalb schon anrufen, aber dann dachte ich, Sie würden es sicherlich selbst im Fernsehen hören«, nickte er. »Ganz offensichtlich aus Ihrer Zeitlinie. Höchst eigenartig. Wie ich schon sagte, uns ist noch kein einziger solcher Fall bekannt. Soll ja schon ein älterer Herr sein, habe ich gehört. Vermutlich nicht jemand wie Sie, der sich als Schriftsteller schon mit solchen Phänomenen befasst hat und sich deshalb einigermaßen orientieren konnte. Sie müssen wissen, gnädige Frau«, er wandte sich dabei Carol zu, »Ihr Mann hat seine Situation verblüffend schnell analysiert, er will mir bloß nicht glauben, dass sie endgültig ist.«
    Jetzt schon zum zweiten Mal ›gnädige Frau‹! Der Kerl ist wirklich perfekt ausgebildet, auf jede gesellschaftliche Situation vorbereitet , dachte ich.
    Carol hatte bis jetzt geschwiegen, aber jetzt fühlte sie sich angesprochen. »Mit dieser Situation, wie Sie es nennen, will ich mich auch nicht abfinden. Mein Mann, wie Sie ihn bezeichnen, ist schließlich nicht mein Mann, der ist ja von hier verschwunden und sorgt sich vielleicht um mich. Und das Ganze ist Ihre Schuld, ich meine, nicht Ihre persönlich, aber die Ihrer Leute. Dass Bernd« – dabei schwenkte ihr Blick kurz zu mir – »sich damit nicht abfinden will, ist doch klar. Schließlich ist er von seiner Familie getrennt. Und das hat gar nichts damit zu tun, dass er diese Situation analysieren kann.«
    Wir hatten keine Zeit gehabt, uns die Gesprächsführung zurechtzulegen, aber Carol hatte genauso reagiert, wie ich mir das gewünscht hatte. Ich musste immer wieder staunen, wie ähnlich sich die beiden Carols doch waren.
    »Schon gut, Carol«, tat ich so, als wolle ich sie

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