Necromancer - The Death of the Necromancer
Kugel.
Inzwischen war das Summen des Apparats so laut geworden, dass auch Nicholas es wahrnahm. Made line hielt die Kugel mit nervösem Griff umfasst. Sie hatte die Handschuhe ausgezogen, und ihre bloßen Hände hinterließen feuchte Spuren auf der fleckigen Metalloberfläche. Die widerliche Tierausdünstung wurde stärker und vermischte sich mit dem Gestank des Abwassers. Das Atmen fiel ihnen immer schwerer. Jetzt kam es darauf an, wie intelligent das Wesen war und wie viel Angst es vor der Kugel hatte.
»Wie weit noch?« Madelines Stimme klang belegt.
»So weit wie nötig«, antwortete Nicholas. »Es wäre doch schade, wenn wir nach all den Anstrengungen in Sichtweite der Präfektur oder der Gefängnistore auftauchen.«
Made lines angedeutetes Lachen endete in einem erstickten Husten.
Auch wenn wir all unsere Verfolger abschütteln, bringt uns vielleicht dieser Gestank um.
»Nic«, ließ sich Reynard plötzlich vernehmen. »Hinter uns ist was.«
»Weitergehen.« Nicholas wandte den Kopf nach hinten und glaubte einen Schatten zu erahnen, der sich in der Dunkelheit bewegte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er ihn für eine Sinnestäuschung halten können.
Nach ungefähr fünfzig Metern sagte Nicholas: »Wir sind weit genug.« Er hatte seine Schritte gezählt und noch einen großzügigen Sicherheitsspielraum dazugerechnet. Inzwischen mussten sie sich mindestens zwei Straßen östlich des Gefängnisses befinden. »Haltet Ausschau nach einem Ausgang.«
»Gott sei Dank«, knurrte Reynard hinter ihm. »Ich dachte schon, wir laufen bis runter zum Fluss.«
»Da ist eine Leiter«, meldete Halle. Nicholas spähte nach vorn in die Dunkelheit, dann bemerkte er sie.
Er reichte dem Arzt die Kerze und trat unter die Leiter, die zu einem runden Deckel in der gewölbten Decke hinaufführte. Es war ein Straßenzugang für die Kanalarbeiter. »Reynard kannst du mal nachsehen, ob wir hier richtig sind?«
»Falsch wäre wohl der Gefängnishof oder die Treppe vor dem Magistratsgericht, wie ich annehme.« Reynard überließ Nicholas das Gewehr und packte die unterste Sprosse der Leiter, um sich hochzuschwingen. Den schweißnassen Gewehrlauf in der Hand, spähte Nicholas zurück in das Dunkel, aus dem sie gekommen waren. Er hörte, wie oben der schwere Metalldeckel scharrend zur Seite rutschte. Dann fiel plötzlich gedämpftes Tageslicht herab in den Schacht. Nicholas glaubte einen Schemen zu erkennen, der zurück zum Rand des Schattens huschte. Plötzlich durchdrang ihn
die Gewissheit, dass das Wesen eine andere Form angenommen hatte, mit der es sich leichter durch diesen stinkenden unterirdischen Fluss bewegen konnte. »Beeil dich«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Es ist die Graci Street«, rief Reynard von oben. »Hoch mit euch!«
Den Inspektor stützend, trat Halle vor. Erst jetzt bemerkte Nicholas, dass Ronsarde sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Im schwachen Tageslicht wirkte sein Gesicht aschfahl, und er rang nach Luft. Er ist alt. Schon zur Zeit von Edouards Tod war er nicht mehr der Jüngste, aber mir war nicht klar, wie alt er ist.
Halle kletterte ein Stück hinauf, um Reynard den Arztkoffer zu übergeben, dann griff er nach unten, um Ronsarde mit schierer Willenskraft nach oben zu hieven. Trotzdem ging es nur langsam. Nicholas winkte Crack herbei. »Hilf ihnen.«
Crack zögerte, und Nicholas versetzte ihm einen Stoß. »Mach schon, verdammt.«
Crack steckte die Pistole ein und schob Ronsarde nach oben, während er selbst nachkletterte.
Nicholas spähte wieder in den Schacht. Wie eine greifbare Barriere rückte die Dunkelheit heran. Er schluckte mit trockener Kehle. Die nächsten Sekunden mussten die Entscheidung bringen.
Crack hatte die Öffnung passiert und starrte aufgeregt zu ihnen herab.
Ohne den Blick von der Kugel zu nehmen, zischte Made - line: »Rauf mit dir.«
Nicholas packte sie am Arm. »Made line, ich will jetzt nicht mit dir streiten …«
Die Dunkelheit brandete nach vorn und legte sich wie ein schwarzer Nebel vor das Kanalloch. Gleichzeitig zuckte mit der Kraft einer Bombenexplosion ein gleißend weißer Blitz in die Höhe. Made line schrie auf, und sie taumelten beide gegen die glitschige Mauer.
Nicholas brauchte mehrere Sekunden, um sich wieder an den trüben Schein zu gewöhnen und die schmerzhaft flirrenden Flecken vor seinen Augen zu vertreiben. Das von oben einfallende Licht zeigte ihm nur leere Simse, das Abwasser unten und die in
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