Necromancer - The Death of the Necromancer
gesagt?« Nicholas fand den klang seiner Worte merkwürdig hohl.
»Wahrscheinlich hat Montesq damit gedroht, Sie umzubringen, um Edouard zum Schweigen zu zwingen.« Ronsarde breitete die Hände aus. »Es spielt keine Rolle. Wir haben
alles, was wir brauchen. Montesq wird für sein Verbrechen büßen.«
»Aber Sie haben den Brief nicht mehr.« Nicholas schüttelte den Kopf. »Und Montesq war nicht untätig. Während wir Macob gejagt haben, hatte er Zeit, um sich vorzubereiten.«
Ronsarde zog die Brauen zusammen.
»Er hat mir Fallier auf den Hals gehetzt und Lord Diero von der Präfektur angewiesen, Ihre Verhaftung zu arrangieren«, setzte Nicholas hinzu. »Er weiß schon längst Bescheid. Inzwischen ist er bestens gerüstet für eine öffent - liche Anschuldigung.«
»Auch wenn er noch so gut gerüstet ist - es wird ihm nichts helfen.«
»Seien Sie doch nicht so naiv.«
Ronsarde funkelte ihn böse an, doch gleich darauf trat ein besorgter Schatten in sein Gesicht, als Nicholas aufstand und sagte: »Ich gehe davon aus, dass man mich hier festhalten will.«
»Zu Ihrem eigenen Besten«, erwiderte der Inspektor, »und nur so lange, bis offiziell Anklage gegen Montesq erhoben wird.«
Nicholas schaute ihn an. »Ich gehe ins Ausland, und mein Diener Crack wird bald nach einer neuen Stellung suchen. Sie brauchen doch jemanden, der Ihnen den Rücken frei hält und Ihnen bei der Arbeit hilft. Könnten Sie ihn nicht einstellen?«
»Crack wäre sicherlich der geeignete Mann, wenn es darum geht, alte Feinde abzuschrecken, die sich rächen wollen. Ich nehme an, er wurde zu Unrecht wegen Mordes verurteilt?«
Nicholas setzte ein ironisches Lächeln auf. Auch Cracks wahre Identität war Ronsardes Wachsamkeit also nicht entgangen. »Bei einer genaueren Untersuchung des Erpressungszweigs von Montesqs kleinem Imperium wird schnell ans Licht kommen, dass man ihm dieses Verbrechen in die Schuhe geschoben hat.«
»Na schön.« Plötzlich wurde Ronsardes Ton scharf. »Und Sie? Wohin fahren Sie?«
»Sie sind doch der größte Detektiv von Ile-Rien.« Nicholas steckte die Hände in die Taschen und schlenderte zur Tür. »Finden Sie es heraus.«
Den nächsten Besuch stattete er Arisilde ab, der auf demselben Stockwerk wie der Inspektor in einer kleineren Suite untergebracht war. Zu ihm vorgelassen zu werden war weniger schwer, und bald saß Nicholas in einem Stuhl am Bett des Zauberers. »Wie geht es dir?«
»Ach, schon besser, glaube ich.« Arisildes lange, bleiche Hände zupften nervös an der Decke. »Hast du was von Isham gehört? Niemand hier weiß was über ihn.«
»Er ist noch bei Dr. Brile, aber schon wach und auf dem Weg der Besserung.« Nicholas erzählte Arisilde, was ihm Reynard am Morgen über den Parser berichtet hatte.
»Schön.« Ein wenig beruhigt lehnte sich Arisilde in die Kissen zurück. »Hoffentlich geht es ihm bald so gut, dass er mich hier besuchen kann. Es wäre doch schrecklich, wenn wir alle hier im Palast zu Gast sind und er diese Gelegenheit verpasst.« Ein nachdenklicher Ausdruck trat in seine veilchenfarbenen Augen. »Die Königin war bei mir. Sie ist wirklich reizend, aber sie hat mich gefragt, ob ich Hofzauberer werden will. Anscheinend mag sie Rahene Fallier nicht
besonders. Ich habe ihr gesagt, dass ich es mir überlege. Ich bin nicht gerade der Zuverlässigste, wie du weißt.«
»Als es drauf ankam, warst du zur Stelle, Ari.«
»Ja, schon, aber … Übrigens ist mir eingefallen, was ich dir sagen wollte. Neulich, als ich vor lauter Zorn das ganze Zimmer verwüstet habe.«
»Und was war es?«
»Ich hatte mir die Sachen angesehen, die du mir gebracht hast. Den Stoff mit den Geistflechten dran und die Reste dieses Golems. Die Spuren eines unbekannten Zauberers waren an ihnen. Eines ungeheuer mächtigen Zauberers. Aber dann ist es mir einfach entfallen.«
»Es wäre nicht wichtig gewesen, auch damals nicht.« Mehrere Sekunden blieb Nicholas stumm. »Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich eine Weile wegfahre.«
Arisildes Miene hellte sich auf. »Wirklich? Wohin denn?«
»Ins Ausland. Genaueres schreibe ich dir, sobald ich dort bin. Wenn du möchtest, kannst du mit Isham in Coldcourt wohnen, solange ich weg bin.«
»Ach ja, richtig. Man hat mir schon gesagt, dass Macob nicht viel von der Dachstube übriggelassen hat. Ja, das wäre wunderbar. Und schreib lieber Isham statt mir. Er kann sich das alles besser merken als ich.« Arisilde musterte ihn, und sein Blick wurde schärfer.
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