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Nebra

Nebra

Titel: Nebra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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in welche Richtung sich das Feuer ausbreitet. Beeilen Sie sich, es sieht nach einer verdammten Katastrophe aus! Benrath aus.« Sie beendete das Gespräch und wählte Steffen an. Es dauerte ein paar Sekunden, dann knackte es in der Leitung. Seine Stimme war wegen der lauten Musik im Hintergrund kaum zu hören.
    »Steffen, hier ist Ida. Ich habe hier ... du hast es auch gesehen? Umso besser. Sieht verdammt ernst aus. Ja, ich habe die Notfallzentrale schon verständigt. Du musst die Veranstaltung abbrechen. Sofort, verstehst du? Die Löschfahrzeuge brauchen eine Gasse. Was ...? ... ist mir egal, was ihr mit den Bühnen macht. Verschiebt sie, reißt sie ab, macht sie dem Erdboden gleich, Hauptsache, die Straße ist frei. Und sieh zu, dass du die Leute ins Tal geschafft bekommst, nach Unterschierke oder in den Kurpark, egal wohin, nur weg von der Straße. Ich werde zusehen, dass ich Busse organisieren kann, mit denen wir die Leute evakuieren. Nicht die Autos, nein, die verstopfen uns nur die Straßen. Was ...? Warum diese Eile?« Sie blickte auf die Brockenspitze und auf die immer weiter um sich greifenden Flammen. Sie hatten die Richtung geändert und begannen jetzt, den Berg abwärtszuwandern. Ida erschauerte. »Weil da eine verfluchte Feuerwalze auf euch zurollt, darum.«
    Steffen schaltete sein Funkgerät ab und blickte in Richtung Bergspitze. Himmel, Ida hatte recht. Wo eben noch ein rotes Schimmern hinter den Baumwipfeln zu sehen war, erblickte er jetzt lodernde Flammen, die augenscheinlich rasch näher kamen. Wie konnte das sein, es wehte doch überhaupt kein Wind? Bei der Geschwindigkeit, mit der sich die Flammenwand durch den Wald fraß, würde sie in einer halben Stunde Schierke erreicht haben. Nie und nimmer würde er es in dieser Zeit schaffen, die Bühnen abräumen zu lassen und die Leute von der Straße zu bekommen. Er musste sich etwas einfallen lassen. Von seiner Position aus konnte er das schwache Schimmern der Waldstraße auf der anderen Seite des Baches erkennen. Wenn es ihnen gelänge, die Einsatzfahrzeuge über die schmale Brücke am Ortseingang zu leiten, könnten sie es vielleicht schaffen. Vorausgesetzt, die Äste der umliegenden Bäume hingen nicht zu tief. Er spürte, dass er nur diese eine Option hatte. Steffen nahm seine Beine in die Hand und rannte die Straße zurück zur Einsatzzentrale.
     
     
67
     
    Hannah erhob sich mit zitternden Knien. Ihre Augen brannten vom Widerschein der mächtigen Flammen. Ihr Kopf schwirrte, und Übelkeit stieg in ihr auf. Die Druckwelle hatte sie mehrere Meter weit zurückgeworfen und sie gegen eine große tönerne Vase geschleudert. Hannah glaubte, jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper zu spüren. So wie ihr schien es vielen anderen in der Höhle auch ergangen zu sein. Unweit der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte, lag der in Federn gehüllte Körper der Hohepriesterin. Sie rührte sich nicht mehr. Ob sie bewusstlos war oder tot, ließ sich nicht feststellen. Was um alles in der Welt war geschehen? Was war das für eine Explosion gewesen, woher waren der Blitz und der Donner gekommen? Michael war gewillt, jeden Einzelnen von ihnen umzubringen, so viel war klar, aber wie weit würde er tatsächlich gehen? Ihr Verstand weigerte sich immer noch, die letzte Konsequenz aus dem Gesehenen zu ziehen. Was eben geschehen war, konnte genauso gut das Ergebnis einer geschickten pyrotechnischen Darbietung gewesen sein, auch wenn es dafür eines enormen technischen Aufwands bedurft hätte. Eine mittelgroße Sprengladung, ein wenig Blitzpulver - Dinge, mit denen die Menschen seit Jahrhunderten hinters Licht geführt wurden. Einem Wahnsinnigen wie Michael war durchaus zuzutrauen, dass er mit solchen Tricks arbeitete. Niemand schien jedoch mit der Heftigkeit der Inkarnation gerechnet zu haben - am wenigsten Michael selbst. Hannah sah, wie er sich mühsam aufrappelte, blind nach dem Dolch tastend. Über ihm, auf dem Monolithen, lag der Körper der getöteten Frau. Ihr fiel das Bild auf der Steintafel wieder ein, dem Duncansby Head. Keine Ahnung, warum sie jetzt gerade daran denken musste, aber die Ähnlichkeit zwischen Michael und dem Priester auf jener Abbildung war verblüffend. Vor allem wegen dieses Dolches. Er schien eine große Bedeutung zu ha-ben. Wenn sie nur wüsste, welche.
    Ein Ruf von links riss sie aus ihren Gedanken. Es war Cynthia. Mit zitternder Hand deutete sie auf die Gefangenen. »John. Schneid ihn los. Beeil dich!«
    Hannah klaubte das Schwert aus

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