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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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beschwichtigen. »Herr Dupont war bisher sehr offen zu mir und bedauert das, was geschehen ist, auch sehr. Wir sollten ihm also keine Vorwürfe machen. Ich habe dieses Treffen hauptsächlich vorgeschlagen, damit auch du ihn kennenlernst, weil ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben habe, dass wir gemeinsam irgendwie einen Ausweg finden. Sagen Sie, Herr Dupont«, fuhr ich dann wieder zu ihm gewandt fort, »was mit diesem Mortimer anscheinend passiert ist, legt doch die Vermutung nahe, dass eine Versetzung zwischen den Zeitlinien, ein ›Rutsch‹, doch nicht so selten und ungewöhnlich ist, wie Sie das mir gegenüber dargestellt haben. Ich meine, für Leute, die nicht ihrem Volk angehören. Haben Sie übrigens vor, sich mit den Behörden in Verbindung zu setzen? Sie könnten doch ›sachdienliche Angaben‹ machen, wie es in der Behördensprache so schön heißt.«
    »Um Himmels willen, nein, das könnte unübersehbare Folgen haben. Ich kann auch Sie und Ihre Gattin nur noch einmal eindringlich bitten, Ihr Wissen für sich zu behalten.«
    »Aber Mortimer wird doch irgendwann und irgendwo wieder auftauchen. Dann wird man ihn befragen, ihm zusetzen, ihn gründlicher untersuchen, als das bisher geschehen ist. Und sobald ihm jemand die richtigen Fragen stellt, könnten doch auch andere Leute eins und eins richtig zusammenzählen, ich meine so, dass dabei zwei herauskommt …«, versuchte ich, ihn zu provozieren.
    »Oder haben Sie mit seinem Verschwinden zu tun?«, setzte ich nach, ohne ihm eine Chance zur Antwort zu lassen, und musterte ihn dabei scharf, sah auf seine Hände, die er ineinander verschränkt hatte. Seine Daumen zuckten leicht, aber das war natürlich kein Beweis.
    Eine Bedienung erschien und nahm unsere Bestellungen auf, in beiden Fällen Cappuccino. Carol saß bereits vor einer Tasse Tee.
    Dupont wartete, bis die junge Frau sich entfernt hatte, und schüttelte dann den Kopf. »Was denken Sie!«, wehrte er ab. Er hatte sich völlig im Griff. »Wenn der Mann zu mir käme – und dazu hat er nicht den geringsten Anlass –, würde ich ihm dasselbe sagen, was ich Ihnen gesagt habe, und würde ihn ebenfalls bitten, sich mit seiner Lage abzufinden. Und wenn er Hilfe bräuchte, würde ich ihm die anbieten. In aller Diskretion natürlich.«
    Er wandte sich wieder Carol zu. »Sie haben Ihrer Familie gegenüber doch nichts erwähnt?«, erkundigte er sich mit besorgter Miene. »Ihr Gatte, ich meine Herr Bernd Lukas«, dabei zuckte er etwas verlegen die Achseln, »hat Ihnen das ja nahegelegt, soweit ich weiß.«
    Carol schüttelte den Kopf. »Nein, das hatte ich Bernd versprochen, und daran habe ich mich auch gehalten«, bestätigte sie.
    Unser Cappuccino kam, und ich wechselte das Thema. Was ich hatte wissen wollen, glaubte ich jetzt zu wissen. Dupont hatte beim Verschwinden Mortimers die Hand im Spiel. Irgendwie. Das stand für mich fest. »Haben Sie sich die Ausstellung im Lokschuppen schon angesehen?«, fragte ich ihn und erklärte Carol auf deren fragenden Blick, worum es sich handelte.
    Als Dupont das bejahte und die Ausstellung als überaus instruktiv bezeichnete, war damit ein Thema für die nächste halbe Stunde gefunden, worauf ich eine weitere Verabredung vorschützte und wir uns voneinander verabschiedeten, natürlich nicht ohne die Zusage, in Kontakt zu bleiben.
    »Und was hältst du von unserem neuen Bekannten?«, fragte ich Carol, als wir das mittägliche Verkehrsgewühl in Rosenheim hinter uns gelassen hatten und auf der Landstraße Richtung Unterwössen rollten.
    »Aalglatt, ganz wie du ihn geschildert hast, und mit perfekten Manieren«, meinte sie und fügte nach kurzer Pause hinzu: »Ich nehme an, du glaubst ihm kein Wort. Aber er ist sehr sympathisch.«
    »Kein Wort wäre übertrieben, aber Mortimers Verschwinden geht auf sein Konto. Irgendwie. Ob das gut oder schlecht ist, kann ich noch nicht beurteilen. Jedenfalls werde ich unsere Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Ich werde heute noch ein paar Überwachungskameras bei uns im Haus einbauen. Ich habe keine Lust, auch plötzlich vom Erdboden zu verschwinden. Zumindest so lange nicht, wie ich nicht weiß, wohin.«
    Dann fing ich an, Carol von dem Gespräch mit Dr. Weber zu berichten, und mir wurde plötzlich bewusst, wie gut Dupont doch über Einzelheiten informiert gewesen war.
    Ich trat abrupt auf die Bremse, so abrupt, dass Carol zusammenzuckte. Gut, dass sie angeschnallt war.
    »Was hast du denn?«, fuhr sie mich an.
    »Entschuldige, mir ist

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