Necromancer - The Death of the Necromancer
Steinplatten verschwanden. Dann bemerkte er ein weißes Licht, das wie eine zähe
Flüssigkeit an seiner Hand klebte. Er war zu verdutzt, um sich Sorgen zu machen, zumal er auch keinen Schmerz spürte. Rasch schüttelte er die Hand, und das Licht löste sich in winzige Feuerpunkte auf, die in der feuchten Luft erloschen. Er glaubte, flüsternde Stimmen zu hören, Stimmen, die ihm irgendwie vertraut schienen. Die Rohans? Die Edouards? Dann schwoll das Stimmengewirr abrupt an und verklang jäh, ehe er etwas verstanden hatte.
Langsam erhob sich Nicholas, ohne den Blick von den Resten der Kugel zu wenden. Was da lag, war nur noch Schrott.
Plötzlich wurde ihm ein tiefes, langgezogenes Dröhnen bewusst, das aus einem der Schächte herunterhallte. Verblüfft schaute er sich zu Made line um. Auch sie hatte etwas gehört. Ratlos schüttelte sie den Kopf.
Dann erzitterte der Boden. Sie starrten sich an, beide hatten das Geräusch gleichzeitig erkannt.
»Verdammt«, rief Made line, »das ist …«
»… Fallier.« Nicholas wandte sich zur Tür und stolperte, als plötzlich die Steinplatten unter seinen Füßen ins Wanken gerieten. Made line stieß gegen ihn, und zusammen torkelten sie durch die Tür.
Arisilde hatte neben dem verwischten Kreis gekniet und stand gerade auf. Er taumelte, als der Boden erneut erbebte und die letzten Zierputten vom Grabmal gegenüber der Estrade stürzten. Madeline hob ihre Kugel auf, die vergessen auf der Estrade lag. Unsicher eilten sie auf den Zauberer zu.
Er umfasste sie, um sie gegen die andauernden Stöße zu stützen. In seinen Augen lag ein abwesender Blick. »Die Struktur ist noch da, ja, sie ist noch kaum beschädigt. Ich glaube, ich könnte …«
Nicholas klammerte sich an die Schulter des Zauberers und legte den Arm um Madelines Taille. Mit lautem Getöse lösten sich der Balkon und der größte Teil der Galerie von der Höhlenwand und krachten auf den äußersten Ring von Grabmälern. Nicholas zwang sich zur Geduld. »Ari, komm bitte …«
Made line wollte sich einschalten, doch in diesem Moment fegte eine Staubwolke aus den bereits eingestürzten Gängen über sie hinweg, und sie musste husten.
»Ja«, fuhr Arisilde fort, »ich glaube, ich könnte …« Ein Teil des Dachs sauste herunter und zerschmetterte die Gruft mit dem bewaffneten Ritter. »Ja, das wird das Beste sein. Madeline, gib mir bitte die Kugel.«
Sie reichte sie ihm. »Kann sie Falliers Zauber entgegenwirken?«
»Nein.« Arisilde hielt den Apparat in der ausgestreckten Hand. »Aber das ist auch nicht nötig, wenn das hier funktioniert.«
Genau wie immer reagierte die Kugel mit der rasenden Rotation ihres Räderwerks. Man könnte doch meinen, dass sie müde ist, nachdem sie so lange mit Macob gerungen hat. Nicholas schob den albernen Gedanken beiseite. Natürlich wurde sie nicht müde. Wenn Macob sie in seinen Besitz gebracht hätte …
Staub und kleinere Felssplitter regneten auf sie herab. Im nächsten Moment warf Arisilde die Kugel in den Kreis. Bestürzt schrie Madeline auf, doch statt auf dem Steinboden zu zerschellen, blieb der Apparat in der Luft schweben, getragen von der sich dort ballenden Macht.
Er drehte sich immer schneller, innen und außen, doch schließlich sagte Arisilde: »Es reicht nicht.«
Unvermittelt folgte ein Knacken, das trotz der bebenden und einstürzenden Mauern um sie her deutlich zu hören war. Die Kugel explodierte, und Scherben aus heißem Kupfer schossen in alle Richtungen. Unwillkürlich duckte sich Nicholas und zog Madeline an sich. Als die Kupferstücke auf sie niederprasselten und ein blaues Licht aufflammte, spürte er plötzlich einen eisernen Griff am Arm, und Arisilde zog sie über die Grenze in den Kreis.
Schwindel erfasste Nicholas und das beängstigende Gefühl, in grenzenlose Tiefen zu fallen. Kurz darauf landete er hart auf glattem Stein. Es hat nicht funktioniert. Wir sind immer noch hier. Das Dröhnen der einstürzenden Katakomben drang nur noch als ein fernes Echo zu ihm, und das Wanken der Erde war kaum mehr ein leises Zittern.
Nicholas stützte sich keuchend auf den Ellbogen. Es war stockfinster, und er hörte fließendes Wasser. »Made line?«, brachte er nach einiger Zeit hervor.
Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen, das sich in die Ewigkeit zu erstrecken schien. Dann vernahm er ein leises Ächzen.
Ein Funke erschien und dehnte sich zu einem warmen Schein, der auf die gewölbte Decke und das schwarze Wasser einer neuen Kanalisationsröhre
Weitere Kostenlose Bücher