Necromancer - The Death of the Necromancer
auf den Kopf gedrückt, zwängte sich Madeline durch die Öffnung, ohne die Kugel loszulassen.
»Spürst du was?«
Sie berührte das Metall mit der Wange, um ganz sicherzugehen, dann schüttelte sie den Kopf. »Nicht das leiseste Zucken. Aber hier gibt es doch überall Wasserrohre. Vielleicht bringt sie das durcheinander.«
»Wieso sollte sie das durcheinanderbringen?« Nicholas fiel auf, dass sie von der Kugel wie von einem lebenden Wesen sprach - so wie es die meisten Magier bei Großen Zaubern taten. Ob sie diese Gewohnheit bei Madele aufgeschnappt hatte?
»Was weiß ich, aus irgendeinem komplizierten Grund vielleicht, der etwas mit Naturphilosophie zu tun hat. Aber die Kugel ist so leicht, sie kann nur aus Kupfer oder Bronze oder anderen Metallen gemacht sein, die kaum was wiegen. Eisen hat magische Eigenschaften; vielleicht beeinträchtigt das die Kugel.«
»Kann schon sein.« Möglicherweise war was dran an ihrer Theorie. »Das wäre wieder mal typisch: Wir schleppen das verdammte Ding mit, weil wir überzeugt sind, dass es
uns beschützt, und stellen dann fest, dass es nicht funktioniert.« Sorgfältig auf seine Schritte achtend, setzte er sich in Bewegung.
»Aber neulich in dem anderen Kanalschacht hat sie funktioniert«, gab Made line zu bedenken.
»Wir sind hier viel tiefer in der Erde.« Es war eine der ältesten Kanalröhren unter Vienne, zumindest, so weit diese noch bekannt waren. In der Vergangenheit waren die Fay viel aktiver gewesen. Was, wenn dieser Kanal hier von vergessenen Schutzzaubern durchdrungen war, die Edouards Apparat störten? Was, wenn die alten Knochen, die den Saugheber verstopften, auf natürliche Weise ins Wasser gelangt waren und sie auf einer völlig falschen Fährte waren? Was, wenn. Was, wenn. Warum geben wir dann nicht gleich auf, verdammt?
Weil er wusste, dass er recht hatte. »Wärst du auch mitgekommen, wenn du geglaubt hättest, dass ich mich irre?«
Sie schnaubte über die unglaubliche Dummheit seiner Frage. »Natürlich nicht. Wofür hältst du mich?«
An manchen Stellen waren die Kanäle hier fast ganz verstopft mit stinkendem Schlamm, und als sich der Laufgang zunehmend in Haufen von zerbrochenem Stein verwandelte, mussten sie sich durch den Morast vorankämpfen. Nicholas war froh, dass er sich die Mühe gemacht hatte, für sie beide Stiefel mit festen Gummisohlen zu besorgen, die bis über die Knie hinaufreichten, und dass sie dicke Handschuhe trugen.
Zu beiden Seiten gingen Abzweigungen ab, und Nicholas musste den Kompass benutzen, um die zwei richtigen zu finden. Das Gewölbe über ihnen wurde immer brüchiger, und sie stießen auf mehrere blockierte oder abgeschnittene
Stollen, die nicht im Plan eingetragen waren. Nachdem er in einen Schacht eingebogen war, der versperrt war, blieb Nicholas stehen, um einen Blick auf die Karte zu werfen.
»Eigentlich müssten wir schon ganz nahe dran sein, zu nahe fast.« Er kauerte sich auf eine relativ trockene Stelle.
Made line leuchtete ihm. »Da, schau dir das an.«
Er blickte auf. Aus der Mauer des Schachts war eine Höhlung geschlagen worden. Nicholas hatte das für einen Einsturz gehalten, doch bei genauerem Hinsehen fiel ihm auf, dass die Vertiefung dafür zu regelmäßig war. Er sprang auf und begriff, was Made lines Aufmerksamkeit erregt hatte. An der Mauer hingen Ketten, stark von Rost zerfressen, aber immer noch erkennbar. Er trat näher. Das waren keine Relikte irgendeiner Methode zum Hochziehen und Herunterlassen von Sperren eines alten Schleusensystems; es waren Fesseln. Er schaute sich um, doch falls noch andere Spuren existierten, waren sie unter Jahrhunderten von Schmutz begraben. »Das war mal eine Zelle. Sie haben den Kanalschacht einfach mittendurch gelegt.«
Made line reckte die Hand mit der Lampe und spähte auf die andere Seite der Röhre. Auch dort gab es regelmäßige Aushöhlungen in der Mauer. »Ich wette, das ist noch eine. Und das auch. Steht irgendwas von einem alten Gefängnis in dem Plan?«
»Nein, aber …« Nicholas drehte sich langsam um und vergegenwärtigte sich die Lage der Straßen. »Wenn wir unter der Daine Street sind, könnte das hier Teil eines alten Festungwalls sein, der vor zweihundert Jahren abgerissen wurde.« Der stand zwar nicht mehr in den Lageplänen, doch das galt auch für die Katakombe, die sie suchten.
»Nicholas«, flüsterte Made line plötzlich. Er fuhr herum.
Mit konzentriertem Ausdruck fixierte sie die Kugel. Rasch trat er zu ihr und übernahm die Lampe,
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