Necromancer - The Death of the Necromancer
Gesicht auf. »Traust du ihm das zu? Dass er uns ans Messer liefert?«
Nicholas atmete geräuschvoll aus. Anscheinend wollten die schweren Fragen an diesem Tag kein Ende nehmen. »Du an seiner Stelle würdest es nicht tun. Ich an seiner Stelle wäre vielleicht dazu fähig, wenn ich in der richtigen Stimmung bin.«
Made line hatte schon zu einer Erwiderung angesetzt, stieß aber stattdessen einen unterdrückten Schrei aus. Sie hob die Kugel vom Schoß und spähte hinein. »Da kommt was.«
Stirnrunzelnd starrte Nicholas zunächst auf die Kugel und dann in den leeren Korridor, der sich im Halblicht erstreckte. »Woher willst du das wissen?«
»Sie summt. Das macht sie immer, wenn sie eine Macht spürt. Fass mal an.«
Zögernd berührte Nicholas die metallene Oberfläche der Kugel mit einer Fingerspitze. Ja, Madeline hatte recht. Sie war seltsam warm und vibrierte leicht. »Wir haben ein Problem.« Nicholas sprach ein wenig lauter, um die anderen auf sich aufmerksam zu machen.
»Warte«, fuhr Crack dazwischen, »riecht ihr das? Es ist wieder hier.»
»Ja.« Reynard nahm das Gewehr fester in die Hand. »Kommt mir auch so vor.«
Kurz darauf wusste Nicholas, was sie meinten. Ein fau - liger Geruch zog den Gang herab, der gleiche Gifthauch wie an dem Ort, wo sie den verstümmelten Wärter entdeckt hatten. Rasch wandte er sich wieder zur Mauer um und machte sich mit größter Sorgfalt daran, die Zündschnur anzubringen. Für einen zweiten Versuch blieb keine Zeit.
Made line, die immer noch die Kugel fixierte, trat nach hinten zu Crack und Reynard. Dieser blickte sich kurz nach ihr um. »Meine Liebe, du solltest besser …«
»Psch, ich weiß, was ich tue.« Made line verbesserte sich: »Eigentlich habe ich keine Ahnung, was ich tue, aber die Kugel dafür anscheinend umso mehr.«
Mit Halles Hilfe richtete sich Ronsarde mühsam auf.
»Das ist doch eine von Edouard Villers berühmten oder vielmehr berüchtigten Zauberkugeln. Ich hätte nie geglaubt, so etwas mal im Einsatz zu sehen.«
»Ich würde lieber auch jetzt darauf verzichten«, erklärte Halle und wandte sich an Nicholas. »Können wir irgendwie behilflich sein?«
»Ich bin fast fertig.« Nicholas entrollte die Zündschnur und suchte rasch die restlichen Sachen zusammen, obwohl er hoffte, sie nicht mehr zu benötigen. Halle trat hinzu und verstaute das Paket wieder in seinem Arztkoffer. Als Nicholas den anderen mitteilen wollte, dass er bereit war, hörte er es.
Ein Scharren wie von schweren Nägeln auf Fels, begleitet von einem unheimlichen Zischen, drang durch den Korridor. Made line und Reynard starrten sich an. Crack stand wie ein Stein, die Pistole im Anschlag, und wartete auf den Ansturm des unbekannten Wesens.
Sehr groß kann es nicht sein. Nicht, wenn es durch diese Türen passt. Es konnte auch nicht so mächtig sein wie der Sendfluch, sonst wären sie alle längst tot gewesen. Vielleicht hatte es ihren Widersacher geschwächt, dass der Große Zauber vor Madeles Haus diesen Ausbund an magischer Kraft vernichtet hatte. Wie die Gestalt ihres momentanen Verfolgers auch beschaffen sein mochte, sie konnten ihn noch nicht sehen. Nur seine Nähe spürten sie. Bisher hatte das Monster schon mehrere Bewaffnete getötet. Langsam die Zündschnur hinter sich abrollend, ging Nicholas bis zu der Stelle, wo die anderen warteten. Damit hatten sie ungefähr zwanzig Schritte Abstand von der Sprengladung. Er war sich nicht sicher, ob das reichte, aber es kam nicht in Frage, noch tiefer in den Korridor vorzudringen. »Ich kann
den Sprengsatz jetzt zünden. Aber wenn er explodiert, greift uns das Geschöpf vielleicht an.«
Ronsarde hielt sich an der Wand fest. »Wir haben keine andere Wahl.«
»Das denke ich auch.« Nicholas schaffte es, keinerlei Schärfe in seinen Ton zu legen.
Plötzlich schrie Made line auf. Nicholas blickte auf und sah, wie sich der Korridor vor ihnen verdunkelte, als würde eine Schattenwelle heranrollen. Schnell steckte er die Zündschnur an und rief: »Runter!«
Die Detonation war schockierend laut. Nicholas warf sich gegen die Mauer und zog den Kopf ein, als Bruchstücke von Steinen auf seinen Rücken hagelten. Als er sich umschauen wollte, merkte er, dass er vor Staub und Rauch nichts sehen konnte. »Alles in Ordnung?«
Rufe und vereinzeltes, heftiges Husten waren die Antwort.
Nicholas suchte den Boden ab, bis er die Kerze fand, die von der Wucht der Explosion ausgeblasen worden war, dann stand er auf. Er schüttelte den Kopf, was
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