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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Straße frei zu machen.« »Offenbar hat Kommissar Werner die Anweisung geändert. Soweit ich weiß, sollen die Löschfahrzeuge über die Waldstraße zum Hochtal geleitet werden.« »Komme ich dort mit meinem Auto durch?« »Eigentlich darf ich niemanden ...« Er sah in Idas Augen und erstarrte. »Ja natürlich, sofort. Aber geben Sie acht, das Feuer ist an manchen Stellen schon sehr nah an die Straße herangekommen.« Er entfernte die Absperrung. Ida nickte ihm kurz zu, dann gab sie Gas.
    Die Straße nach Unterschierke zweigte kurz hinter der Absperrung nach links ab. Nach ein paar Kurven und einer schmalen Brücke ging es hinüber zu den Besucherparkplätzen. Obwohl dieser Teil eigentlich für die Löschfahrzeuge frei gehalten werden sollte, liefen hier überall Menschen herum. Ein Blick in ihre Gesichter genügte, um zu sehen, dass sie kurz vor einer Panik standen. Wieso waren hier keine Polizisten, die die Leute beruhigten? Ida drückte auf die Hupe und fuhr weiter. Am Ende des Parkplatzes öffnete sich ein schmaler Weg, der Richtung Norden führte. Das musste die Waldstraße sein. Rauchschwaden drangen durch das Dickicht und erfüllten die Luft mit beißendem Gestank. Ida fuhr vorsichtig, nicht zuletzt, damit ihr X5 auf der holperigen Strecke nicht aufsaß. Aber wenn der 4x4-Antrieb die Strecke nicht schaffte, schafften es die Löschfahrzeuge auch nicht. Der Rauch war hier so dicht, dass man jeden Moment damit rechnen musste, einer Flammenwand oder einem umgestürzten Baum gegenüberzustehen. Hustend und nach Atem ringend, fuhr sie weiter. Die einzige Devise hieß: Augen zu und durch.
    Nach einem knappen Kilometer tauchte plötzlich das hohe Gebäude der Jugendherberge aus dem Qualm auf. Hustend und nach Atem ringend, parkte sie den Wagen vor dem Eingang. Über sich hörte sie das Dröhnen von Rotoren. Der Hubschrauber war da. Wenigstens etwas.
     
     
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    John streckte seine Finger, so weit es ging. Das Schwert, das Hannah fallen gelassen hatte, lag nur eine halbe Armlänge von ihm entfernt. Könnte er doch nur seine Hände etwas weiter strecken. Aus den Augenwinkeln sah er, dass hinter seinem Rücken gekämpft wurde. Hannah rang mit einem der Wächter. Cynthia, die von der Wucht der Explosion nach hinten geschleudert worden war, schien betäubt zu sein. Blut lief aus einem ihrer Ohren. Und Hannah brauchte Unterstützung. Allein würde sie dem übermächtigen Gegner auf Dauer unterliegen. Er musste etwas tun.
    Die meisten der Anwesenden waren geflohen oder lagen, wie die Hohepriesterin, am Boden. Michael schien der Einzige zu sein, der in all dem Chaos den Überblick bewahrt hatte. Doch der Schamane war momentan keine Gefahr. Mit halb geschlossenen Lidern, den Opferdolch auf Augenhöhe haltend, murmelte er irgendwelche Beschwörungen. So verrückt das auch klingen mochte, aber es sah aus, als würde er mit dem verdammten Ding reden.
    Niemand achtete auf John, und es war klar, dass dies vielleicht seine letzte Chance war, freizukommen. Noch einmal streckte er seine Hände nach dem rettenden Schwert aus. Er ignorierte den Schmerz und bog und wand seine Finger, bis er glaubte, sie würden ihm abfallen. Die Lederfesseln schnitten in sein Fleisch. Er zog, er riss und streckte sich. Nichts. Er stand kurz davor, aufzugeben, als das Unglaubliche geschah. Sein linker Mittelfinger berührte Metall. Er drehte den Kopf und hielt die Luft an. Seine Bemühungen hatten die Lederschlaufen offenbar so weit gedehnt, dass seine Hände einen größeren Spielraum hatten. Von neuer Hoffnung beflügelt, machte er weiter. Mit äußerster Anstrengung gelang es ihm, auch noch den Zeigefinger auf die Schneide zu bekommen. Er krümmte die Finger so lange, bis seine Nägel Halt in einer der scharfkantigen Gravuren fanden. Langsam und mit äußerster Konzentration zog er seine Finger zurück, hoffend, dass seine Nägel nicht brachen. Millimeter um Millimeter gelang es ihm, das Schwert so nahe heranzuziehen, dass er es mit beiden Händen packen konnte. Vorsichtig richtete er es auf, so dass die Schneide nach oben zeigte. Dann drückte er die Lederriemen darauf. Langsam und mit unendlicher Vorsicht begann er, seine Hände hin und her zu bewegen. Ein Schnappen signalisierte ihm, dass der erste Riemen bereits durchschnitten war. Voller Eifer machte er weiter, als sein Blick auf Michael fiel. Der Schamane hatte seine Beschwörung beendet und sah ihn direkt an. Schlimmer noch: Er lächelte. Sein Mund war zu einem langen, schmalen Schlitz

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