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Necroman

Necroman

Titel: Necroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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fest. Sie fuhr sich nervös durch ihr Haar und schüttelte heftig den Kopf.
    »Was ist denn jetzt los?« fragte ich.
    »Riechst du nichts?«
    »Nein, was sollte ich riechen?«
    »Die Luft ist anders geworden!« sagte Glenda mit fester Stimme. »Sie sie stinkt.«
    Ich hob die Schultern. »Das kann von draußen kommen.«
    »Nein.«
    Die Entschiedenheit ihrer Antwort wunderte mich. »Du meinst, aus dem Innern?«
    »Ich denke schon.« Sie schnallte sich los. »Fahr du mal weiter, John«, sagte sie und drehte sich auf dem Sitz, um dorthin schauen zu können, wo der Kessel mit dem Weihrauch stand.
    Zuerst gab sie keinen Kommentar ab, dann aber hörte ich ihre leise Stimme. »Der Geruch wird stärker, John…«
    »Ja, du hast recht.« Das hatte ich nicht nur einfach so dahingesagt, es war mir tatsächlich aufgefallen, dass es in unserem Wagen stank. Es war auch kein normaler Gestank, der durch das Gebläse ins Innere gelangt war, dieser Geruch war einfach anders und auf eine ganz besondere Art und Weise widerlich. Es roch nach Verwesung!
    Ein Unding, das sagte ich mir auch, und ich glaubte noch an einen Irrtum, aber nicht lange, denn ich konnte den aufdringlichen Gestank nicht ignorieren.
    Glenda blickte noch immer nach hinten. Sie sprach, und dabei hatte sie Mühe. »Ja, ich sehe es jetzt. Da ist etwas mit dem verdammten Kessel passiert.«
    »Was denn?«
    »In seinem Innern glüht es«, flüsterte sie. »Ich kann es deutlich durch die Löcher erkennen. Das unheimliche Rot, als lägen dort heiße Kohlen.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Doch, John, doch.« Sie hustete, und ich suchte bereits nach einem Platz, wo ich anhalten konnte, um frische Luft in den Rover zu lassen.
    Aber es war nicht so einfach. Ich sah nicht, wie der Rauch aus den Löchern quoll, doch ich entdeckte die Wolken im Innenspiegel, als sie in die Höhe gestiegen waren und sich unter dem Autohimmel ausbreiteten.
    Dabei verdichtete sich der Gestank, und jetzt musste ich Glenda Perkins recht geben.
    Es roch tatsächlich nach Moder. Nach Verwesung, nach altem Fleisch, das allmählich verging.
    Meine Hände lagen am Lenkrad. Ich fuhr weiter, aber ich bekam kaum mehr mit, wohin ich den Rover lenkte. Ich tat alles automatisch, mein eigener Wille war zurückgestuft worden, und ich sah auch, dass sich der Rauch immer mehr ausbreitete und ebenfalls in meine Richtung zog, wobei sich der abnorme Gestank immer mehr verstärkte, so dass ich die Luft anhielt.
    Vor uns fuhren die anderen Wagen. Rechts und links ebenfalls. Wir befanden uns auf einer breiten Straße, die nicht weit von der Themse entfernt entlang führte. Es gab keine Lücke, in die ich den Rover lenken konnte, und mir ging es von Sekunde zu Sekunde schlechter. Ich konnte noch einen Blick nach links werfen, wo Glenda nicht mehr normal saß, sondern in ihrem Sitz hing - schlaff und zugleich völlig bewegungslos.
    »Luft!« keuchte ich. »Verdammt noch mal, ich brauche Sauerstoff!«
    Dazu bedurfte es nur einer kleinen Handbewegung. Wenn ich den Kontakt drückte, sirrte die Scheibe nach unten.
    Es war nicht zu schaffen. Ich kriegte keine Hand vom Lenkrad weg. Ich war einfach zu müde, zu schlapp und zu starr. Ich fuhr, aber ich merkte es kaum. Zudem verdichtete sich der verdammte Rauch und floss in trägen, nach Verwesung stinkenden Bahnen durch den Wagen.
    In den letzten Sekunden hatte ich den Atem angehalten. Irgendwann musste ich Luft holen. Ich musste das Fenster öffnen oder die Tür! Das musste doch zu schaffen sein!
    Ich schaffte es nicht. Der verdammte Qualm war Gift, ein magisches Gift, dem ich nichts entgegensetzen konnte. Glenda hatte es schon vorher erwischt. Sie konnte mir nicht mehr zur Seite stehen. Ich musste hier allein durch und versuchte noch einmal, mich auf die Fahrerei zu konzentrieren. Meine Augen brannten, als hätte irgend jemand eine ätzende Flüssigkeit hineingeträufelt. Der Blick war längst nicht so klar, wie er hätte sein sollen. Die anderen Autos waren für mich zu einer nebliggrauen Schlange geworden, die sich immer mehr auflöste.
    Wie ich. Zwar saß ich normal hinter dem Steuer, nur nahm ich es nicht mehr bewusst wahr. Man hätte mich auch irgendwo ins Leere setzen können, es wäre mir kaum aufgefallen.
    Dennoch setzte ich der anderen Kraft einen gewissen Widerstand entgegen. Ich wollte auf keinen Fall einen Unfall verursachen, hupte, fiel dabei auf die Hupe, hörte auch den Klang, allerdings gedämpft, und in diesen langen Ton hinein brandeten die Klänge der anderen

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