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Nebenweit (German Edition)

Nebenweit (German Edition)

Titel: Nebenweit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Zwack
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hat, dich vielleicht auch verschwinden lassen will?«
    »Allerdings, das wäre aus seiner Sicht nur logisch. Schließlich hat er ja deutlich zu verstehen gegeben, dass er und seine Leute im Untergrund arbeiten.«
    »Untergrund? Wie meinst du das?«
    Natürlich. In einer Welt, die seit beinahe hundertfünfzig Jahren Krieg nur mehr als etwas kannte, was allenfalls irgendwo in Übersee stattfand, waren solche Begriffe unbekannt. Ich hatte ihr zwar vom Kalten Krieg erzählt, aber es war natürlich nicht zu erwarten, dass sich das besonders tief bei ihr festgesetzt hatte. Ich erklärte es ihr. »So wie ich seine Arbeit hier verstehe, sind er und seine Organisation, von der ich nur eine sehr vage Vorstellung habe, außer dass sie recht leistungsfähig sein muss, damit betraut, uns hier zu bespitzeln und Medikamente und technische Erkenntnisse ›mitzubenutzen‹, um es einmal höflich auszudrücken, oder etwas deutlicher formuliert: uns zu beklauen. Der zweite Teil ihrer Aufgabe besteht darin, ihre Existenz und ihr Wirken geheim zu halten. Wer auch immer von der Existenz von Parallelwelten weiß, stellt für Dupont und seine Leute eine potenzielle Gefahr dar. Deshalb habe ich mir auch bei all unseren Gesprächen große Mühe gegeben, ihm klarzumachen, dass ich meine sämtlichen Erkenntnisse gut dokumentiert und an mehreren Stellen verwahrt habe und diese sofort an die Öffentlichkeit gehen würden, falls mir irgend etwas zustoßen sollte.«
    Um Carols Mundwinkel zuckte es. Mein Beruf hatte mich gelegentlich in brenzlige Situationen gebracht, aber im Großen und Ganzen war ich nie in ernsthafter und akuter Gefahr gewesen.
    Vermutlich galt das ebenso für Bernhard, der als leitender Angestellter des Siemenskonzerns auch des Öfteren Zielscheibe für unangenehme Zeitgenossen gewesen sein dürfte.
    »Ich muss mir noch überlegen, wie ich Dupont gegenüber mit diesem neuen Wissen umgehe«, fuhr ich fort. »Unterdessen werde ich aber für alle Fälle bei uns im Haus ein paar Minikameras anbringen und alles aufzeichnen, was im Haus geschieht. Zum Glück hat mir der pickelige junge Mann in der ›Welt der Elektronik‹ drei zusätzliche solche Kameras angedreht, als ich letzte Woche den Geräteschuppen verwanzt habe.«
    »Verwanzt?« Ein verständnisloser Blick Carols erinnerte mich erneut daran, dass dies eine sorglosere Welt war, und führte erneut zu einem Kurzkolleg über Spionagetricks im Kalten Krieg.

21
     
    Als wir die Hügelstrecke zu unserem Haus hinaufrollten, waren in einiger Entfernung Feuerwehrsirenen zu hören Bei genauerem Hinsehen konnte man ein Stück vor uns eine Rauchwolke in den blauen Nachmittagshimmel steigen sehen. Die Brandstelle lag offenbar auf unserem Weg, denn die Sirenentöne wurden von Minute zu Minute lauter. Dann bogen wir um eine Wegbiegung und sahen am Wegrand einen Löschzug stehen. Feuerwehrleute in Schutzkleidung mit weißen Helmen mit Plastikvisier versuchten, der Flammen Herr zu werden, die aus einem Schuppen am Hang schlugen … dem Schuppen, in dem meine Odyssee in einer fremden Welt begonnen hatte.
    Wie es aussah, war von der Hütte und ihrem Inhalt nichts mehr zu retten. Die Feuerwehrleute waren nur noch bemüht, den Brand einzudämmen und zu verhindern, dass das Feuer auf die umstehenden Bäume überschlug. Als ich anhielt und Anstalten machte auszusteigen, winkte mich einer der Männer in Feuerwehrmontur weiter. »Bitte nicht stehen bleiben, das ist hier gefährlich und Sie behindern uns bei der Arbeit«, forderte der Mann mich auf.
    »Wie ist es denn zu dem Brand gekommen?«, erkundigte ich mich naiv und erntete ein Achselzucken. »Keine Ahnung. Zündelnde Kinder, eine weggeworfenen Zigarette, was weiß ich. Jedenfalls sind wir zu spät gekommen, um die Bude noch retten zu können. War ja auch bloß ein Geräteschuppen«, meinte der Mann, worauf ich das Fenster wieder nach oben summen ließ und weiterfuhr.
    »Dupont am Werk«, erklärte ich. »Spuren beseitigen. Hoffentlich lässt er unser Haus nicht auch abfackeln.«
    »Jetzt siehst du aber Gespenster«, versuchte Carol, mich zu beruhigen.
    Doch mein Argwohn ließ sich nicht so leicht verdrängen. Ich würde heute noch die Kameras im Haus anbringen und einen weiteren Bericht an Richard in Oxford und an unseren Anwalt auf den Weg bringen.
    ***
     
    Zu Hause angekommen bestätigte sich zwar mein Argwohn nicht, was mich jedoch nicht davon abhielt, einen Kontrollgang um Haus und Grundstück und durch sämtliche Räume zu machen,

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