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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Türmchen hin und her. Hier und da blieb sie stehen, um nach Süden Ausschau zu halten, und fragte sich, was die Streitmacht aus Turgosheim wohl im Schilde führen und als Nächstes tun mochte. Doch abgesehen von der ständig nagenden Sorge wegen des Blutkrieges – von der Tatsache, dass die Wrathhöhe sich im Belagerungszustand befand, und nicht nur dies, sondern auch tatsächlich gewissermaßen angegriffen wurde, sofern man den unerklärlichen Explosionen in der Irrenstatt irgendeine Bedeutung beimessen konnte –, beschäftigten sie auch andere, weitaus persönlichere Dinge. Denn ihr Vampirinstinkt sagte ihr, dass mit ihr selbst etwas nicht stimmte. Allerdings ... war ihr klar, dass es mehr war als bloßer Instinkt.
    Neben einer halbkreisförmigen Steinkonstruktion am Südrand der schiefen Ebene war ein Eisenholzgerüst nebst einer Winde angebracht. Die davon herabbaumelnden Ketten klirrten in der aus den Eislanden herüberwehenden Brise. Dort blieb sie vor einer Tür stehen und spähte hinein. Drinnen befand sich ein grausiges Überbleibsel, das an die Geschichte dieses Ortes erinnerte: ein massiver Käfig aus todbringendem Silber, völlig angelaufen und voller dunkler Flecken. Die Gitterstangen waren zweieinhalb Zentimeter dick, verschweißt und mit Eisen verstärkt – das Werk eines seit Langem begrabenen und zu Staub oder Asche gewordenen Szgany-Schmiedes ... vielleicht hatte er sein Ende auch im Magen einer Bestie oder in den Bottichen seines Wamphyri-Gebieters gefunden. Wie viele Feinde oder Opfer, fragte sich Wratha, mochte ein längst vergessener Lord in diesen Käfig gesperrt und hochgezogen haben, um sie über den Rand des Turmes hinauszuschwingen, damit sie den Sonnenaufgang erwarteten? Ebendies war einst Vormulac Giftkeims übliches Verfahren gewesen. Würde er es auch weiterhin tun?
    Doch bei derartigen Gedanken durfte sie nicht verweilen, also schob sie sie beiseite ... vorerst. Was geschehen war, war geschehen, und niemand, weder Mann noch Frau, kannte die Zukunft. Die Gegenwart bot genug Überraschungen! Und auch Schrecknisse. Angst, und dies im schwarzen Herzen einer Vampirin! Es war ein seltsames Gefühl für Wratha und kam ihr irgendwie falsch vor, dass sie auf einmal so etwas wie Angst empfinden sollte. Allerdings nicht vor dieser Armee aus Turgosheim! Nicht vor bloßen Männern, sondern vor ihrem eigenen Körper, vor etwas in ihrem Innern ...
    Wratha badete häufig. Und in letzter Zeit immer öfter. Nicht dass sie nicht sauber war (wie denn auch, wo sie doch so penibel auf Sauberkeit achtete?). Aber sie fühlte sich unrein; und alles nur wegen ein, zwei ... gut, vielleicht auch drei ... kleiner Flecken, die nicht weichen wollten. Ihr Vampiregel vermochte sie nicht zu beseitigen, und auch ihr metamorphes Fleisch wurde nicht damit fertig. Wenn sie die ... die Male mittels reiner Willenskraft verschwinden ließ, war es nur eine Frage von Stunden, bis sie wieder erschienen. Wratha konnte sich die silbrigen Schuppen von den Unterarmen und Waden rubbeln, bis ihr Fleisch unter dem rosigen Teint eines jungen Mädchens rot wurde, und die Male kehrten wieder, sobald ihr Egel ihre Haut wiederherstellte. Sie konnte schrubben, bis ihr Fleisch taub wurde; allerdings wurde es an diesen Stellen – unter ihrer linken Brust, an den Fingern der rechten Hand und dort, wo sich ihr rechter Schenkel zu einem einst glatten Hintern wölbte – zunehmend schwerer zu sagen, wann es denn nicht taub war ...
    Erst seit vier Sonnaufs war dies der Fall, da hatte es angefangen. Aber ihre Unterarme ... Lady Wratha hatte sich immer etwas auf ihre Unterarme zugutegehalten. Sie sahen aus wie die eines jungen Mädchens! Und nun trug sie blasse, bis zu den Ellenbogen reichende, cremefarbene Handschuhe aus dünnem Trogleder. Bei lebendigem Leib abgezogen, in Urin eingeweicht und gebleicht und mit Rosenöl parfümiert. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Und besorgniserregend, sodass Wratha sich schon gefragt hatte, ob ... Doch das war unmöglich. Sie hatte keinen Kontakt mit ... In der ganzen Wrathhöhe hatte es nicht den geringsten Hinweis auf eine Ansteckung gegeben seit ...
    Nestor!
    Wie so viele andere, schob sie auch diesen Gedanken beiseite. Ein nagender Zweifel, mehr nicht. Wenn er sich nur nicht derart verhüllen würde. Es lag an seinem Talent, das war ihr klar. Nestor sprach mit den Toten, und seine Kleidung ahmte deren Leichentücher nach ...
    Nur wollte der Gedanke sich nicht so einfach verdrängen lassen: Auch Nestor

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