Necromancer - The Death of the Necromancer
euch nichts.«
»Ihr kommt nicht weit!«, keuchte der ältere Wärter. »Da hast du wahrscheinlich recht.« Nicholas trat durch die Tür und gab Crack das Zeichen, sie abzusperren. Ohne die Schlüssel mussten die zwei Wärter auf ihre Kollegen warten, um die Tür wieder zu öffnen. Allerdings konnte es sich nur noch um wenige Augenblicke handeln, bis es so weit war. Nicholas schaute sich um. Wo sind wir gelandet?
Offenbar im nächsten kleinen, schwach beleuchteten Vorzimmer. Es gab zwei weitere Türen und einen abzweigenden Gang. Nicholas überlegte fieberhaft, dann nahm er Crack die Schlüssel ab und trat zur ersten Tür. Nach einigen Versuchen hatte er sie endlich aufgesperrt. Dahinter kam eine schmale Treppe zum Vorschein, die sich in die Dunkelheit hinabwand. Er schickte die anderen voraus, während er selbst die andere Tür aufschloss, die, wenn er sich richtig erinnerte, auf den langen, geraden Korridor zu den Zellenblöcken führte. Er riss sie auf und wandte sich wieder zur Treppe. Mit diesem Manöver hoffte er die Verfolger so lange ablenken zu können, bis er mit seinen Freunden unten in den Katakomben verschwunden war. Die können ja nicht wissen, dass wir uns hier auskennen. Sie finden es bestimmt nicht abwegig, dass wir vor lauter Verwirrung zu den Zellenblöcken gelaufen sind. Nicholas zog die schwere Tür hinter sich zu und rüttelte daran, um sicher zu sein, dass sie wieder ins Schloss gefallen war. Andere Leute brechen aus dem Gefängnis aus, wir brechen ein.
Im Dunkeln rutschte er aus und konnte sich unten am Fuß der Treppe unter einer schwachen Gasfunzel gerade noch an der Wand festhalten, bevor er mit Reynard zusammengestoßen wäre. Sie befanden sich in einer schmalen, niedrigen Passage aus dunklem Stein, der an manchen Stellen mit alten Ziegeln ausgebessert war. Davon zweigten Korridore in drei verschiedenen Richtungen ab. Mehrere, offenbar in jüngerer Zeit eingebaute Gasleuchten waren zu sehen, deren Zuleitungen an der Außenseite der Mauern verliefen. Nicholas bedeutete den anderen, still zu sein, obwohl ihnen das wenig nutzen würde, wenn sich die Wärter entschlossen, einen Blick hinter diese Tür zu werfen.
Die Sekunden zogen sich hin. Sie vernahmen ein gedämpftes Poltern, als oben jemand gegen die Tür drückte, um festzustellen, ob sie noch verschlossen war. Dann wurde es wieder still.
»Es hat funktioniert.« Leise Anerkennung lag in Ronsardes Ton. »Einfach und elegant.«
Reynard blickte Nicholas an. »Also, welche Richtung? Oder werfen wir eine Münze?«
Gute Frage. Diesen Teil des Untergeschosses kannte er nicht so gut wie die anderen. Bei Cracks Flucht hatte er ihn lediglich als Ausweichroute eingeplant, ohne jedoch darauf zurückgreifen zu müssen. »Probieren wir es zuerst mit dem Gang dort.«
Die anderen folgten ihm. Reynard hielt sich unmittelbar hinter ihm, danach kam Ronsarde, der sich mit einer Hand auf Cracks Schulter und mit der anderen an der schmierigen Steinmauer abstützte. In dem engen Korridor konnte ihm immer nur einer helfen. So würde Ronsarde schneller ermüden und sie aufhalten. Darum kümmere ich mich später. Mit leiser Stimme erklärte Nicholas Reynard seinen Plan. »Wir müssen zur Südwestecke. Da ist die alte Kapelle und die Leichenhalle, und dort gibt es auch eine Tür nach draußen zum Abtransport der Leichen. Bis auf den Eingang, durch den wir rein sind, und das Haupttor ist das unsere einzige Fluchtmöglichkeit.«
»Eigentlich sehr passend, wie ich finde«, bemerkte Reynard, und Nicholas konnte ihm nicht widersprechen.
Je mehr sie sich von der Außentür entfernten, desto abgestandener wurde die Luft. In diesen Mief mischte sich aber auch ein fauliger Hauch, bei dem sich Nicholas die Nackenhaare aufstellten.
»Das könnte die letzte Möglichkeit zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch für uns sein, falls sich unsere Lage weiter verschlimmert.« Ronsarde war deutlich anzumerken, dass er Schmerzen hatte und sich nur mit Mühe auf den Beinen hielt. »Sie haben die Männer gesehen, die mich aufknüpfen wollten. Gehe ich recht in der Annahme, dass sich der Zauberer, der die Architektur des Justizgebäudes belebt hat, für Sie interessiert?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass hinter beidem ein und dieselbe Person steckt.« Nicholas blickte über die Schulter. »Wissen Sie, wer Ihre Verhaftung arrangiert hat?«
»Sie meinen innerhalb der Präfektur? Nein. Halle bemüht sich gerade, Näheres herauszufinden, aber da er unseren bisherigen
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