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Nebenwirkungen

Nebenwirkungen

Titel: Nebenwirkungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Woody Allen
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in der Hand hatte.
    Im Laufe der Wochen siechte Iskowitz dahin. Einmal sah er entkräftet zu Mendel auf, der bei ihm stand, und murmelte: "Lenny, ich liebe dich. Wirklich." Mendel nahm Meyers ausgestreckte Hand und sagte: "Danke, Meyer. Hör mal, war Miss Hill heute hier? Ha? Könntest du vielleicht ein bißchen lauter sprechen? Du bist so schwer zu verstehen." Iskowitz nickte schwach. "Aha", sagte Mendel, "und worüber habt ihr so geredet? Etwa auch über mich?"
    Mendel hätte natürlich nie gewagt, sich Miss Hill zu erkennen zu geben, denn er sah sich in der mißlichen Lage, daß er nicht wollte, sie könne je den Gedanken haben, er sei aus irgendeinem anderen Grund, als Meyer Iskowitz zu besuchen, so häufig dort.
    Manchmal brachte den Kranken sein Zustand an der Schwelle des Todes dazu, daß er philosophierte und dann Dinge sagte wie: "Wir sind hier, und wir wissen nicht, warum. Es ist vorbei, ehe wir wissen, was in den Karten liegt. Es kommt darauf an, sich des Augenblicks zu erfreuen. Leben heißt glücklich sein. Und doch glaube ich, daß Gott existiert, und wenn ich mich umsehe und das Sonnenlicht durch das Fenster hereinfluten oder abends die Sterne hervorkommen sehe, dann weiß ich, daß Er irgendeinen endgültigen Plan hat und daß der gut ist."
    "Ganz recht, ganz recht", pflegte dann Mendel zu antworten. "Und Miss Hill? Ist sie noch mit Norman zusammen? Hast du rausgekriegt, worum ich dich gebeten habe? Falls du sie siehst, wenn sie morgen diese Untersuchungen mit dir machen, finde es bitte raus."
    An einem regnerischen Apriltag starb Iskowitz. Ehe er das Zeitliche segnete, sagte er Mendel noch einmal, daß er ihn liebe und daß Mendels Teilnahme für ihn in diesen letzten Monaten die rührendste und innigste Erfahrung gewesen sei, die er je mit einem anderen Menschen gehabt habe. Zwei Wochen später trennten sich Miss Hill und Norman, und Mendel begann sich mit ihr zu verabreden. Sie hatten eine Affäre, die ein Jahr dauerte, und dann gingen sie ihrer Wege.
    "Das ist ja ’ne dolle Geschichte", sagte Moskowitz, als Koppelmann diesen Bericht über die Oberflächlichkeit Lenny Mendels schloß. "Das zeigt wieder mal, wie schlecht doch manche Leute sind."
    "So hab ich das nicht verstanden", sagte Jake Fischbein. "Ganz und gar nicht. Die Geschichte zeigt, wie die Liebe zu einer Frau einen Mann dazu befähigen kann, seine Todesängste zu überwinden, und wenn auch bloß für eine Zeitlang."
    "Worüber redest du eigentlich?" mischte sich Abe Trochmann ein. "Der springende Punkt der Geschichte ist doch, daß ein Sterbender der Nutznießer der plötzlichen Leidenschaft seines Freundes für eine Frau wird."
    "Aber sie waren nicht Freunde", wandte Lupowitz ein. "Mendel ging aus Pflichtgefühl hin. Und aus Egoismus ist er immer wieder hingegangen."
    "Was macht das schon?" sagte Trochmann. "Iskowitz bekam menschliche Nähe zu spüren. Er starb getröstet. Daß Mendels Gier nach der Krankenschwester der Beweggrund dafür war-was soll’s?"
    "Gier? Wieso denn Gier? Mendel kann doch trotz seiner Oberflächlichkeit zum erstenmal in seinem Leben Liebe empfunden haben."
    "Was macht das schon? sagte Bursky. "Wen kümmert’s, was der Knalleffekt der Geschichte ist? Falls sie überhaupt einen Knalleffekt hat. Es war eine unterhaltsame Anekdote. Bestellen wir doch was."

Die Frage
     
     
    Das folgende Stück ist ein Einakter, der auf einem Vorfall im Leben Abraham Lincolns beruht. Der Vorfall mag wahr sein oder auch nicht. Der springende Punkt ist, ich war müde, als ich das schrieb.
     
     
I
     
    (Lincoln winkt mit jungenhaftem Eifer seinen Pressesekretär George Jennings zu sich ins Zimmer.) 
     
    JENNINGS: Mr. Lincoln, Sie haben mich holen lassen?
    LINCOLN: Ja, Jennings. Kommen Sie rein. Setzen Sie sich. 
    JENNINGS: Ja, Mr. President?
    LINCOLN: (außerstande, ein Feixen zu unterdrücken) Ich möchte mit Ihnen eine Idee besprechen.
    JENNINGS: Natürlich, Sir.
    LINCOLN: Wir haben das nächste Mal eine Konferenz für die Herren von der Presse ... 
    JENNINGS: Ja, Sir...?
    LINCOLN: Wenn ich um Fragen bitte ... 
    JENNINGS: Ja, Mr. President...?
    LINCOLN: ... erheben Sie Ihre Hand und fragen mich: Mr.President, was meinen Sie, wie lang sollten die Beine eines Menschen sein?
    JENNINGS: Wie bitte? 
    LINCOLN: Sie fragen mich: was ich meine, wie lang die Beine eines Menschen sein sollten. 
    JENNINGS: Darf ich fragen, warum, Sir?
    LINCOLN: Warum? Weil ich eine unheimlich gute Antwort darauf habe. 
    JENNINGS:

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