Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
glitzernder Sterne abzeichnete.
Im Hof wurden sie von einem Posten angerufen, der dort Streife ging und plötzlich, die Waffe im Anschlag, aus den Schatten vor ihnen auftauchte. Krasin erteilte ihm ein Lob und sagte leise: »Wir gehen eine Weile raus. Sichern Sie Ihre Waffe, bis wir wieder zurück sind, damit Ihnen nicht aus Versehen der Finger ausrutscht und Sie Ihre Vorgesetzten zur Hölle schicken!« Er meinte es vollkommen ernst, und ein scharfes metallisches Klicken in der Dunkelheit zeigte, dass der Posten, ohne zu zögern, gehorchte.
Ein weiterer Posten stand vor dem massiven Tor. Krasin wechselte ein paar Worte mit ihm, und die drei traten hinaus in den Pass.
Es herrschte eine unheimliche Stille, sodass ihnen selbst das Schwirren winziger Fledermausschwingen, mit dem das Tierchen in die Nacht verschwand, unnatürlich laut vorkam. Indem sie mit ihren Taschenlampen den Weg ausleuchteten, folgten die drei einem kaum erkennbaren Pfad über den geröllbedeckten Grund der Schlucht und entfernten sich allmählich immer weiter von der Feste – und der dort massierten Feuerkraft ...
Genau dies entsprach Devetaki Schädellarves Absicht. Etwa hundert Meter weiter den Pass entlang enthüllte die Lady, die ach so geduldig hinter einem umgestürzten Felsblock wartete, ihren telepathischen Geist – allerdings nur ein winziges bisschen, nur einen winzigen Spaltbreit, um nichts von ihrer wahren Identität preiszugeben. Sie stellte lediglich in Aussicht, dass sie sich dort befand.
»Dahinten!«, zischte Alexei Yefros. Der Lokalisierer duckte sich und deutete mit seiner Taschenlampe auf Devetakis Versteck. Der Strahl verlor sich in der Ferne zirka fünfzehn bis zwanzig Meter vor dem Felsblock. Als Tzonov und Krasin den Strahl ihrer Taschenlampen ebenfalls darauf richteten, zeichnete sich der halb in der Erde begrabene Felsen als überhängender, unregelmäßiger dunkler Fleck in der Finsternis ab.
»Ein Felsblock?«, knurrte Krasin.
»Dahinter kann man sich verstecken«, entgegnete Tzonov. Zu Yefros meinte er: »Ich habe es auch gehört, Alexei. Sie haben Recht, sie ist dort!«
Sie gingen weiter, verließen den Pfad und kletterten auf den umgestürzten Findling zu. Im Klettern rief Tzonov mit gedämpfter Stimme: »Siggi, ich bin’s, Turkur! Ich habe deinen Ruf gehört und komme jetzt, um dich zu holen. Hab’ keine Angst!« Doch die Frau, die einen Moment darauf hinter dem Felsen hervortrat, zeigte eindeutig keinerlei Furcht, und sie war auch mit Sicherheit nicht Siggi Dam!
Alle drei blieben wie vom Schlag gerührt stehen, als sie so abrupt im Schein ihrer Taschenlampen auftauchte. Ihr Anblick ließ sie erstarren. Das »Lächeln« der Herrin von Maskenstatt war beängstigend, denn sie trug ihre zürnende Halbmaske. Während der bleierne Teil ihres Gesichts eine Grimasse zeigte, war die andere Hälfte zu einem Grinsen verzogen. Und beide Augen, auch dasjenige unter der Halbmaske, glühten rot wie Blut und brannten in einem inneren Feuer.
»Jesus!«, stieß Krasin, der ansonsten kein bisschen religiös war, hervor.
Yefros blieb der Mund offen stehen. »Das ist nicht Siggi!«, hauchte er.
Turkur Tzonov hingegen sagte, indem er seine Waffe spannte, nur ein Wort – wenn auch mit erstickter Stimme: »Wamphyri!«
Devetaki war für die Schlacht gerüstet. Sie trug einen Panzer aus glänzendem Leder und kunstvoll geformtem, biegsamem Knorpel. Der Handschuh an ihrer Faust schien ein Eigenleben zu führen, als wäre er selbst eine heimtückische kleine, stachelbewehrte Bestie. Mit ihren langen Beinen, den strotzenden Brüsten und dem wallenden roten Haar sah sie aus wie eine Kriegerin aus grauer Vorzeit. Dies war selbstredend eine Pose, Ergebnis jener Wandlungskunst, die es jedem Wamphyri gestattete, mühelos in mehr oder weniger menschlicher Gestalt aufzutreten. Doch wenn sie sich bedroht fühlten oder sich bereit machten, zuzuschlagen ...
... in ebendiesem Augenblick war sie bereits dabei, sich zu verwandeln, und zwar in die monströse Vernichtungsmaschine, die sie in Wirklichkeit war! Ihre Kiefer klafften auseinander, dazwischen zuckte die gespaltene Zunge; die fledermausartigen Windungen der abgeflachten Nase begannen zu beben, und ihr Blick brannte in einer höllischen Glut. Ihren Poren entströmte ein bleicher Dunst, der als wallender Nebel von dem zerklüfteten Grund aufstieg, so als sei der Pass selbst ein gequältes, lebendes Wesen.
Und um die Verwirrung dieser drei Eindringlinge noch zu vergrößern, öffnete
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