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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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von einer ganzen Schar von Ärzten, Palastdienern und Beamten der Präfektur betreut. Als sich Nicholas im Vorzimmer darum bemühte, zu ihm durchgelassen zu werden, öffnete sich auf einmal die innere Tür, und die Königin erschien mit ihrem Gefolge. Nicholas duckte sich rasch hinter die Büste eines verstorbenen Bischofs, doch sie hatte ihn bereits erspäht und schnitt ihm den Fluchtweg ab.
    »Sie sind ja schon auf.« Sie musterte ihn mit erschreckender Offenheit, dann wandte sie den Blick den Porzellanverzierungen des Schranks zu, vor dem sie ihn gestellt hatte. »Wussten Sie, wo er war?«
    Nicholas fiel ein, dass er sich noch nicht angemessen vor ihr verneigt hatte, doch jetzt war es unmöglich, weil sie so dicht vor ihm stand. Wenigstens war sie weder mit der Katze noch mit Captain Giarde bewaffnet. »Wo wer war, Eure Majestät?«
    »Er lag verborgen in einem Salon, in irgendeinem Kästchen, das seit Jahren niemand mehr geöffnet hatte.« Sie schaute ihn an, um seine Reaktion zu prüfen. »Merkwürdig, finden Sie nicht?«
    Er kam zu dem Schluss, dass sie von Macobs Schädel
sprach und ihn durchaus nicht im Verdacht hatte, von dessen Versteck gewusst zu haben. Anscheinend wollte sie ihn nur auf das Kuriose daran aufmerksam machen. »Nicht so merkwürdig wie einige andere Dinge, die passiert sind, Eure Majestät.«
    Nach kurzer Überlegung nickte sie bestätigend. »Wollten Sie zu Inspektor Ronsarde?«
    »Ja.«
    Sie blickte zu dem großgewachsenen, schwerbewaffneten Gardisten auf, der ihr während der Unterhaltung nicht von der Seite gewichen war. Er wandte sich um, und plötzlich öffnete sich ein Weg durch die Menge bis zur Tür zu den inneren Gemächern. Die Königin trat zurück, um Nicholas vorbeizulassen, und er suchte mit einer Verbeugung das Weite.
    Erst im Schlafzimmer fiel Nicholas auf, dass Ronsarde in einer Prunksuite untergebracht war. Der Raum hatte die Ausmaße eines bescheidenen Ballsaals und verfügte über zwei riesige Kamine mit reich verzierten Marmorsimsen. Das gewaltige, mit indigoblauen Vorhängen ausgestattete Bett stand auf einem Podest und hatte an seinem Fuß noch eine zusätzliche Liege. Halb sitzend lehnte Ronsarde auf mehreren Kissen. Dr. Halle und ein weiterer Arzt standen in der Nähe. Halle war bleich und hatte einen großen Blut - erguss an der Stirn, doch ansonsten hatten die Ereignisse kaum Spuren an ihm hinterlassen. Die rote Gesichtsfarbe des Inspektors wirkte dagegen geradezu ungesund. »Ich will mich aber nicht ausruhen«, rief Ronsarde in mürrischem Tonfall. »Es ist doch lächerlich, wenn … ah!« Er hatte Nicholas erspäht und setzte sich gerade auf. »Da sind Sie ja, mein Junge.«

    Nicholas trat zum Fuß des Podests. Er fragte sich, wie viele Könige von Ile-Rien schon in diesem Gemach geschlafen hatten. In jüngerer Zeit wohl gar keine mehr - die Einrichtung war nicht unbedingt die modernste. Rogere vielleicht? Wenn er an den eigenwilligen Humor der derzeitigen Throninhaberin dachte, schien ihm diese Vorstellung gar nicht so abwegig. »Könnte ich vielleicht unter vier Augen mit Ihnen sprechen?«
    Ronsarde warf Halle einen Blick zu, der seufzend nach seinem Koffer griff. »Wahrscheinlich würde es dir mehr schaden, wenn ich mit dir streite.« Mit einem Wink schickte der Arzt seinen Kollegen voraus. Im Vorbeigehen klopfte er Nicholas auf die Schulter.
    Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, trat Nicholas ans Bett. »Jemand hat Ihre Wohnung auf den Kopf gestellt.«
    »Ja, ich weiß.« Ronsardes freudige Miene verfinsterte sich. »Halle hat heute Morgen nach einigen Sachen von mir geschickt, da wurde es entdeckt. Natürlich können Sie es nicht gewesen sein, da Ihre Leute gewusst hätten, wo sie nachsehen müssen.« Besorgt hielt er inne. »Aber Madeline ist doch heil aus der Kanalisation herausgekommen, oder?«
    »Ja, sie hatte bloß keine Lust auf die Gastfreundschaft des Palasts.«
    Ronsarde stieß die Luft aus. »Setzen Sie sich doch wenigstens hin und stehen Sie nicht rum wie ein Scharfrichter. Ich kann Ihnen ebenso gut erzählen, was in diesen Dokumenten stand.«
    Vorsichtig ließ sich Nicholas auf dem Bettrand nieder. Er spürte die Anspannung seiner Muskeln und einen Kopfschmerz
wie von einer stechenden Nadel in der linken Schläfe.
    Der Inspektor fuhr fort. »Ich habe die Ermittlungen im Zusammenhang mit Ihrem Pflegevater nie eingestellt. Ich sage absichtlich ›im Zusammenhang‹, weil ich inzwischen weiß, dass er in diesem Fall nur eine

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