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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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samt der Reisetasche Cusard mitgegeben, damit er sie im Tresor in der Lagerhalle verstaute. Doch die aktive, die mit Arisildes Hilfe geschaffen worden war, hatte sie in ein Taschentuch gewickelt. Im Augenblick lastete sie schwer in ihrer Jackentasche. Der gesunde Menschenverstand und ihr Instinkt sagten ihr, dass sie sie mitnehmen musste. Mein Hexeninstinkt. Es lohnte sich nicht immer, auf ihn zu hören, vor allem da sie gar keine Hexe war. Der gesunde Menschenverstand und etwas, was sie lieber als Künstlerinstinkt bezeichnete, sagten ihr jedenfalls, dass sie Halle vertrauen konnte.
    Vorsichtig zog sie die Kugel heraus und spürte ihr leises Vibrieren an den Fingerspitzen, als sie sie in den Koffer schob.
    »Was ist das?« Halle runzelte die Stirn.
    Auch Cusard schien verblüfft. So wie sie ihn kannte, hatte er die Reisetasche einfach in den Tresor gestellt, ohne
einen Blick hineinzuwerfen. Nach seinen ganzen Erfahrungen mit Nicholas hat er wahrscheinlich Angst, dass Count Montesqs Kopf drinliegt. Madeline setzte zu einer Erklärung an. »Das ist ein magischer Apparat, der uns vielleicht hilft, wenn wir auf eine dieser wandernden Statuen oder irgendeinen anderen Zauber stoßen.«
    »Ah.« Halle klang erleichtert. »Und wie benutzt man ihn?«
    Gute Frage , schoss es Madeline durch den Kopf. »Keine Ahnung. Er funktioniert von allein.«
    Halle war der Zweifel deutlich anzumerken, und Cusard verdrehte auf unmissverständliche Weise die Augen. Madeline ignorierte beide. »Darf ich Ihren Koffer tragen, Dr. Halle? Die Wärter kennen Sie, aber ich brauche eine Requisite.« Es war tatsächlich so. Bisher war ihr überhaupt nicht klar gewesen, was für eine beruhigende Wirkung es auf sie hatte, wenn sie Schminke auflegte und die passende Verkleidung anzog.
    Halle schloss den Koffer und reichte ihn ihr.
    Während sie im Eilschritt auf das Gefängnis zusteuerten, fragte sich Madeline, ob sie eigentlich völlig übergeschnappt war und was Nicholas wohl dazu sagen würde. Nicholas soll lieber ganz still sein , dachte sie, als ihr wieder einfiel, dass er an allem schuld war, weil er unbedingt da reinstürmen musste, und noch dazu mit Inspektor Ronsarde im Schlepptau. Dann traten sie in den Schatten der Mauer und unter den Eingangsbogen. Sie spürte die Kälte, die von dem feuchten Steinpflaster aufstieg. Höchste Zeit, alle störenden Gedanken beiseitezuschieben.
    Es war kein Gefängniswärter, der ihnen entgegentrat, sondern ein Konstabler. »Ich habe gehört, dass es hier Verletzte
gegeben hat«, sagte Halle schnell, bevor der Mann den Mund aufmachen konnte. Er klang zugleich atemlos und aufgeregt, allerdings war die Aufregung sicher nicht gespielt. Madeline fand seinen Einfall sehr gut. Während des Aufruhrs waren auch Wärter hinausgeschickt worden, und bestimmt hatten einige von ihnen Verletzungen erlitten. Niemand konnte wissen, ob sie schon alle versorgt worden waren.
    Der Konstabler schien ein wenig ratlos, doch dann trat ein Gefängniswärter zu ihnen. »Ich dachte, die sind alle zu den Ärzten gebracht worden. Es hat geheißen …«
    »Nein, ein paar sind noch drin«, unterbrach ihn Halle. »Ich habe erst vor einer Stunde mit Captain Defanse gesprochen.«
    Der Wärter erschrak und winkte sie mit ausladender Geste zu dem schweren Eisentor. In dessen Mitte befand sich ein Gitter, durch die ein anderer Wachmann spähte. Knarrend öffnete sich die Tür, und schon eilte Halle mit Made line hinein.
    Sie durchquerten mindestens drei düstere Kammern, die von schweren Eisentoren und ausdruckslos starrenden Männern bewacht wurden und nur dazu dienten, den Sträflingen die Flucht zu erschweren. Madeline verbot sich jeden Gedanken an Flucht. Zuerst muss ich Nicholas und die anderen aufstöbern, das andere findet sich schon.
    Die nächste eisenbeschlagene Tür öffnete sich auf einen winzigen Hof mit grauen Mauern, der kaum mehr war als ein Schacht, durch den Licht und Luft eindringen konnten. Abermals tat sich eine Tür vor ihnen auf, und sie erkannte am Karbolgeruch, dass sie das Gefängnisspital betreten hatten.

    Sie befanden sich in einem hohen Raum mit gewölbter Decke. Oben an den Wänden waren noch ovale Flecken aus neuerem Stein zu erkennen, wo man vor langer Zeit Fenster zugemauert hatte. Der hintere Teil war mit Stellwänden aus Holz abgetrennt. Vor ihnen zogen sich zwei lange Reihen mit Betten hin, die überwiegend mit Konstablern und Wärtern belegt schienen. An der Tür, die sie gerade passiert hatten, waren Wachen

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