Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
Zivilisationen können den Schirm mittlerweile anhand seiner Sekundäremissionen anmessen und werden sich wundern.«
Nok schüttelte sprachlos den Kopf. Sie verstand kein Wort von dem, was ihr Scorch in seinem Redeschwall gerade eröffnete. Der Schwacke machte eine andächtige Pause und fuhr langsamer fort. Vermutlich wollte er dadurch die folgenden Worte unterstreichen.
»Die einen sind mir gefolgt und hierher gekommen, um euch im Kampf gegen den unbekannten Feind zur Seite zu stehen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe, je nachdem über welches Volk wir sprechen. Meist sind es Gefühle, die offenbar viele intelligente Lebensformen teilen. Ehre, Dankbarkeit oder Schuld – und das alles, weil Menschen geholfen haben, einen Herrscher, Despoten, Ratsführer, Diktator oder König aus der Gefangenschaft Morgotradons zu befreien. Wie sagt man bei den Menschen doch gleich? Ihr habt was bei ihnen gut. Manche Spezies nehmen solche Dinge mehr als wörtlich. Andere haben sich angeschlossen, weil sie nicht wissen, wie sie auf die plötzlich bewusst gewordene Bedrohung reagieren sollen. Vielleicht besitzen sie einfach eine ängstliche Natur oder wollen Konflikten aus dem Weg gehen. Möglicherweise sehen sie in den Menschen Vorbilder. Sie suchen vor allem Schutz, Rat, Führung oder Beistand. Manchen geht es darum, euch zu unterstützen, andere werden euch nur zur Last fallen.«
Diesmal verstand Nok den Schwacken besser. Sie lächelte nachsichtig und bedankte sich mit einem Kopfnicken, worauf Scorch sofort kreischte.
»Was für eine Unart! Zeige lieber nicht so erfreut deine weißen Kalzium-Kauleisten! Wo fruchtbare und schmackhafte Multup-Pilze sprießen, da sind auch schlorische Wanderschleimer nicht weit!«
»Was sagt der Schwacke da?«, fragte der Kommunikationsoffizier verständnislos.
»Ich glaube, es handelt sich um ein Gleichnis. Vermutlich will er andeuten, wo Licht ist, da ist auch Schatten, oder etwas in der Art«, spekulierte Nok.
»Natürlich haben sich auch Völker in die Flotte eingeschlichen, die man eher als unangenehme Zeitgenossen bezeichnen würde. Als Handelspartner vielleicht noch akzeptabel, aber nicht unbedingt Brüder im Geiste.«
Nok hob eine Augenbraue an. »Und warum sind so viele Schwackenraumschiffe dabei?«
Scorch schoss ein wenig in die Höhe.
»Natürlich um unseren wichtigsten Schatz in Sicherheit zu bringen. Unsere Weibchen!«
Nok schmunzelte, wurde aber sofort wieder ernst.
»Ich nehme an, es gibt so etwas wie einen Abgesandten oder Vertreter für jedes Volk? Oder gibt es jemand, der für alle Flüchtlinge sprechen kann?«
»Ja und nein«, antwortete der Schwacke nichtssagend. »Manche könnten es vielleicht, tun es aber nicht. Andere würden es gern tun, aber können es nicht.«
»Wie auch immer. Ich möchte einen Vertreter jeder Spezies in unsere Sternenhalle einladen. Wir müssen uns arrangieren und es gibt einiges zu besprechen! Kannst Du meine Einladung an die Schiffe und ihre Kommandanten weiterleiten?«
»Ich schätze den menschlichen Drang, die Dinge in die Hand zu nehmen, sich zusammenzusetzen und alles besprechen zu wollen. Ich hatte das Privileg mit zwei erstklassigen Exemplaren eurer Gattung zu reisen. Manchmal kommt dabei sogar etwas Vernünftiges heraus«, erwiderte Scorch und wippte unruhig auf seinem Sitzkissen auf und ab. »Aber es zeigt mir auch, dass ihr auf dem galaktischen Parkett noch sehr unerfahren seid. Andernfalls würdet ihr euch hüten, solch einen Vorschlag zu machen. Schlimm genug, dass ihr euch die Froniten ins Haus geholt habt. Wurde der Sauerstoff bereits reduziert?«
»Nuri Jawa kümmert sich um diese Wesen. Wie soll ich deine andere Bemerkung verstehen?«, wollte Nok wissen.
»Nun, manche Völker dieses Trosses passen hervorragend in das Beuteschema anderer Spezies. Ich würde sie nicht alle in einem Raum zusammenbringen. Ich gebe keine Garantie, dass nach solch einer Konferenz noch genauso viele Vertreter anwesend sind, wie zu ihrem Beginn.«
Der Schwacke ordnete seine Bemerkung offenbar als humoristische Einlage ein und konnte sich einige Sekunden lang kaum beruhigen.
Genau in einem Moment, in dem selbst Nok nicht mehr genau wusste, was sie dem Schwacken antworten sollte, brach eine Meldung der Ortungsabteilung die Stille und sorgte für erneute Anspannung.
»Kommandantin! Soeben ist Sedna wieder auf den Ortungsschirmen unserer Langstreckentaster erschienen! Das Kuiper-Objekt hat seine Dimensionsblase verlassen und ist in das
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