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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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angestellt.«
    »Kann auch sein.« Das Papier gab nach, ohne zu zer - reißen, und Nicholas konnte seinen Arm herausziehen. Im
trüben Licht bemerkte er, dass die Fragmente beschrieben waren. Er griff nach der Lampe, doch in diesem Augenblick drang Cracks Stimme durch die Tür.
    »Hab was gefunden.«
    »Was gefunden?«, wiederholte Reynard. Nicholas sprang auf und stopfte die zerrupften Blätter in seine Jackentasche.
    »Was du vermutet hast.« Ohne ein weiteres Wort zog sich Crack wieder ins Foyer zurück.
    In Erwartung einer Übersetzung wandte sich Reynard mit hochgezogener Augenbraue zu Nicholas um.
    »Die Nichtratten.« Nicholas steuerte bereits auf die Tür zu.
    Crack führte sie zu einem Alkoven unter dem Treppenhaus. Von dort stiegen sie hinunter in einen Gang mit kahlen Putzwänden, von dem mehrere Türen abgingen - wahrscheinlich in die Hausbrennerei, den Weinkeller, die Vorratskammer des Butlers und die Schlafzimmer der höheren Diener. Crack wandte sich einer Tür auf der rechten Seite zu. Am Geruch war unschwer zu erkennen, was sie hier erwartete. Je näher sie dem Raum kamen, desto stärker war der Geruch geworden, und als sich die Tür öffnete, spürte Nicholas einen Würgereiz. Crack nahm ihm die Lampe ab, schob den Verschluss ganz nach oben und reckte sie in die Höhe.
    Mitten im Zimmer stand ein behelfsmäßig aus Planken und umgestürzten Fässern errichteter Tisch. Auf diesen Planken lag hingestreckt die Leiche eines Mannes. Brust und Unterleib waren aufgerissen, die Rippen hochgestemmt. Die meisten inneren Organe waren herausgezerrt worden; zusammen mit einer großen Menge Blut und anderen Körperflüssigkeiten waren sie über den Plattenboden
verteilt. Die Eingeweide hingen noch fest und baumelten vom Tisch.
    »Damit hab ich nicht gerechnet.« Nicholas’ eigene Stimme klang ihm fremd in den Ohren.
    »Es sin noch mehr.« Crack klang zugleich nüchtern und grimmig. »Aber der da is der Schlimmste. Das Zimmer dort, gleich bei der Treppe, hab ich mir zuerst angeschaut. In die hintere Wand ham sie ein Loch geschlagen und sechs Leichen reingestopft.«
    Mit entsetzter Miene wandte sich Reynard um. »Sechs?« »Kinder.« Bedrückt blickte Crack sie an. »Aber das sin noch nicht alle, das weiß ich ganz genau. Ich kann sie alle suchen, wenn du willst.«
    »Das wird nicht nötig sein.« Nicholas starrte auf das Blutbad. Ob Crack das instinktiv gespürt oder aufgrund irgendwelcher Anzeichen zu diesem Schluss gelangt war, Nicholas wusste, dass es stimmte. Galle stieg ihm in die Kehle, und er musste sich abwenden, um kurz den Kopf an den Türrahmen zu lehnen. Reynard machte ein paar Schritte in den Gang hinaus und fluchte leise vor sich hin.
    Schließlich zwang sich Nicholas, den Blick wieder ins Zimmer zu richten. In Lodun hatte er einige Zeit Medizin studiert, die Kurse aber nach Edouards Tod aufgegeben. Wenn ein Toter seziert worden war, erkannte er das. Hier hatte keine Leichensektion stattgefunden, sondern eine Vivisektion.
    Nach einem Schritt ins Zimmer fand er seine Vermutung bestätigt. Es gab keinen Grund, eine Leiche festzubinden. Doch die Hand- und Fußgelenke des Mannes, praktisch die einzigen Körperstellen ohne offene Wunden, trugen tiefe Abdrücke, weil er gegen die Fesseln gekämpft hatte. Ein Auge
war ausgestochen und das Gesicht von Schnitten entstellt. Lang hat er nicht überlebt. Das wäre gar nicht möglich. Doch mit Sicherheit hatte das Opfer grausame Qualen durchlitten.
    Nicholas senkte den Blick auf den besudelten Boden. Die Überreste stammten nicht nur von einem einzigen Menschen.
    In diesem Moment hätte er fast kehrtgemacht und das Zimmer verlassen, um sich draußen zu übergeben. Noch nie hatte ihn ein Anblick so verstört. Dabei war er durchaus nicht überempfindlich. Anatomische Studien, das Leichenschauhaus oder die Operationen, die er miterlebt hatte, hatten ihn nie aus der Fassung gebracht. Das hier jedoch war etwas anderes. Es war niederträchtig in einem Maß, das fast jedes menschliche Verständnis überstieg. Er wusste, was Crack aus alldem schloss und warum er sich so sicher war, dass sie bei einer Fortsetzung der Suche noch weitere Leichen finden würden. Das hier war keine einmalige Tat. Es war ein Crescendo, zu dem man sich erst im Lauf der Zeit und durch viele Experimente steigerte.
    Widerwillig ließ er den Blick erneut durchs Zimmer wandern, und tatsächlich fiel ihm noch etwas anderes auf. Zwischen den Blut- und Flüssigkeitsspritzern an der weiß getünchten

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