Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
kümmern? Und wer soll für mich sorgen? Willst du dir auf der Sonnseite etwa eine primitive Zigeunerin nehmen oder hättest du lieber mich zur Gefährtin?
Das Argument war verführerisch. Um ein Haar wäre Tzonov aufgewacht, und Devetaki war klar, dass es an der Zeit war, sich zurückzuziehen.
Der Geist von Alexei Yefros, dem Lokalisierer, war unmöglich zu verfehlen. Devetaki machte ihn in etwa derselben Umgebung wie Turkur Tzonov aus, wahrscheinlich im selben Raum, und drang vorsichtig in sein Unterbewusstsein ein. Sie stellte sich die Apparatur vor, die sie in Tzonovs Geist gesehen hatte, und ließ Yefros, ausgehend von diesem Bild, seinen eigenen Traum entwickeln.
Er sah den Apparat und, daran angeschlossen, Siggi Dam, die auf einem Operationstisch lag, so wie sie in jener Nacht ausgesehen hatte, in ihrem durchsichtigen Nachthemd schöner als jede andere Frau, die ihm je begegnet war (und auch als jeder andere Mann); sie war ihm vollkommen ausgeliefert. Allerdings ... war Tzonov zugegen, kam etwas Derartiges überhaupt nicht in Frage. Aber ihr Mund war so verführerisch ... und die Vertiefung zwischen ihren Brüsten ... die diversen Öffnungen ihres Körpers ...
Ha!, dachte Devetaki, wenn auch nur bei sich, er hat zwar nicht den Körperbau, dafür jedoch den Geist eines Vampir-Lords! Kein Wunder, dass die beiden aus ihrer Welt ausgestoßen wurden. Aber in meiner Welt ... da werden meine Burschen dir ebendas antun, was du mit ihr angestellt hättest – allerdings dürfte es dir wohl auch noch gefallen!
Unter dem Vorwand, Siggi Dam zu sein, sandte Devetaki eine Nachricht in den übersinnlichen Äther, die beide vernahmen: Ich bin im Pass, Turkur. Aber ich fürchte mich vor deinen Soldaten – und vor Alexei Yefros!
Beide schreckten sie gleichzeitig aus dem Schlaf, und beide hatten sie ein und denselben Namen auf den Lippen: »Siggi!«
Ihr Bild schwand allmählich aus ihren Gedanken, aber noch immer vernahmen sie einen flüchtigen Nachhall: Turkur, ich befinde mich im Pass zur Sonnseite hin. Ich war auf meinem Weg zurück zu dem Tor auf der Findlingsebene, als ich dich sah. Aber ich habe Angst, Turkur, solche AAAngst!
Devetaki hatte sie gut getroffen. Siggi Dam selbst hätte kaum anders geklungen. Nun, wo Tzonov und Yefros erwacht waren, war ihr allerdings klar, dass ihre List nicht weiter greifen würde. Sie konnte nicht länger vorgeben, sie wäre Siggi; von nun an würde sie nur noch eine Präsenz sein, und dies auch nur für den Lokalisierer. Also wurde sie zu einer Präsenz und zu nichts weiter, an ebendem Ort, den sie sich dazu auserkoren hatte.
»Im Pass«, flüsterte Yefros, während sie sich aus ihren Schlafsäcken schälten, die Kampfstiefel überzogen und aufstanden. »Ich kann es ganz deutlich spüren. Sie ist dort!«
»Sie hat also überlebt!« Tzonov konnte es kaum glauben. »Vielleicht irren die Briten sich ja und diese Welt ist doch nicht so absolut tödlich, wie sie annehmen. Aber nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich hat sie einfach nur Glück gehabt!«
»Ich habe gehört, wie sie zu Ihnen gesprochen hat.« In der Stille, die in der Feste herrschte, klang Yefros’ Stimme wie ein Zischen. »Selbst im Schlaf konnte ich sie noch lokalisieren. Ihre telepathischen Kräfte ... die hat ihr der Apparat mit Sicherheit nicht genommen! Sie scheint Angst vor den Männern zu haben, und vor mir ebenfalls.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Der Gedanke gefiel ihm. Es verschaffte ihm Befriedigung, dass jemand Angst vor ihm hatte.
Tzonov zog sich fertig an und warf ihm einen Blick zu. »Sie fürchtet Ihre schmutzigen Gedanken. Nichts gegen Ihr Talent, Alexei, aber Ihr ... Charakter lässt doch einiges zu wünschen übrig. Zumindest wenn man es aus Siggis Sicht betrachtet.«
Sie befanden sich in einem Zimmer schätzungsweise dreißig Meter über dem Boden des Passes. Es gehörte zu einer ganzen Flucht ähnlicher Räume, die auf einem natürlichen Sims unter einem gewaltigen Überhang aus dem Fels gehauen und vom Rand des Vorsprungs bis hoch zu der sich nach außen wölbenden Felswand von Mauerwerk umgeben waren. Jenseits der Mauer und der Fensterbögen lag der Abgrund. Ein Türbogen führte hinaus auf einen gleichfalls ummauerten Balkon, von dem aus man den Pass überblickte.
Tzonov und Yefros teilten sich das Gelass mit Bruno Krasin, und als dieser sie herumrumoren hörte und mitbekam, wie sie miteinander redeten, wurde auch er wach. Krasin wusste zwar um ihre Talente,
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