Necromancer - The Death of the Necromancer
zuschauen.«
»Was habt ihr gesehen?«
»Ein paar Schlägertypen ham die Konstabler abgedrängt und sich den Inspektor geschnappt. Sie wollten ihn an dem alten Galgen aufhängen. Ich hab Nic, den Captain und Crack ganz aus den Augen verloren, und auf einmal sind sie dort wieder aufgetaucht. Sie ham die Schlägertypen verjagt, und ich dachte mir noch, jetzt nix wie weg, aber dann is plötzlich das mit der Hexerei losgegangen.«
»Diese Steinfiguren von den Gebäuden, ja, die sind mir auch begegnet. Und dann?«
»Sie sind ins Gefängnis reingerannt, die lebenden Statuen dicht auf’n Fersen. Genau wie am Lethe Square. Dieser Zauberer hat’s auf uns abgesehen.«
»Guten Tag.«
Erschrocken fuhr Madeline herum. Keine fünf Schritte vor ihr stand Dr. Cyran Halle. Wahrscheinlich hatte er gleich um die Ecke gewartet.
»Ich habe Ihr Gespräch mitgehört«, sagte er.
Lamane wollte in seine Jackentasche greifen, doch Cusard packte ihn am Arm. Bloß keine Waffen , dachte Madeline. Wir haben nichts Verbotenes getan, zumindest nichts, was er bezeugen könnte. Sie waren hier nicht in Bisra, sondern in Ile-Rien, wo die Gedanken frei waren. »Was soll das heißen?« Sie bemühte sich um einen entrüsteten Tonfall.
»Ich bin Ihnen von der Präfektur aus gefolgt und habe alles gehört, was Sie besprochen haben«, antwortete Halle. Tiefe Sorgenfalten lagen auf seiner Stirn, aber seine Stimme klang völlig ruhig. »Ich muss mit Ihnen reden.«
»Sie können uns nix nachweisen«, platzte Cusard heraus. »Ihr Wort steht gegen das von uns allen.«
Halle hielt die Handflächen nach oben. Madeline fragte sich, ob er darum bat, ausreden zu dürfen, oder zeigen wollte, dass er unbewaffnet war. »Ich habe Sie wiedererkannt. Sie sind die Krankenschwester von neulich im Leichenschauhaus.«
»Das bedeutet überhaupt nichts.« Made lines Kehle war wie ausgetrocknet. Es hatte keinen Sinn, die Beleidigte zu spielen. Die Umstände waren einfach zu verdächtig.
Halle trat einen Schritt näher, zögerte jedoch, als Lamane eine fahrige Bewegung machte. »Ich habe alles gehört«, wiederholte er. »Ihre Freunde sind die Leute, die Ronsarde gerettet haben und ins Gefängnis geflohen sind, um sich vor der Zauberei in Sicherheit zu bringen. Und Sie wollen sie da rausholen, ohne dass die Präfektur eingeschaltet wird. Ich möchte Ihnen helfen.«
»Weshalb?«
»Sie waren doch gerade in diesem Zimmer, Sie wissen, worum es ging. Jemand hat dafür gesorgt, dass dieser Pöbel aufmarschiert und dass die Konstabler Ronsarde nicht durch den Übergang, sondern hinaus auf die Treppe führen, damit ihn sich diese gedungenen Strolche schnappen. Wenn ihn die Präfektur erwischt, bekommt der Betreffende erneut die Chance, ihn zu töten.« Halle zögerte. »Ich glaube zu wissen, wer Sie sind …«
Made line stockte der Atem, als hätte ihr jemand einen
Fausthieb in den Magen verpasst. Cusard neben ihr gab einen erstickten Laut von sich, regte sich aber ansonsten nicht. »Und wer sind wir Ihrer Meinung nach?«
»Ronsarde hat eine Hypothese aufgestellt. Er wusste, dass dieser verbrecherische Zauberer gegen den Widerstand eines Einzelnen oder einer Gruppe kämpft, und dass es einen Grund geben muss, weshalb diese Person oder Gruppe nicht an die Öffentlichkeit gehen und die Aktivitäten dieses Zauberers anzeigen kann. Auch der Vorfall am Lethe Square schien das zu bestätigen.« Halle legte eine Pause ein. »Ich habe keine Ahnung, was Sie daran gehindert hat, sich nach dem Angriff des Zauberers an die Behörden zu wenden, aber ich möchte behaupten, dass das inzwischen kaum mehr eine Rolle spielt.«
Made line schaute Cusard an. Sie hatten beide ihre Gesichtszüge so gut unter Kontrolle, dass ihnen die Erleichterung nicht anzumerken war. Nur seine Mundwinkel waren ein wenig weiß.
Madeline wandte sich wieder Halle zu. Er weiß nichts von Donatien - noch nicht. Ronsarde würde in Nicholas natürlich Edouard Villers Sohn erkennen, aber mehr nicht. Ich muss mir was einfallen lassen, um zu erklären, was wir machen und warum … Im Moment interessiert er sich zwar nicht dafür oder glaubt es zumindest, aber das wird sich bald ändern.
»Bitte«, drängte Halle. »Auf den Straßen herrscht Chaos, die Präfektur ist hilflos, wir müssen jetzt zusammenhalten, sonst haben wir keine Chance.«
Made line biss sich auf die Unterlippe. Der Instinkt sagte ihr, dass sie ihm vertrauen konnte, aber im Augenblick wusste sie nicht, ob sie ihrem Instinkt vertrauen
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