Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
beiden Frauen, hinterher. Die jungen Männer ächzten und stöhnten unter der Last der schwer beladenen Zugschlitten. Ihre Armbrüste baumelten nutzlos von ihren Gürteln. Für Vasagi und Carmen-die-nicht-sein-durfte sah dies alles verführerisch aus, zu schön, um wahr zu sein ...
... viel zu schön!
Wie auf ein geheimes Kommando kam auf einmal Leben in die beiden, und der schlummernde Wald verwandelte sich in einen Albtraum! Die Düsternis unter den Bäumen schien dichter zu werden, zerfloss in wirbelnde Schatten, und mit einem Mal tauchten zwei rotäugige Dämonen aus der Finsternis auf, die sich mit unglaublicher Behändigkeit auf die Alten, auf Misha, Nana und die drei jungen Männer stürzten!
Letztere waren jung und kräftig und zudem bewaffnet. Darum kamen sie zuerst an die Reihe. Sie ahnten die Gefahr eher, als dass sie sie sahen. Doch noch während sie ihre Warnrufe ausstießen, die Stangen der Zugschlitten losließen und krampfhaft nach ihren Armbrüsten fummelten, waren der Vampirlord und die Lady bereits über ihnen. Sie wurden regelrecht abgeschlachtet.
Obgleich weder Vasagi noch Carmen Kampfhandschuhe trugen – oder vielmehr, weil sie keine hatten, hatten sie ihre Finger zu Klauen mit rasiermesserscharfen Nägeln umgebildet. Dem Ersten schlitzte Carmen den Bauch oberhalb des Gürtels auf und schnitt zentimetertief durch das weiche Leder seiner Jacke und das grob gearbeitete Hemd. Er schrie und versuchte seine Eingeweide mit den Händen zurückzuhalten. Dann sank er schwer atmend und sich vor Schmerzen krümmend zu Boden. Mit einem Fußtritt beförderte Carmen seine Waffe außerhalb seiner Reichweite. Unterdessen zerfetzte Vasagi dem Zweiten die Kehle, dass das Blut nur so spritzte, während der Bursche sich bereits in Zuckungen wand und im Todeskampf zusammenbrach.
Der Dritte wich stolpernd zurück. Zitternd wie Espenlaub, mit aufgerissenen Augen, etwas Unverständliches vor sich hinbrabbelnd, versuchte er mit bebenden Fingern, seine Waffe zu laden. Oh, nein!, erscholl Vasagis Stimme in seinem Kopf. Damit glitt der Sauger vorwärts, nahm ihm die Armbrust aus der Hand und schleuderte sie von sich. Im nächsten Augenblick befand sich Carmen an seiner Seite, legte dem Jungen ihre grässlichen »Hände« an die Wangen und hauchte ihm ihre Vampiressenz in den weit geöffneten Mund. Gelähmt vor Angst sank er zur Erde. Sie fing ihn auf, nahm ihn in die Arme und trug ihn unter die Bäume. Nur zu, trinke ordentlich!, folgte ihr Vasagis Ruf.
Du ebenfalls, mein Lord!, erwiderte sie, während sie mit ihrer Beute im Dunkel verschwand. In der Tat, nichts anderes hatte Vasagi vor, doch wo sollte er anfangen? Mit wem?
All dies hatte kaum eine Sekunde in Anspruch genommen. Die meisten der Alten bekamen überhaupt nicht mit, was eigentlich vorging. Entweder blickten sie gerade in die andere Richtung oder unterhielten sich mit leisem Gemurmel oder dösten einfach auf ihrem Karren vor sich hin. Doch Misha und Nana sahen sehr wohl, was los war!
Sie verloren wertvolle Augenblicke, in denen sie sich entsetzensstarr aneinanderklammerten. Doch als Vasagis blutroter Blick umherschweifte und schließlich auf ihnen zu ruhen kam, verlieh die Angst ihnen Flügel. Sie schrien, so laut sie konnten – auch vor Entsetzen, aber niemand konnte die Warnung, die darin lag, überhören – und stoben instinktiv auseinander; denn ihnen war klar, dass dieses Ungeheuer nicht beiden zugleich nachsetzen konnte. Nana rannte in die eine Richtung, schlug einen Bogen um Vasagi und jagte behände den Pfad entlang. Misha stürzte in die andere Richtung, warf sich unter den Karren und klammerte sich an dessen Planken fest.
Vasagi zögerte unschlüssig. Sicher, er könnte den Wagen umwerfen ... es wäre der Mühe wert, oh ja, denn das Mädchen war eine Schönheit. Die etwas ältere Frau allerdings ebenfalls, und in beiden floss frisches rotes Blut!
Schließlich entschied er sich dazu, Nana zu folgen. Er lehnte sich nach vorn und verfiel in jenen weit ausgreifenden, entnervenden Gang, der eher ein geschmeidiges Dahingleiten und nur langjährigen Vampiren zu eigen war. Indem er seinen Vampirdunst verströmte und aus der bebenden Erde einen wabernden Nebel beschwor, verringerte er den Abstand zu ihr zusehends. Endlich jedoch erschollen, als Reaktion auf Nanas und Mishas durchdringende Schreie, polternde Schritte – die Gruppe Bewaffneter kehrte auf ebendem Weg zurück, den sie gekommen waren!
Doch der Vasagis Poren und der Erde
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