Necromancer - The Death of the Necromancer
Blutdurst eine schwarzmagische Ursache hatte.« Nicholas faltete den Brief zusammen und tippte sich damit ans Kinn. Sogleich griff Ronsarde nach dem Schreiben, um es selbst zu studieren.
»Das ist wohl die Erklärung«, stellte Madeline mit leicht beunruhigter Miene fest. »Octave war auf ein Relikt der Toten aus, mit denen er sprechen wollte, eine Locke oder irgendeinen Gegenstand aus ihrem Besitz. Und sein Zauberer wollte ein Relikt von Macob, um mit ihm reden zu können.
Nach der langen Zeit waren die Knochen des Nekromanten wohl am besten dafür geeignet.«
»Nach der langen Zeit«, wiederholte Ronsarde. »Dr. Uberque hat diese Informationen aus einem Brief Gabard Ven - tarins, der damals das Amt des Hofzauberers innehatte. Der Brief war an den damaligen Master von Lodun gerichtet, dessen Dokumente und Bücher in den ältesten Archiven der Universität aufbewahrt werden.« Er legte die Stirn in Falten. »Aber woher haben Octave und unser Zauberer gewusst, wo Macob begraben ist?«
Auch Nicholas hatte sich diese Frage schon gestellt. Dennoch hielt er es für übereilt, bereits jetzt irgendwelche Schlüsse zu ziehen. Er musste daran denken, wie leicht Arisilde das Buch gefunden hatte, das er ihm beschrieben hatte. »Zauberer können ohne jede Mühe Dinge aufspüren, die seit Jahren verschwunden sind. Solange wir keine weiteren Informationen haben, sollten wir einfach davon ausgehen, dass wir es mit einem äußerst mächtigen Zauberer zu tun haben. Und das haben wir sowieso schon gewusst.«
Ronsarde schien nicht überzeugt.
Nicholas zögerte. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt gewesen, um auf die Kanalisation zu sprechen zu kommen und vor allem darauf, was er dort vermutete. Eigentlich hatte er das auch vorgehabt. Aber Ronsardes Bemerkung über die Methoden der Präfektur hatte seinen alten Argwohn wieder geweckt. Er sprang auf. »Ich muss noch mal weg.«
Im Flur hielt ihn Crack auf. »Soll ich mitkommen?«
Nicholas schüttelte den Kopf. »Nein. Ich will, dass du hierbleibst. Pass auf die anderen auf.«
Ob Crack das als hintergründige Aufforderung zur Überwachung Ronsardes und Halles verstand, war für Nicholas
nicht zu erkennen. Er wusste selbst nicht so genau, ob er es so gemeint hatte. Auf jeden Fall nickte Crack und trat ohne weitere Einwände zurück in den Salon.
Nicholas ging durch das dunkle Schlafzimmer in die Garderobe, eine kleine Kammer mit einem Tisch und einigen Stühlen, einem guten Spiegel und mehreren unzulänglichen Lampen. Momentan sah der Raum aus, als würde er von der halben Besetzung eines Amateurtheaters benutzt.
Gleich darauf folgte ihm Madeline, wie er es erhofft hatte. Bevor er den Mund aufmachen konnte, stieß sie hinter sich die Tür zu. »In letzter Zeit bist du nicht gerade mitteilsam.«
Ihr durch jahrelange Ausbildung exakt nuancierter Ton traf ihn mehr als die Worte. Nicholas war ohnehin nicht mit unerschöpflicher Geduld gesegnet, und jetzt, nach den anstrengenden Nachforschungen, die zu keinem greifbaren Ergebnis geführt hatten, lagen seine Nerven blank. »Es gibt nichts mitzuteilen«, fauchte er.
»Du meinst nichts Eindeutiges.« Madeline verschränkte die Arme.
Nicholas wandte sich ab und wühlte sich leise fluchend durch das Chaos von Kleidern und Masken, die aus dem Schrank bis auf den Boden quollen. Das ist meine Wohnung, und das alles war meine Idee. Da sollte ich doch wenigstens meine gottverdammte Hose finden können. »Na schön, nichts Eindeutiges.«
»Du willst es mir nicht erzählen, weil du Angst hast, ich erzähle es Ronsarde und er könnte dir die Schau stehlen.«
»Anscheinend hältst du mich für einen Vollidioten.« Er fand die Überreste seiner Kutscherkluft, die zumindest trocken war, und fing an, sich auszuziehen.
Statt ihm zu widersprechen, musterte ihn Madeline scharf.
»Halle hat mich heute gefragt, ob er und Ronsarde dir trauen können.«
»Das hat dich Halle gefragt?« Nicholas stockte, noch halb in den Ärmeln seines Hemdes.
»Ja.«
»Undankbarer Mistkerl.«
»Du bist doch bloß eifersüchtig.«
»Wegen dir vermutlich?« Sobald ihm die Worte herausgerutscht waren, wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Trottel.
Made line gestikulierte nur gereizt. »Nein, so dumm bin ich nicht. Wegen Ronsarde. Halle arbeitet seit Jahren mit ihm zusammen. Er war sein Vertrauter und Partner bei den Ermittlungen zu all diesen faszinierenden Verbrechen. Und darum beneidest du ihn.«
»Das ist doch lächerlich.« Wütend fegte er alle möglichen
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