Necromancer - The Death of the Necromancer
der Finsternis verschwindenden Ziegelmauern des Schachts. Aber er konnte weiter sehen als zuvor, und in den Schatten bewegte sich nichts anderes als der langsam fließende Strom. Von oben schallten aufgeregte Rufe herunter.
Madeline rappelte sich hoch und unternahm einen schwachen Versuch, sich den Schmutz vom Kleid zu wischen. Die Kugel, die sich fest in ihre Armbeuge schmiegte, war verstummt. »Ich hab’s dir doch gesagt. Dafür hat Edouard sie schließlich gebaut.« Sie umfasste die unterste Sprosse und zog sich mühelos mit einer Hand nach oben.
Das kommt mir allmählich auch so vor. Nicholas schlang sich das Gewehr um die Schulter, um ihr zu folgen.
14
A ls sie die Lagerhalle erreichten, war es bereits stockdunkel. Doch Nicholas hatte ohnehin nicht vor, sich lange hier aufzuhalten. Die kleinen Büroräume boten wenig Komfort, außerdem wollte er Coldcourt und jedes andere Haus meiden, von dem Octave vielleicht Kenntnis hatte. Nachdem sie von Cusard und Lamane mit erleichterten Ausrufen begrüßt worden waren, kauerte er sich zusammen mit allen anderen in Cusards Stallwagen und dirigierte ihn zu einem geheimen Unterschlupf, den sie bei einer früheren Gelegenheit benötigt hatten: eine Wohnung im zweiten Stock eines kleinen Mietshauses mit Kalksteinfassade in der Nähe des Boulevard Panzan.
Der Wagen bremste in der Auffahrt zwischen den Häusern, und er stieg aus, um die Seitentür aufzusperren. In dem kleinen Flur lag dichter Staub, der keine Spuren zeigte. Trotzdem schickte er Crack hinauf, um sicher zu sein, dass die Treppe frei war.
Made line trat neben ihn. Ihr Haar war völlig zerzaust, und sie machte einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. »Ronsarde sieht nicht gut aus. Wir können von Glück reden, dass Halle hier ist.«
»Wahrscheinlich.« Nicholas lehnte sich an das eiserne Ziergeländer vor dem Eingang und rieb sich über den Nasenrücken.
In seinem Kopf hämmerte es noch immer von der Explosion, und erst jetzt, da er zum ersten Mal seit Stunden nicht mehr in Bewegung war, wurde ihm klar, wie dringend er ein Bad und frische Kleidung benötigte. Und ein Bett, in dem er eine Woche liegen bleiben konnte. Am besten ein Bett, in dem er zusammen mit Madeline eine Woche liegen bleiben konnte. »Dieser Tag ist nicht unbedingt so verlaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte.«
»Da muss ich dir recht geben«, erwiderte Madeline trocken.
»Danke, dass du uns das Leben gerettet hast.«
Um ihren Mund zuckte es. »Keine Ursache, vermutlich.«
Ehe sich Nicholas überlegen konnte, was er von dieser Äußerung halten sollte, tauchte Crack in dem dunklen Flur auf und winkte sie hinauf.
Nicholas stieg allein nach oben, um aufzuschließen und kurz nach dem Rechten zu sehen. Es war ein schlichtes Stadtdomizil mit Salon, Wohnzimmer, Speiseraum, Schlafzimmer mit Garderobe, Mädchenzimmer und Küche. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge und Jalousien, und die Möbel waren abgedeckt. Die Luft roch stickig und abgestanden. Er durchquerte die kleine Küche, um zur Hintertür zu gelangen, von der außen eine Holztreppe hinunter in die Gasse neben dem Hof des Hauses führte. Diese Stiege und die kleine Klapptür in der Vorratskammer, über die man das Dach erreichte, waren die Hauptgründe, weshalb er diese Wohnung ausgesucht hatte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alle Außentüren und Fenster gut verschlossen waren und keine Spuren eines Einbruchversuchs aufwiesen, kehrte er wieder zum Eingang zurück und rief mit leiser Stimme nach den anderen.
Er trat zur Seite, als Reynard und Dr. Halle Inspektor Ronsarde hereinführten. »Bringt ihn in den Salon.« Nicholas öffnete eine Tür in der kleinen, kahlen Diele. »Dort gibt es ein Sofa, und die Lampen sind besser.«
Dann ging Nicholas wieder in die Küche hinüber und lehnte sich an die kalte Steintheke. Er brauchte etwas Ruhe, um seine Gedanken zu ordnen. Er konnte Crack hören, der in der Vorratskammer nach Kohle suchte, und Madeline, die ihm Anweisungen erteilte.
Schließlich trat Made line herein und musterte ihn eine Weile. Mit dem Rücken zum Geschirrschrank fragte sie: »Und?«
Er ließ den Blick über sie gleiten. »Du siehst aus wie eine Putzfrau. Ich nehme aber nicht an, dass es nächste Saison im Elegante-Theater Rollen gibt, die das erfordern, oder?«
»Danke für das Kompliment.« Madeline neigte anmutig das Haupt. »Ich werde es auf jeden Fall im Kopf behalten.« Ihre Miene wurde ernst. »Ich habe Halle mein Wort gegeben, weißt
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