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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Madele starrte ihn mit verschränkten Armen an, die Augenbrauen misstrauisch gesträubt. »Was haben Sie denn mit Isham gemacht?«, erkundigte er sich.
    »Er ist beim Einkaufen. Schließlich muss ich von irgendwas leben.«
    Wäre Nicholas nur nach dem Augenschein gegangen, hätte er gesagt, dass Madele, seit Madeline sie vom Bahnhof abgeholt hatte, nichts anderes getan hatte, als zu schlafen und alles an Speisen zu verzehren, was in die Wohnung gebracht wurde. Doch Isham hatte ihm berichtet, dass Madele jede Nacht vor dem Kaminfeuer auf dem Boden hockte und
mit Kräutern und anderen Dingen hantierte, die er ihr untertags besorgte. Sie hatte einen Heilstein geschaffen, der Arisilde aber bislang nicht geholfen hatte. Allerdings hatte er allein durch seine Anwesenheit diverse Fieber, Lungenleiden, Hämorrhoiden und andere Gebrechen im ganzen Haus kuriert, unter anderem auch einen Fall von fortgeschrittener Geschlechtskrankheit im Erdgeschoss. Daher zweifelte Isham nicht an Madeles Macht. Die Zauberin hatte auch die Wohnungseinrichtung umgestellt, mit besonderem Augenmerk auf Topfpflanzen, Spiegel und Ziergegenstände aus Glas. Gegenüber Isham hatte sie vorgegeben, es aus reiner Exzentrizität zu tun, aber er hatte darin eine uralte Methode zur Bündelung ätherischer Substanz erkannt und vermutete, dass sie Arisildes gesamte noch in der Wohnung verbliebene Macht nutzte, um ihn am Leben zu halten. Während der ganzen Zeit hatte Madele keinen Blick in Arisildes umfangreiche Sammlung magischer Schriften geworfen, und nach einiger Beobachtung war Isham zu dem Schluss gelangt, dass Madele Analphabetin war. Dies bestätigte einen Verdacht, den Nicholas bereits gehegt hatte.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie drei- oder viermal so viel zum Leben brauchen wie andere alte Frauen?« Nicholas ging hinüber in Arisildes Schlafzimmer, und Madele folgte ihm grummelnd. In der Tür blieb er stehen, um das Gas der Wandleuchte hochzudrehen. Auf der Kommode beim Bett standen Medizinfläschchen und andere Arzneiutensilien sowie eine Räucherpfanne und mehrere Bündel Kräuter. »War der Arzt heute schon da?«
    »Ja«, knurrte Madele verbissen. »Keinen Finger hat er gerührt. Wie viel zahlen wir ihm?«
    »Wir?« Nicholas setzte sich aufs Bett. Arisildes Gesicht
war weiß, die Augen lagen tief eingesunken in den Höhlen. Isham wusch den Zauberer regelmäßig und flößte ihm so viel Wasser und Brei ein, dass er am Leben blieb. Er hielt sich genau an die Anweisungen des Arztes, doch bisher war keine Besserung eingetreten. Madele hatte sich nicht dazu geäußert, ob der Zustand des Magiers von einem Zauber herrührte oder nur die unvermeidliche Folge seiner Rauschgiftsucht war, doch nach Ishams Eindruck ging sie beiden Möglichkeiten nach.
    Eine nekromantische Technik zur Erzeugung von Krankheiten bestand darin, mit Blut einen Spruch auf ein Leintuch zu schreiben und dieses in der Nähe des Opfers zu vergraben. Mit Hilfe einiger Heckenhexen aus seinem Bekanntenkreis hatte Isham die Nachbarschaft nach etwas Derartigem abgesucht, ohne jedoch etwas zu finden. Auch Madele hatte nachgesehen, mit dem gleichen Erfolg. Arisilde, kannst du nicht aufwachen, um dich einer neuen Herausforderung zu stellen? Wäre es nicht etwas Besonderes für dich, im Zweikampf einen wahnsinnigen Zauberer zu besiegen? »Mehr als wir Ihnen zahlen«, antwortete Nicholas. »Möchten Sie ein höheres Honorar?« Bei Madeles ländlichem Einschlag war damit zu rechnen, dass sie unter Honorar einen neuen Hut verstand - den sie allerdings auch dringend benötigte.
    Madele schniefte stumm. Nicholas glaubte Ratlosigkeit in ihrem Gesicht zu erkennen und wandte rasch den Blick ab. Madele hatte zwar kein Diplom aus Lodun, aber wahrscheinlich waren ihre Kenntnisse nicht geringer als die anderer Zaubererheiler, die er hier finden konnte. Dennoch hatte sie bisher nichts ausgerichtet.
    Am Tag ihrer Ankunft hatte Madeline sie in die Wohnung
am Boulevard Panzan gebracht und ihr die Kugel gezeigt. Lange hatte sie sie in ihren abgearbeiteten Händen gewogen, sie hin und her gewendet und die Bewegungen des Räderwerks studiert. Dann hatte sie mit verwirrtem Gesicht aufgeblickt. »Was zum Henker soll das sein?«
    Madele hatte vielleicht mehr Wissen über Zauberei und Kräutermedizin vergessen, als die meisten Magier zu ihren besten Zeiten besaßen, doch die Prinzipien der Naturphilosophie, mit deren Hilfe Edouard seinen Apparat gebaut hatte, waren für sie ein Buch mit sieben Siegeln. Sie

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