Necromancer - The Death of the Necromancer
die Nacht abgeschlossen waren. Nur in einem Haus, das im Gegensatz zu den anderen Säulen und eine Fassade aus geschliffenem Stein besaß, waren die Fenster erleuchtet. Es war der Sitz des Bauamts.
Durch mehrere Seitengassen gelangte Nicholas auf den stillen Kutschenhof hinter dem Gebäude. Dort klopfte er an eine Tür, und kurz darauf öffnete ihm ein Mann. Dieser händigte ihm einen dicken Packen Unterlagen aus und erhielt im Gegenzug einen Umschlag mit Geldscheinen.
Ein kurzes Stück vor dem Boulevard fand Nicholas ein offenes Café mit relativ hellen Lampen, die auch noch eine Bank in der Nähe beleuchteten. Dort ließ er sich nieder, um das Konvolut in Augenschein zu nehmen. Nach einiger Zeit akzeptierte ihn der Kellner offenbar als Exzentriker und schloss ihn in seine Runde mit ein. So konnte Nicholas Kaffee bestellen, ohne die Dokumente in Unordnung zu bringen.
Nachdem er eine geraume Weile so gesessen hatte, hörte er plötzlich hinter sich eine Stimme. »Du bist nicht leicht zu finden.«
Nicholas blickte auf. Als junger Mann verkleidet stützte sich Madeline auf die Banklehne. Sie trug eine aufdringliche blau-goldene Weste und hatte den Hut keck in den Nacken geschoben. »Vorausgesetzt, ich will überhaupt gefunden werden«, gab er zurück.
Made line hockte sich neben ihn auf die Bank. »Ach, ich glaube schon. Zum Teil wenigstens. Immerhin hast du eine richtige Spur durch Riverside gezogen. Allerdings war es ziemlich mühsam, sie zu verfolgen.« Stirnrunzelnd senkte sie den Blick auf die Papiere auf seinem Schoß. »Was hast du da?«
»Kanalisationspläne aus dem Bauamt. Ich habe einen Angestellten bestochen, damit er Kopien für mich stiehlt. Natürlich hätte Ronsarde einfach nur darum bitten müssen, aber dann würde es morgen in den Zeitungen stehen. Die Angestellten dort sind ausgesprochen bestechlich.« Noch hingen die Nachwirkungen des Streits zwischen ihnen, aber so spät abends hatte Nicholas keine Lust, ihn fortzusetzen.
»Hmm.« Madeline sah aus, als würde sie vor Neugier platzen, doch zu seinem Leidwesen gelang es ihr, sich nicht nach dem Zweck der Pläne zu erkundigen. »Hör mal, ich bin dir nicht ohne Grund gefolgt.«
»Ach, wie schön. Wäre ja schlimm, wenn ich mir fälschlicherweise einbilden würde, dass du was für mich übrighast.«
Made line verzog den Mund. »Es gibt noch einen zweiten Grund. Reynard hat ein Telegramm in die Wohnung geschickt. Er will, dass du dich noch heute Nacht mit ihm triffst. Anscheinend möchte er dir was Wichtiges erzählen.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Es sei denn, du hast mir was Wichtiges verheimlicht.«
»Madeline, du kannst nicht auf Reynard eifersüchtig sein; das ist schon längst passé.« Nicholas war bereits dabei, die Pläne zusammenzufalten.
Als sie das Café Baudy erreichten, glomm bereits der erste Schimmer der Morgendämmerung am östlichen Himmel. Sie befanden sich in Deval Forest, einem in den wärmeren Monaten stets gut besuchten Park mit Wanderpfaden, Bächen und malerischen Wasserfällen und Grotten. Das Café ruhte auf zwei großen, fest in einem Weiher verankerten Kähnen und war über Stege zu erreichen. Im Sommer hätten sich im Wasser Badende und Bootsfahrer zwischen den runden Blumeninseln getummelt, doch jetzt war es still und dunkel, und die Ufer verschwammen im Schatten von Weiden und Pappeln. Nur das Café war hell erleuchtet; farbige Laternen warfen ihr Licht auf den Balkon und die ausgelassenen Gäste, und Musik hallte über die glatte, schwarze Oberfläche des Sees. Nicholas fiel die Ähnlichkeit zu einem Ölgemälde Vanteils auf.
Zusammen mit Madeline überquerte er eine der schmalen Brücken zur Terrasse des Cafés. Reynard hatte den Ort gut gewählt: Ihre unkonventionelle Kleidung, mit der man sie in keins der besseren Hotels und Restaurants gelassen hätte, blieb hier völlig unbeachtet. Als sie der Kellner durch die Tischreihen lotste, bemerkte Nicholas, dass Made line durchaus nicht die einzige Person in der Menge war, die Kleidung des anderen Geschlechts trug.
Reynard saß an einem Tisch, dessen weiße Decke übersät war mit Krümeln und den Überbleibseln einer leichten Mahlzeit. Der nicht unbedeutenden Anzahl von Weingläsern entnahm Nicholas, dass er sich beim Warten zahlreicher Freunde und Bekannter hatte erwehren müssen. Seine ersten Worte bestätigten diese Vermutung: »Wo wart ihr so lange, verdammt?«
»Wir wurden aufgehalten«, antwortete Nicholas ausweichend.
Madeline setzte eine
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