Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")

schmerzlich sie auch sein mögen«, griff Arkroid etwas energischer ein. Der Mariner erkannte erstmals, wie labil die Progonautin war, wenn es um Angelegenheiten ihres Volkes ging.
Es war vielleicht ein Fehler sie mitzunehmen
, dachte Arkroid mit Unbehagen.
    »Wo kommst du ins Spiel? Wieso hast du von all dem gewusst und ihnen nicht geholfen?«, fragte Vasina aufgebracht. »Ich dachte deine Kosmische Moral ist so hoch stehend und weit entwickelt!«
    »Welcher Gedankengang lässt dich den Schluss ziehen, ich wollte den Progonauten nicht helfen?«, fragte der Techno-Kleriker ruhig. »Ich habe mich angeboten eine Nachricht zu einem anderen Sonnensystem zu tragen, denn ich konnte die Zukunft der Gestrandeten errechnen. Trotzdem lehnten sie mein Angebot ab.«
    »Sie lehnten es ab?«, fragte Vasina fassungslos.
    »Ich habe ihren Wunsch nach langer Diskussion und mehreren Anläufen schließlich respektiert«, antwortete 40028 und zog sich vom Lager der Progonautin zurück. »Sie hatten große Angst und wollten ihren Standort nicht preisgeben. Ich glaube sie rechneten damit, entdeckt und verfolgt zu werden.«
    Toiber Arkroid zog tief die Luft ein. »Du warst nie wieder dort, um nachzusehen, wie es den Progonauten später erging?«
    »Hast du eine Vorstellung davon, wie groß und unendlich weit der Kosmos ist, Mensch? Wie viele Schicksale sich jede Sekunde erfüllen, wie viele Völker untergehen oder aufsteigen und wie viele Tragödien sich jede Minute ereignen?«, kam die Gegenfrage ruhig zurück.
    »Bringt mich zu einer ganz anderen Frage.«
    Lai Pi startete einen kläglichen Versuch, die ernste Diskussion in andere Bahnen zu lenken. »Benötigst du eigentlich niemals neue Batterien? Neunhunderttausend Jahre im Kosmos unterwegs! Das ist unglaublich!«
    »Viele Lebensformen äußern Erstaunen, wenn sie von meiner Existenzspanne hören. Dabei seid es ihr Organischen, die mit ihrer Lebensenergie so verschwenderisch haushalten, das ihr nur einen kurzen Atemzug des Universums in euch aufnehmen könnt.«
    »So kann man es natürlich auch sehen«, antwortete Lai Pi und rollte sich auf die Seite.
    Damit war die Diskussion vorerst zum Erliegen gekommen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und die waren Privatsache.

Im Schwackenschiff
    »Halten sie das wirklich für eine gute Idee?«, wollte Vasina wissen. »Vielleicht sollten wir unser Quartier nicht ohne Scorchs Genehmigung verlassen.«
    »Der Schwacke hat uns nicht ausdrücklich angewiesen in der Unterkunft zu bleiben«, entgegnete der Mariner reserviert.
    »Mir schlafen bereits alle Extremitäten ein, also vertreten wir uns etwas die Beine. Vielleicht gibt es etwas Interessantes in den Nachbarräumen zu entdecken. Wenn sie möchten, dann bleiben sie hier und warten auf uns. Sie können 40028 Gesellschaft leisten.«
    Vasina warf trotzig ihre Haare zurück. »Ich komme mit!«
    Arkroid gab Lai Pi ein kurzes Zeichen und öffnete dann mit Hilfestellung des Spezialisten das Eingangstor, das die klimatisierte Kabine vom Rest des Schiffes trennte. Als das schwere Schott mit einem schleifenden Geräusch zur Seite fuhr, strömte warme und feuchte Luft in den Raum. Arkroids Kleidung fühlte sich augenblicklich nass an und selbst der an wärmeres Klima gewohnte Lai Pi, begann zu schwitzen.
    Dicht hinter Arkroid, Lai Pi und Vasina folgte unaufgefordert der Techno-Kleriker. Offenbar wollte sich der Robot ebenfalls anschließen.
    »Bist du sicher, dass du mit uns kommen möchtest? Es wäre fatal, wenn die feuchte Luft in dir noch einen Kurzschluss auslöst.« Lai Pi grinste schelmisch.
    »Warum sagen sie das, Lai Pi? Diese Gefahr besteht auf keinen Fall, wie sie bereits wissen sollten«, antwortete 40028 freundlich.
    »Mein Körper kann jedwede Umwelteinwirkung von meinem Innersten abschirmen. Aber vielleicht solltet ihr besser auf euch achten. Ich registriere einen Cocktail von Pheromonen und Spurenelementen, die ihr unter euren Armen ausschüttet. Hat das eine besondere Bewandtnis?«
    »Ich glaube, er meint du riechst etwas streng«, lachte der Mariner um Beherrschung ringend und zwinkerte Vasina belustigt zu. Doch die Progonautin konnte oder wollte diese Art Humor nicht verstehen.
    »Ich kann in dieser Frage dem Techno-Kleriker nur zustimmen«, bemerkte sie reserviert.
    Die beiden Männer zuckten kurz mit den Schultern und setzten sich langsam in Bewegung.
    »Bemerkt ihr auch die erhöhte Schwerkraft? Scorch hat nicht nur das Klima in unserer Kabine reguliert, sondern auch die