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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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Wand war zu erkennen, dass der Putz geschmolzen war.
    »Was zum Teufel …« Diese seltsame Beobachtung zog ihn so in ihren Bann, dass er fast das Gemetzel um sich herum vergaß. Er trat zu der Wand gleich bei der Tür, die er erreichen konnte, ohne dass er etwas umstellen oder in eine Pfütze treten musste, und tastete die betreffende Stelle ab. Nicht nur der Putz war geschmolzen, sondern auch das
Holz darunter. Die beiden Werkstoffe waren zusammengeronnen und hatten sich zu glasigen Klumpen verformt. Auch das hatte Nicholas in Lodun gelernt, aber nicht an der medizinischen Fakultät. Das hier war etwas Magisches - vielleicht die Auswirkungen einer außer Kontrolle geratenen Macht.
    Eigentlich hätte er nach weiteren verräterischen Anzeichen von Hexerei suchen müssen, doch plötzlich konnte er sich nicht mehr dazu überwinden, das Zimmer noch einmal zu betrachten. Er trat hinaus und nickte Crack zu, der die Lampe abblendete und die Tür zuzog.
    Sie stiegen die Treppe hinauf, und oben im Foyer angelangt, steuerte Reynard sofort auf den Flur zu, der hinausführte.
    Nicholas fasste ihn am Arm. »Wir müssen unbedingt das restliche Haus durchsuchen. Morgen können wir wiederkommen, um genauere Nachforschungen anzustellen, aber zuerst sollten wir uns vergewissern, dass sich hier niemand mehr versteckt.«
    Reynard zögerte. Er hatte Mühe, seine Verstörung zu verbergen. »Ja«, antwortete er schließlich, »du hast recht. Bringen wir’s hinter uns.«
    Sie teilten sich auf, um schneller voranzukommen. Crack hatte schon den Keller ausgekundschaftet, der anscheinend nichts anderes enthielt als die Leichen und die Folterund Mordwerkzeuge. Sie stießen auf etliche Hinweise, dass in dem Haus bis vor kurzem Leute gewohnt hatten. Das Erdgeschoss war leer bis auf die Küche, wo offensichtlich an dem niedrigen Tisch Mahlzeiten gekocht und gegessen worden waren. Vorräte von Kerzen, Lampenöl und verschiedenen Nahrungsmitteln waren zurückgelassen worden.
Die Staub- und Schmutzschicht auf den übrigen Teppichen zeigte Fußabdrücke, doch diese waren zu undeutlich, um eine Identifizierung des Schuhtyps zu ermöglichen.
    Im ersten Stock trat Nicholas in ein bis vor kurzem benutztes Schlafzimmer, und beim Durchforsten der Fächer und Schubläden stieß er auf einen kleinen Stapel Notizbücher, die mit einer eleganten, spinnenhaften Handschrift bedeckt waren. Gierig stürzte er sich darauf, doch gewann beim Blättern rasch den Eindruck, dass es nur wörtliche Zitate aus einem Zauberlehrbuch waren. Immerhin fand er es erhellend, dass es bei dieser Magie um Nekromantie ging. Dies wurde schon auf der ersten Seite deutlich, wo von verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten getrockneter Menschenhaut die Rede war. Es waren Aufzeichnungen, wie sie sich ein Student machen würde, aus einem Buch, das er nicht mitnehmen, sondern nur in der Bibliothek eines Meisters benutzen durfte. Trotzdem nahm Nicholas die Notizbücher an sich. Ansonsten fand er nichts Verwertbares mehr.
    In der Tür zum letzten Zimmer am äußersten Ende des linken Flügels schlug Nicholas der nun schon vertraute Verwesungsgestank entgegen. Es war ein Schlafzimmer, besser möbliert als die anderen, die er durchstöbert hatte. Sein Blick wanderte zur Frisierkommode, auf der Bürsten, Kämme und mehrere Kristallfläschchen unter einer dicken Staubschicht begraben waren. Widerwillig trat er an das schwer verhängte Bett und schlug eins der zerschlissenen Tücher zurück.
    Hier handelte es sich wenigstens um einen friedlichen Tod. Eine alte Frau lag auf der Tagesdecke. Sie trug ein
verblichenes, schon vor zwanzig Jahren aus der Mode gekommenes Abendkleid und Pantoffeln mit zartem Perlenbesatz. Die Augen waren geschlossen, die Arme über der Brust verschränkt. Ihre Haut war geschrumpft und eingetrocknet. Sie lag wohl schon seit mindestens einem Jahr auf dem Bett.
    Er ließ den Vorhang zurückgleiten. Wahrscheinlich hatten die Eindringlinge gar nichts von ihrer Anwesenheit gemerkt. Nicholas konnte nur hoffen, dass die letzte treue Dienerin, die die Frau in ihren besten Staat gekleidet, sie zur Ruhe gebettet und die Vorhänge zugezogen hatte, sich danach rasch ihre Habseligkeiten geschnappt und hinter sich abgesperrt hatte. Andernfalls war zu befürchten, dass sie zusammen mit dem Rest des Personals unten im Keller gelandet war.
    Nicholas ließ weitersuchen, solange es ging, aber nur zu dritt und bei Lampenlicht war nicht viel auszurichten.
    Schließlich wurde es Reynard zu bunt.

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