Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
Vom Netzwerk:
Vase. Er hatte eine Pistole. Die habe ich ihm abgenommen und ihn damit erschossen. Ich hatte keine Angst. Sobald ich ihn durchschaut hatte, war mir klar, dass ich ihn töten werde.« Das waren die schlichten Fakten, auch wenn es eher nach Angeberei klang. Doch Madeline kannte sich gut genug, um
zu wissen, dass das mehr mit dem Unvermögen zu tun hatte, an ihre Sterblichkeit zu glauben, als mit Furchtlosigkeit. Diese Einstellung kann mir jeden Augenblick zum Verhängnis werden. Und da werfe ich Nicholas Leichtsinn vor.
    Dr. Halle schüttelte den Kopf. »Eine junge Frau, die entführt und bedroht wurde? Da hätte doch jedes Gericht in Ile-Rien auf Notwehr erkannt.«
    »Vielleicht.« Madeline zuckte die Achseln. »Aber ich hatte nie mit Gerichten zu tun gehabt, und Nicholas hatte gute Gründe, ihnen nicht zu vertrauen, nach dem, was mit Edouard passiert war. Stevarin hatte seine Dienstboten weggeschickt, um nicht gestört zu werden. Da war es ganz leicht, seine Kutsche zu nehmen, die Leiche zu seinem Landhaus zu transportieren und es als Selbstmord zu tarnen. Nicholas wusste, was man machen musste, damit es aussah, als hätte Stevarin die Pistole gehalten. Er hat Schmauchspuren an der Hand und um die Wunde hinterlassen, und all diese anderen Dinge, auf die ich nie gekommen wäre, wenn er sie nicht erwähnt hätte. Es war wirklich faszinierend.«
    Eine besorgte Falte grub sich in Halles Stirn. »Aber Valiarde … benutzt das nicht gegen Sie, oder?«
    »Nein, Nicholas erpresst nur Leute, die er nicht mag.« Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wusste nicht, wie sie es Halle begreiflich machen sollte. Sie war ja nur Schauspielerin - all diese eloquenten Reden, die sie auf der Bühne hielt, stammten nicht von ihr. »Es ist nicht, wie Sie vielleicht denken. Nicholas ist nicht einfach ein gerissener Krimineller. Wäre Edouard nicht hingerichtet worden, wäre er heute vielleicht Arzt, Gelehrter oder Kunstsammler, was weiß ich. Andererseits, wenn Edouard ihn nicht zu sich genommen
hätte … stünde es wahrscheinlich ziemlich schlimm um ihn.«
    »Trotzdem vertrauen Sie ihm?«
    »Ja.«
    Halle hantierte mit seiner Pfeife herum, ehe er sie mit ernstem Ausdruck ansah. »Können auch Ronsarde und ich ihm vertrauen?«
    Made line lächelte. »Das fragen Sie mich?«
    »Ich habe in Ihnen eine junge Frau kennengelernt, die durchaus ihren eigenen Kopf hat.«
    »Nicholas ist ein gefährlicher Mann«, antwortete Made - line. »Aber er hat noch nie jemanden verraten, der ihm die Treue gehalten hat.«
    Plötzlich klirrten an der Wohnungstür Schlüssel. Halle räusperte sich mit leichter Nervosität. Madeline sprang auf und fummelte an ihrem hässlichen Hut herum. Sie spürte, wie sie errötete, als hätte sie sich mit dem Arzt gerade über die intimsten Dinge unterhalten.
    Doch ihre Verlegenheit war sofort vergessen, als Inspektor Ronsarde in der Tür erschien, gefolgt von Crack mit der für ihn typischen ausdruckslosen Miene. Ronsarde wedelte mit einem Telegramm, in seinen Augen lag ein triumphierender Glanz. »Endlich was Neues! Wir müssen sofort die anderen zusammenrufen.«
     
    Im vormittäglichen Marktgewühl bahnte sich Nicholas einen Weg durch die Straßenverkäufer in Philosopher’s Cross, bis er vor Arisildes Mietshaus angelangt war. Er schlüpfte an dem Concierge vorbei, der sich gerade mit einem Botenjungen herumstritt, und stieg die Treppe hinauf.
    Nicholas ließ immer größte Vorsicht walten, wenn er
Arisildes Dachstube besuchte, obwohl sie von Cusards Leuten rund um die Uhr überwacht wurde und bisher kein Unbekannter versucht hatte, sich Zutritt zu verschaffen. Auch Madeline hatte den Zauberer zusammen mit Crack besucht, doch sie achteten jedes Mal darauf, verschiedene Routen zu nehmen, damit ihnen niemand zurück zur Wohnung am Boulevard Panzan folgen konnte. Seit dem Ausbruch von Arisildes Krankheit war hier nichts mehr passiert, und Nicholas war fast widerstrebend zu der Auffassung gekommen, dass vielleicht wirklich keine Gefahr mehr bestand.
    Bevor er klopfen konnte, wurde die Tür aufgerissen. Madele stand da und funkelte ihn an. »Was, du schon wieder? Traust du mir etwa nicht?«
    »Wenn Sie mich so fragen - nicht unbedingt.« Nicholas schlüpfte an ihr vorbei. Madele trug ihr »Stadtgewand«: ein formloses schwarzes Kleid und einen Hut mit verwelkt wir kenden Stoffblumen. Im Flur blieb er stehen, um Jacke und Stiefel auszuziehen, weil er nicht den Gestank aus der Kanalisation in Arisildes Räume schleppen wollte.

Weitere Kostenlose Bücher