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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Metern zu machen. Haben Sie bemerkt, wie eine dieser Kreaturen den Laborleiter mehrere Meter nach hinten geschleudert hat? Mit einer einzigen Bewegung seiner Pranke. Kein Mensch kann unter normalen Umständen so viel Kraft entwickeln.« »Vielleicht hat sich das Labor geirrt«, warf Hannah ein. »Vielleicht haben sie die Proben verwechselt, oder es ist ihnen absichtlich falsches Material untergeschoben worden. Vielleicht hat man den Tatort präpariert, um eine falsche Spur zu hinterlassen. Vielleicht wurde das alles inszeniert, um uns an der Nase herumzuführen.«
    Pechstein schüttelte den Kopf. »Wir sollten eher davon ausgehen, dass es echt war. Je länger ich darüber nachdenke, umso logischer erscheint es mir.« »Was meinen Sie?«
    »Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir es nicht mit normalen Menschen zu tun haben. Diese Wesen sind völlig entartet. Ich sage bewusst Wesen. Sie bilden sich vermutlich ein, Tiere zu sein, und leben völlig abseits jeglicher menschlicher Verhaltensregel. Sie kennen keine Gesetze, keine Moral und keine Gnade. Es hat derlei Fälle schon früher gegeben: Menschen, die unter Tieren aufgewachsen sind, die von Affen oder Hunden großgezogen wurden und deren Verhaltensweisen übernommen haben. Lange Zeit hat man diese Geschichten als Unfug abgetan, sie ins Reich der Legenden und Parawissenschaften verbannt, doch moderne Studien haben belegt, dass es diese Fälle wirklich gegeben hat und immer noch gibt. Natürlich brauchen sie immer jemanden, der sie führt. In diesem Fall der Schamane. Er ist die Schlüsselfigur.« »Und was ist mit ihrer enormen Kraft? Wie erklären Sie die?« »Als ich sagte, unter normalen Umständen könne man nicht so viel Kraft entwickeln, so meinte ich, dass es unter besonderen Umständen durchaus möglich wäre.« »Wie denn?«
    »Durch Einnahme von Drogen. Bestimmte Substanzen wie etwa Steroide können zu einem enormen, wenn auch kurzzeitigen Kraftzuwachs führen. Es gibt bestimmte Pflanzen, die solche Substanzen auf natürlichem Wege produzieren, Pilze zum Beispiel. Aber natürlich lassen sie sich auch chemisch synthetisieren.«
    »Dann haben wir es also hier mit Leuten zu tun, die sich als Wölfe und Schamanen verkleiden, Einbrüche begehen und Menschen entführen? Ich bitte Sie, viel absurder geht es ja kaum noch.«
    Pechstein lehnte sich zurück. »Religionen haben bei den Menschen schon immer zu absurden Handlungsweisen geführt. Kasteiungen, Selbstverstümmelungen und sogar Menschenopfer.«
    »Das ist allerdings wahr«, gab Hannah kleinlaut zu. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihre Gespräche mit Michael und Stromberg. Irgendwie schien sich in letzter Zeit alles um religiöse Kulte und deren bizarren Auswüchse zu drehen. »Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass diese Wolfsmenschen vielleicht einer Sekte angehören, einer uralten Religion?« Der Ex-Kommissar sah sie prüfend an. »Es könnte sich um eine Art Tierkult handeln, einen Glauben, der hier beheimatet war, lange ehe die Menschen Ackerbau und Viehzucht betrieben haben. Der Schamane gibt uns einen Hinweis darauf. Eine Religion, die es trotz der Ausbreitung des Christentums geschafft hat, in irgendeinem verborgenen Winkel zu überleben. Ein Kult, der den Schamanismus genauso aktiv pflegt wie die Anbetung der Himmelsscheibe. Wissen Sie, was ich glaube?«
    Hannah sah ihn aufmerksam an.
    Seine Stimme wurde leiser. »Ich glaube, dass wir es hier mit einer Gruppe von Menschen zu tun haben, denen das eigene Leben genauso wenig bedeutet wie das Leben anderer, und die gewillt ist, alles zu tun, um ihren abscheulichen Plan in die Tat umzusetzen.«
    Hannah spürte den wahren Kern in seinen Worten. Wer immer dieser Ex-Kommissar sein mochte, er wusste viel mehr über den Fall, als er ihr gegenüber zugeben mochte. »Hören Sie, Herr Pechstein, ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Bei dem Einbruch kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, und schon gar nicht bei der Suche nach irgendwelchen Verrückten, die sich Drogen reinziehen und sich für Wölfe ausgeben. Das übersteigt meine Fähigkeiten. Ich habe eine lange Reise hinter mir und einen Haufen Arbeit. Am liebsten würde ich in meine Wohnung zurückkehren und mich etwas entspannen.«
    »Sie sind nicht gerade ein Teamplayer, oder?«
    »Nein, bin ich nicht«, entgegnete Hannah in einem Tonfall, der
    eine Spur zu scharf war. »Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, Ihren Job zu erledigen. Das müssen Sie schon selbst machen.«
    »Dann wollen

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