Necromancer - The Death of the Necromancer
Jackentasche.
Vorsichtig näherte sich Nicholas dem Bogengang. In den letzten Korridoren hatte es keine Gasbeleuchtung mehr gegeben, und es war stockfinster. Ihre einzige Lichtquelle war ein Kerzenstummel, den Crack in der Tasche gehabt und an einer der letzten Wandlampen angezündet hatte. Heißes
Wachs tropfte auf Nicholas’ Handschuh, als er behutsam an der Wand entlangglitt. Die Biegung und die Bauweise ließen darauf schließen, dass unmittelbar auf der anderen Seite das Abflussrohr des Gefängnisses in die Kanalisation mündete. Er hoffte, dass sie sich nicht auch noch mit Ghulen herumschlagen mussten. Glücklicherweise war kein Zugang zum Kanalisationsschacht in Sicht.
Nicholas erreichte den tieferen Schatten in der niedrigen Öffnung des Bogengangs. Ein feuchter Luftzug streifte ihn, genauso abgestanden und dumpf wie die Atmosphäre in all den anderen Korridoren. Kein verheißungsvolles Zeichen.
Reparierte Wände, Gasbeleuchtung, neue Türen. Hoffentlich hatten sie wenigstens nicht die Zeit gefunden, die Katakomben zuzumauern, die von den Kellergewölben der alten Festung hinauf zum Leichenschauhaus des neuen Gefängnisses führten. Nur um diesen kleinen Gefallen wollte er das Schicksal bitten.
Weder Ghule noch andere nichtmenschliche Hervorbringungen eines wahnsinnigen Zauberers stürzten sich auf ihn. Er betrat den Bogengang und streckte die Kerze empor.
In dem niedrigen Raum herrschte die gleiche Unordnung, wie er es in Erinnerung hatte. Alte Knochen, abgesplitterte Holzteile von Särgen, Bruchstücke von Marmorplatten, die einst auf Grabgewölben gelegen hatten - alles auf dem Steinplattenboden verstreut und mit Schmutz und Staub bedeckt. Nur dass sich jemand einen Weg gebahnt und die Trümmerhaufen an die Mauern geräumt hatte. Am hinteren Ende war der Durchgang, der nach oben führte, mit neuen Ziegeln zugemauert.
Nicholas war zu müde, um sein Schicksal zu verfluchen. Das musste er wohl auf später verschieben. Anscheinend war einigen Leuten die Flucht gelungen, und die Gefängnisleitung hatte reagiert. An ihm konnte es jedenfalls nicht liegen.
Als er vor einigen Jahren Crack befreit hatte, hatte er einen halbwegs überzeugenden Ersatz in Form einer frischen Leiche zurückgelassen. Crack wurde in den Aufzeichnungen der Anstalt als tot geführt. Schuld an diesem Debakel hier waren diese schlampigen Kerle, die einfach auf eigene Faust ausbrachen und dabei Spuren hinterließen, denen jeder Idiot folgen konnte.
Mit eingezogenem Kopf trat Nicholas wieder aus dem Bogengang in den Korridor, wo die anderen warteten. »Der Durchlass ist zugemauert. Jetzt bleibt uns nur noch eine Möglichkeit.«
»Wir stehlen Wärteruniformen und schummeln uns irgendwie durch.« Reynards saures Gesicht ließ keinen Zweifel daran, wie er die Erfolgschancen seiner Idee beurteilte.
Nicholas war klar, dass ihre Erfolgschancen nicht nur gering, sondern mit dem verletzten Inspektor Ronsarde, den jeder Konstabler sofort erkennen würde, praktisch nicht vorhanden waren. Inzwischen hätte er es in seiner Verzweiflung sogar mit der Kanalisation probiert, aber auch dieser Weg war ihnen versperrt. »Ich bin offen für Vorschläge«, bemerkte er trocken.
Ronsarde, der schwer an der Wand lehnte, antwortete prompt: »Ich hätte einen.«
»Wenn es der ist, den Sie schon dreimal gemacht haben, dann will ich nichts davon hören.« Nicholas spürte, dass er allmählich die Geduld verlor. Das war schlecht, denn es erhöhte
die Gefahr von Fehlern. Er musste sich unbedingt zusammenreißen.
Ronsarde jedoch ließ sich nicht einfach abwürgen. »Sie haben doch selbst gesagt, wenn ich nicht bei Ihnen wäre, könnten Sie Ihre Anwesenheit hier unten relativ leicht erklären. Sie könnten hier mit dem Segen der Gefängnisbeamten einfach hinausspazieren …«
Nicholas schnitt ihm das Wort ab. »Und Sie verbluten lassen?« Für wen halten Sie mich eigentlich? Gerade noch rechtzeitig unterdrückte er die Worte, die ihm schon auf der Zunge gelegen hatten. Ziemlich albern, diese Frage an Ronsarde zu richten, wenn er sie nicht einmal selbst beantworten konnte.
»Richtig, das kommt überhaupt nicht in Frage.« Reynard sprach auf einmal mit der Stimme eines Kavalleriecaptains, die völlig anders war als der gelangweilt dandyhafte Ton, der er normalerweise anschlug. »Das hieße, wir geben diesem Schweinehund nach, der uns das mit seiner gottverfluchten Zauberei eingebrockt hat. Genau das will er doch, und deswegen müssen wir um jeden Preis
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