Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
nicht alles verstehen kann, was wir sagen!«
Sie zuckte die Achseln. »Wenn er es zur Gänze verstehen würde, würde er mir wahrscheinlich Recht geben! Ihre Art – als kraftvolle Lebensform, auch wenn es eine Kraft zum Bösen war – war schon sehr erfolgreich, geradezu bewundernswert.«
»Wie bitte?«
»... Aber wer dabei eigentlich überlebt«, redete sie unbeirrt weiter, »ist diese Welt!«
Das faszinierte Trask. »Du sagtest ›war‹.« Er wusste, dass man ihr Talent nicht so leicht von der Hand weisen konnte. »Dass die Wamphyri erfolgreich waren !? Worauf willst du hinaus? Und was soll das heißen, dass diese Welt dabei überlebt?«
»Sie ist noch jung und stark«, erwiderte sie. »Im Gegensatz zur Erde, von der wir kommen, ist auf Starside noch nicht alles verschmutzt und vergiftet. Der Planet kann sich – oh, noch sehr lange – wehren.«
»Der Planet kann sich wehren?«
»Ganz recht! Er kann sich wieder erholen. Das spüre ich!«
Trask legte die Stirn in Falten. »Wovon?«
Überrascht blickte sie ihn an. »Von der ›weißen Sonne‹ – beziehungsweise dem grauen Loch, das den Mond aus seiner Bahn warf, die Umlaufbahn des Planeten verheerend beeinflusste und das Grenzgebirge, die Glutwüste und die ewig gefrorenen Eislande entstehen ließ. Er kann von der weit im Osten wie eine riesenhafte, eiternde Wunde vor sich hinschwärenden Großen Roten Wüste genesen, deren Auswirkungen ich selbst hier noch spüre! Und er kann sich ...«
»... von den Wamphyri erholen?« Er sah, dass er damit richtig lag.
Sie nickte. »Sogar von denen! Aber, Ben, es handelt sich nur um ein Gefühl, das ich habe.«
»Nur ein Gefühl?«
»Es ist mein Talent. Ich spüre, dass ... es mit ihnen bergab geht, auch ohne unser Zutun.« Ihre Stimme war nur mehr ein Seufzen.
»Ist dein Gang deswegen so beschwingt?« Fragend neigte er den Kopf zur Seite. »Weil du spürst, wie die Jahre von dir abfallen? Deshalb glaubst du, die Wamphyri befänden sich auf dem absteigenden Ast? Du glaubst, dass die Natur genug von ihnen habe? Dass es jetzt aus ist mit der Meisterschaft im Überleben?«
Sie zuckte die Achseln ... und wirkte prompt wieder genauso spröde und zerbrechlich wie eh und je. »Nun, vielleicht verhält es sich ja nicht ganz so dramatisch! Und natürlich ist es auch durchaus möglich, dass ich mich irre. Vielleicht ist das, was ich spüre, lediglich die rohe Urkraft dieser Welt. Wahrscheinlich sollten wir einfach abwarten und ...«
»Was ist da los?«, stieß Trask hervor. Hinter ihnen, auf dem Weg, den sie soeben gekommen waren, zerriss ein Lichtblitz die Nacht, gefolgt von einem durchdringenden Krachen – eindeutig ein Sprengbolzen –, und angsterfüllte Schreie wurden laut. »Was, zum Teufel ...?«
Trask hatte eine Taschenlampe bei sich. Die schaltete er nun ein, um den Pfad auszuleuchten, und lief, immer wieder stolpernd, zurück. Nathan befand sich irgendwo dahinten. Das konnte nur er gewesen sein, mit seiner Armbrust ...
Gemeinsam mit ihr hatte er die misslungene Schlacht um den Zufluchtsfelsen beobachtet und anschließend seinen überlegenen Mentalismus dazu benutzt, in Lardis Lidescis triumphierenden – und ebendarum weit offenen – Geist einzudringen. Deshalb wusste er auch, was dieser vorhatte, nämlich seinen Stamm wieder auf Wanderschaft zu schicken. Danach brauchten sie nur noch zu warten ...
Und schließlich kamen die Szgany Lidesci aus ihrem Bau gekrochen. Sie sahen, welche Richtung sie einschlugen, und umgingen sie, um sie zu überholen und ihnen einen Hinterhalt zu legen. Und das Wissen darum, dass er zu erreichen vermochte, was Wratha und ihr Haufen nicht geschafft hatten, erfüllte ihn mit Freude – nämlich den Lidescis einen empfindlichen Schlag zu versetzen und sich an ihrem guten, starken Blut gütlich zu tun! Oh, er wusste schon, wen er aussaugen wollte – wessen Blut seinen brennenden Durst nach Rache letztendlich stillen musste, auch wenn diese s Verlangen kaum zweieinhalb Jahre alt und doch bereits seit einer Ewigkeit da war. Aber dies musste warten, bis der Zeitpunkt günstiger war. Vorerst würde er sich damit begnügen müssen ...
... sich mittels seiner Verschlagenheit all das zu nehmen, was Wratha und den anderen, darunter Wran dem Rasenden Todesblick (ah, Wran der Rasende! Wran, Wran, Wran! Schon der Name hatte sich seinem nunmehr völlig dem Irrsinn anheimgegebenen Bewusstsein wie ein tödliches Gift eingebrannt) mit Gewalt nicht gelungen war.
Denn er war niemand anders als
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