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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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aufstoßen konnte.
    Crack reichte die Lampe nach hinten und schlüpfte als Erster hinein, dicht gefolgt von Nicholas und Reynard. Die Luft roch nach Feuchtigkeit, Ratten und etwas Fauligem, als wäre irgendwo im Haus Fleisch liegen geblieben und verrottet.
    Als sie durch einen kurzen Flur schlichen, beleuchtete der Lichtstrahl Teile von Zimmern: das Maschendrahtgitter vor dem Fleischfach einer Anrichte, ehemals weiße, mit Schmutz und Staub bedeckte Fliesen, ein offener, leerer Kohlenverschlag. Lautlos schob sich Crack durch eine Tür am Ende des Flurs. Gleich darauf lehnte er sich wieder herein und gab Nicholas mit einem Zeichen zu verstehen, die Klappe an der Laterne ganz zu schließen. Nicholas tat wie geheißen und passierte mit Reynard die Tür.
    Sie waren jetzt im mittleren Foyer. Durch die gesprungenen Glasfenster über dem tiefen Schatten des Haupteingangs fiel schwaches Licht ein, und Nicholas erkannte, dass das Haus einmal sehr vornehm gewesen war. Die Treppe schwang sich in einem eleganten Bogen empor und teilte sich auf halber Höhe, um in getrennte Flügel zu münden. Über die Wände waren die zerschlissenen, verschimmelten Überreste alter Vorhänge gespannt, die Feuchtigkeit hatte Tapeten und Farbe abblättern lassen. Wenn hier noch Leute lebten, wie der Alte behauptet hatte, mussten sie ein jämmerliches Dasein in ein oder zwei Zimmern fristen - wahrscheinlich im Erdgeschoss. Die übrigen Räume waren wie ein Grabmal.

    »Hier ist niemand«, flüsterte Crack, »zumindest niemand Lebendiges.«
    Nicholas warf ihm einen überraschten Blick zu. Gab sein Gefolgsmann einer religiösen Ader nach, von der er bisher nichts gezeigt hatte?
    Doch nun ließ sich auch Reynard mit leiser Stimme vernehmen. »Ja, man riecht es. Ich kann nicht erkennen, woher es kommt. Irgendwie - von überall.«
    »Was riecht ihr?«, fragte Nicholas verwirrt. »Die Ratten?«
    Leicht angewidert verzog Reynard den Mund. »Man merkt, du warst noch nie länger im Krieg oder im Gefängnis. Das sind keine Ratten.«
    Ohne weitere Einwände akzeptierte Nicholas diese Feststellung. Ihm dämmerte allmählich, was sie hier möglicherweise erwartete. »Crack, schau nach der Kellertür. Wir zwei durchsuchen zuerst das Erdgeschoss.«
    Crack verschwand in der Finsternis. Nicholas und Reynard wandten sich den Türen im Foyer zu. Die erste führte auf einen ehemaligen Empfangssalon. Nicholas schob den Verschluss an der Laterne wieder nach oben und hob sie an. Spinnweben wurden sichtbar, die sich wie feine Spitze von den verschnörkelten Simsen und Blumenfriesen bis zu den zerbrochenen Relikten von Kronleuchtern hinzogen. Es war deutlich zu erkennen, dass die dicke Staubschicht auf dem Boden und dem völlig abgetretenen Teppich erst in jüngster Zeit aufgewirbelt worden war. Mitten im Raum stand ein ehemals gediegener Tisch. Seine schon seit langem von der Feuchtigkeit ruinierte Platte war nicht so hoch mit Schmutz bedeckt, wie es eigentlich hätte sein müssen.
    Von einer anderen Tür kam ein leiser Ruf Reynards. »Hier haben wir ein Lebenszeichen.«

    Es war eine Bibliothek. Die Wände waren gesäumt von leeren Regalen, und auch der Boden war kahl, doch an einer Wand ragte ein wuchtiger Sekretär auf, mit einem hohen, geraden Stuhl davor.
    Nicholas ging hinüber und senkte die Laterne, um die verkratzte Oberfläche zu inspizieren. Auf der Platte lag fast kein Staub, und die Lampe auf dem Bücherbrett war noch halb mit Öl gefüllt. Die Schubladen klafften auf, und eine war ganz herausgezogen worden und auf dem Boden gelandet.
    »Da hatte es wohl jemand eilig«, bemerkte Reynard.
    Ohne sich lange abzusprechen, knöpfte sich jeder von ihnen eine Seite des Schreibtischs vor. Nicholas fand nichts außer zerbrochene Füllfederhalter, ein leeres Tintenfass und ein verlassenes Mäusenest. Reynards Ausbeute war nicht annähernd so vielversprechend. Nicholas inspizierte auch die anderen Schubladen und ging in die Hocke, um ganz nach hinten in den Sekretär greifen zu können. Dabei scheuchte er mehrere Spinnen und irgendein kleines Tier auf, das geräuschvoll davonjagte. Dann streifte seine Hand über Papier.
    »Da hinten steckt was drin«, wisperte er.
    »Hoffentlich keine Ratte.«
    »Jemand hat die Schublade rausgerissen, weil da irgendwas eingeklemmt war, das dieser Jemand nicht zurücklassen wollte.« Es fühlte sich an wie ein Bündel fransiger Blätter, das in einen Spalt gestopft worden war.
    »Oder er hatte es eilig und hat sich ungeschickt

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