Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
Systems von Plattformen, das sich wie ein Saturnring um die Sphäre wand, aus dem Möbiustor getreten, wo sich die umlaufende Galerie auf halber Höhe rings um den Kern zog. Und zum Glück waren sie hinter einer Aluminiumabschirmung aufgetaucht, die am Geländer des Laufstegs angebracht war, sodass sie den gesamten Kern überblicken konnten, ohne selbst gesehen zu werden. In der Abschirmung befanden sich Rauchglasfenster, durch die man das Tor, sollte es jemals geöffnet werden, ohne das übliche Gleißen beobachten konnte. Aber natürlich würde niemand auf die Idee kommen, das Tor zu öffnen ... oder etwa doch?
Etwa drei Meter höher und zwanzig Meter entfernt zog sich ein Podest an der sanften Wölbung der schwarz glänzenden Wand entlang, direkt vor der kreisrunden Öffnung eines Schachtes, der in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aufwärts in den Fels verlief. Eine mit einem Handlauf versehene Treppe klammerte sich an die Wand, deren breite Stufen von dem Podest zu einem Laufsteg hinabführten. Ausgehend von der äußeren Umfassungswand bildete ein gitterartiges Gerüst mit einem überhängenden Laufsteg eine Rampe zur inneren Galerie mit ihren Schaltpulten, ihren Computern, ihren Leichen – und ihrem gleißend hellen weißen Licht.
Licht, ganz recht. Drei gigantische Schlitze wie Katzenaugen, etwa ein Meter zwanzig breite Lücken in der Karbonstahlhülle, aus denen wie massive Goldbarren Lichtkeile fielen, wo die gewaltigen Stützen zurückgewichen waren und die zusammengeschweißten Teilstücke auseinander gerissen hatten. Streifen der Schweißnaht hingen wie die Schale einer sonderbaren metallenen Frucht davon herab. Und das fremdartige Licht strömte natürlich aus dem Tor hervor, das nun freilag wie das blinde frei schwebende Auge eines riesenhaften Zyklopen oder das alles sehende Rund einer ungeheuren Kristallkugel. Oder auch das überschäumende Übel aus der geöffneten Büchse der Pandora!
Doch war dies nur ein statisches Bild, ein erster Eindruck nach der Dunkelheit des Möbiuskontinuums, so wie wenn jemand das Licht einschaltet und sich einem die Einrichtung eines Zimmers in die Netzhaut brennt. Statisch, ohne jede Bewegung, ohne jeden Laut ... bis plötzlich, gerade als Nathan und Trask realisierten, dass sie endlich angekommen waren, Leben in die ganze Sache kam. Dann ...
... war alles ringsum ein einziges Chaos aus Geschrei, Gerenne und Tod!
Die Körper auf der inneren Galerie waren nicht die einzigen Leichen hier, und in ebendiesem Augenblick kamen neue hinzu, so dass gleich auf den ersten Blick klar wurde, was hier vor sich ging: Premier Gustav Turchin hatte seinen ach so sanften Kurs aufgegeben und war in die Höhle des Löwen eingedrungen. Er versuchte, Turkur Tzonov in dessen Zufluchtsstätte zu stellen. Zu stellen? Wohl eher zu töten!
»Guter Gott!«, rief Trask, als Schüsse aus einer automatischen Waffe krachten und die Querschläger von der Metallbeschichtung des Laufstegs abprallten. »Wir sind hier mitten hinein in einen Krieg spaziert! Und Turchin ... hat uns mit keinem Wort gewarnt!« Während ihnen die Kugeln um die Ohren pfiffen, packte er Nathan am Arm. »Allmächtiger! Machen wir, dass wir hier wegkommen!«
Doch Nathan kauerte sich nieder und meinte: »Warte! Ich muss erst nachsehen.«
»Was denn nachsehen?«, stieß Trask hervor, aber er kannte die Antwort bereits. Nathan wollte Turkur Tzonov aufsuchen, herausfinden, was dieser im Sinn hatte und was hier vorging. Das Tor von Perchorsk führte direkt in das Paralleluniversum von Nathans Welt, und es stand offen. Der Russe hatte die Absicht gehabt, mit einer auf ihn allein eingeschworenen Eliteeinheit nach Starside vorzudringen, die Vampirwelt zu kolonisieren, sie als riesigen Trabantenstaat für Mütterchen Russland zu erschließen und ihre Edelmetalle auszubeuten, um so in der politisch, ökologisch und finanziell bankrotten UdSSR das Wiedererstehen des Kommunismus alter Schule und eine erneute Expansionspolitik hier auf der Erde zu finanzieren. Im Verlauf all dessen sollte Premier Turchin ermordet und durch einen neuen »demokratisch gewählten« Führer ersetzt werden, der die Geschicke der Völker dieses riesigen Gebietes lenkte – Tzonov selbst natürlich!
Dies war die Sachlage vor ungefähr vier Monaten gewesen. Doch dann war Nathan von Starside aus durch das Tor nach Perchorsk gelangt. Tzonovs Plan war entdeckt und über diplomatische Kanäle dem russischen Premier mitgeteilt worden. Seitdem hatte es den
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