Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Felsenturmes, ganz am Rand des sich meilenweit erstreckenden Trümmerfeldes, das einst die Felsenhorste der Wamphyri gewesen waren –, und setzte seinen Weg allein fort. Er hielt sich fern von Gorvis Trupp, der hier im Hinterhalt lag, und tauchte mehrere Hundert Meter vor dem mit Schutt und Geröll bedeckten Fuß der Wrathhöhe wieder auf. Rasch huschte er in den Schatten eines gewaltigen Felsblocks. Der Zahlenstrudel wirbelte durch seinen metaphysischen Geist und schirmte ihn ab, bereit, jederzeit in Sekundenschnelle einen Fluchtweg aufzutun. Doch da Sonnauf mittlerweile keine siebzehn Stunden mehr entfernt war, wähnte er sich vergleichsweise sicher.
    In der Wrathhöhe und wo auch immer Gorvis erdgebundene Kreaturen im Augenblick lauern mochten, würden die Vampire das Nahen der Dämmerung spüren. Aus seiner Erfahrung in Turgosheim wusste Nathan, dass die Lords und Ladys und selbstverständlich auch die gemeinen Vampire sich in den Stunden vor Sonnauf für gewöhnlich zu Bett begaben. Maglore hatte eine seltene Ausnahme dargestellt. Im letzten Felsenturm hingegen, in den Grenzbergen, in Turgosheim und wo auch immer die Vampire sich aufhalten mochten, mussten sie allmählich schläfrig werden. Dem Necroscopen war klar, dass es sich so verhielt, denn als er vorsichtig seine Sinne schweifen ließ, stellte er fest, dass ihre Gedanken nur noch verschwommen und bruchstückhaft zu empfangen waren. Doch ... Ob dies auch auf alle zutraf? Auf der gegenüberliegenden Seite des Felsenturms traf er auf eine ganze Anzahl gut abgeschirmter, ziemlich wacher Bewusstseine.
    Dennoch war er zufrieden und kontaktierte Zek. Alles in Ordnung?
    Ja.
    Und es wurde auch Zeit ...

ZWEITES KAPITEL
    Mittels der Totensprache nahm Nathan Kontakt zu Jason Lidesci auf. Jason, wie ist der Turm aufgebaut? Nicht Gorvisumpf, sondern die übrigen Stockwerke. Wo befinden sich die Gasbestien?
    In der Irrenstatt , antwortete Jason, ohne zu zögern. Die Gebrüder Todesblick haben die Kontrolle über die Gasproduktion. Ihnen gehören die Geschosse direkt über Gorvisumpf. Die Pferche der Gasbestien erkennst du an ihren runden Fenstern, eigentlich keine Fenster, eher Luftlöcher! Sie umgeben die Irrenstatt beinahe ringsum, wie ein sich von Süd nach Norden hin senkender, der Schräge der Felsformation folgender Ring. An der Saugspitze sieht man diesen Effekt am deutlichsten. Ihren ersten Namensbestandteil trägt sie nach Vasagi dem Sauger, den zweiten nach den Felsspitzen, die stehen blieben, nachdem das weichere Gestein abwitterte. Das Gestein der Gasbestien-Ebene in der Irrenstatt muss ebenfalls recht weich sein, denn die Luftlöcher sind viel zu regelmäßig angeordnet, um natürlichen Ursprungs zu sein. Sie wurden vor unzähligen Jahren von den Wamphyri in den Fels gehauen!
    Nathan sah den Ring aus kreisrunden Öffnungen, der die Wrathhöhe wie ein Armreif umgab, geradezu vor sich. Die Verschläge der Gasbestien befanden sich an der Außenwand, also musste es einen Zugang von innen her geben ... und , wie ihm nun klar wurde, auch von außen! Denn bei näherem Hinsehen konnte er im bläulichen Glanz der Sterne außen an der Mauer Simse und Knochen- beziehungsweise Knorpelgerüste ausmachen – zur Instandhaltung natürlich! Das war alles, was er wissen musste.
    Nur ... Vasagi der Sauger?, fragte er, seine Stimme ein heiseres Knurren. Er wohnt dort oben, nahe der Spitze des Turmes, wo die Außenwand von tiefen Felsschründen gezeichnet ist?
    Oh nein – nicht mehr! Die Saugspitze war einmal Vasagis Stätte, aber jetzt gehört sie ... einem anderem.
    Vasagi wurde unterworfen? Das war etwas, was Nathan ganz und gar nicht verstand.
    Unterworfen, nein – Wran der Rasende tötete ihn! Und die Saugspitze fiel an deinen Bruder, den Nekromanten Nestor Leichenscheu!
    Aber ... das kann nicht sein, entgegnete Nathan. Heute, in dieser Nacht, hat Vasagi meine Mutter, Nana Kiklu, auf der Sonnseite ermordet!
    Ich kann nur wiedergeben, was ich von den Toten der Wrathhöhe gehört habe, erwiderte Jason. Denn als Wran und Vasagi sich auf der Sonnseite duellierten, war ich bereits tot. Zwei flogen aus, aber nur Wran kehrte zurück.
    Nathan wäre der Sache gern auf den Grund gegangen, doch vorerst musste er sie auf sich beruhen lassen. Die Toten der Wrathhöhe waren jedenfalls Vampire, Lügner im Tod wie im Leben. Wahrscheinlich hatten sie auch Jason belogen.
    Jason bekam Nathans Gedanken natürlich mit. Ganz ruhig sagte er: Ich weiß, dass dies mich nicht mit