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Necromancer - The Death of the Necromancer

Titel: Necromancer - The Death of the Necromancer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Wells
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mag so was.« Als hätte Crack erkannt, dass diese schlichte Feststellung einer weiteren Erklärung bedurfte, fügte er hinzu: »Wenn man was rausfindet. Gefällt mir besser als Stehlen.«
    Da geht’s dir wie mir. Doch Nicholas konnte sich nicht überwinden, den Gedanken laut auszusprechen.
    »Hier wird der Gang breiter«, meldete Arisilde munter. »Ich glaub, wir haben die Kanalisation gefunden.« Kurz darauf wurde diese Vermutung durch das Geräusch von sickerndem Wasser und üblen Jauchegestank bestätigt.
    Der Schacht öffnete sich auf einen Sims einen knappen Meter über fauligem Abwasser, das durch eine runde, aus Ziegeln gemauerte Röhre floss. Nicholas erhob sich und klammerte sich mit einer Hand an die feuchte Wand, um
nicht auszurutschen. Arisilde strich mit den Händen über seinen verschlissenen Mantel und raffte das Zauberlicht zu einer Kugel zusammen. Diese schwebte nun über ihnen und beleuchtete den Schacht. »So, das hätten wir.« Er wandte sich an Nicholas. »Hast du schon vermutet, dass der Gang in die Kanalisation mündet?«
    »Ja, genau wie der Gang im Keller von Mondollot House.« Nicholas dachte an das Loch in der Mauer der Weingewölbe, durch das der erste Ghul geflohen war. Er hörte ein Scharren, sicher waren hier Ratten unterwegs. »Ich glaube …«
    Plötzlich schoss etwas von der Unterseite des Simses nach oben, so schnell, dass er sich weder bewegen noch einen Warnruf ausstoßen konnte. Es gelang ihm gerade noch, sich nach hinten gegen die Wand fallen zu lassen, als Klauen nach seinem Hals griffen und sich direkt vor ihm ein klaffender Schlund in einem verwitterten, hasserfüllten Gesicht auftat. Crack riss den Arm hoch, um das Geschöpf am Hals zu packen, und blitzartig bohrte es ihm die Zähne in den Ärmel. Nicholas hatte so zwar die Möglichkeit gewonnen, den Kopf wegzudrücken und das Wesen wegzustoßen, doch es war zu stark. Nun packte Arisilde es von hinten an seinem strähnigen, toten Haar. Kurz flackerte das Zauberlicht auf, und mit einem Mal war die gewaltige Kraft, die Nicholas gegen die Wand gepresst hatte, erloschen. Stolpernd ergriff er Crack am Arm, der beinahe hinterrücks vom Sims gekippt wäre.
    Das Geschöpf zu ihren Füßen hatte fast keine Ähnlichkeit mehr mit dem Ghul, der von unten heraufgeschnellt war und sie fast in Stücke gerissen hätte. Vor ihnen lag nur noch ein Haufen Knochen, der von Haut- und Sehnenfetzen zusammengehalten wurde.

    Nicholas holte tief Luft und gab Cracks Arm frei. »Wieder so ein Ghul.«
    Gefährlich nahe am Simsrand ging Arisilde in die Hocke und hob nachdenklich einen Knochen auf.
    Crack rieb sich den Unterarm, wo ihn das Geschöpf gebissen hatte.
    »Hat es dich erwischt?«, fragte Nicholas besorgt.
    Crack schüttelte den Kopf und zeigte ihm den Ärmel, der nicht beschädigt war.
    »Ari, es hätte nicht viel gefehlt, und …« Nicholas hatte es völlig die Sprache verschlagen, was nicht oft vorkam.
    »Ja?« Arisilde blickte fragend auf.
    »Danke.«
    Der Magier winkte ab. »Ach was, nicht der Rede wert. Nicht der Rede wert.«
    Nicholas blickte sich wieder um. Sie wandern durch die Kanalisation, aber das wussten wir schon. Ansonsten gab es hier nichts zu entdecken. Octaves Verbindung zu diesem Haus, zu den Ghulen, zur Nekromantie - das war nach wie vor der Stand.
    »Genau genommen ist das kein Ghul«, ließ sich Arisilde plötzlich vernehmen, »sondern ein Untoter. Ein Nekromant besorgt sich eine Leiche, deren Tod schon lange zurückliegt - sehr lange im Fall des armen Kerls hier. Dann belebt er sie mit einem Geist, den der Nekromant seinem Willen unterworfen hat. Die einfachste Möglichkeit, sich einen solchen Geist zu verschaffen, besteht natürlich darin, ein unschuldiges Opfer im Rahmen eines magischen Rituals zu töten.«
    »Wie bei dem Mann im Keller?«, fragte Nicholas.
    »Nein, das war was anderes. Da ging es um das Wachrufen von Macht.« Erwartungsvoll ließ Arisilde den Blick
durch den Schacht schweifen. »Bei dieser Sache mit den Untoten muss man noch was beachten. Die Überreste der Leiche, zu der der unterworfene Geist einmal gehört hat, treiben sich noch weiter herum, weißt du. Als Wiedergänger. Geistlose, seelentote Kreaturen. Aber hier sehe ich keine.« Grübelnd zuckte Arisilde mit den Augenbrauen und blickte zu Nicholas auf. »Nekromantie ist wirklich eine unerfreuliche Sache. Aber anscheinend hat sich in letzter Zeit jemand damit beschäftigt, und zwar sehr intensiv.«
     
    Die Frau, die sich Madame Talvera nannte,

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