Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
verbarg seinen Körper!
Aber sie hatte ihn doch gesehen ... er war wunderschön. Sie hatte ihn sogar geliebt, und zwar ziemlich oft. Sie hatte sich seine Körperflüssigkeiten in die Haut gerieben, aus seinem zuckenden Glied gesaugt. Aber ihre Liebe war »gestorben«, den Weg allen Fleisches gegangen (Vampirfleisch ausgenommen), und schließlich, kurze Zeit nach seinem »Ausflug« auf die Sonnseite, hatte sie sich nicht mehr mit ihm getroffen ...
Nein! Er hatte aufgehört, zu ihr zu kommen! Aber weshalb hatte er seine Besuche eingestellt, wo seine Lust doch wie ein Feuer in ihm brannte?
Er hatte gemerkt, dass ihr Verlangen nach ihm nachließ, das war es!
Aber es hatte doch gar nicht nachgelassen, jedenfalls damals noch nicht.
Der Blutkrieg war dazwischengekommen.
Auch dies war noch nicht so lange her.
Es entsprach nun einmal der Art der Vampire, Liebe zu machen und sich dann nicht mehr blicken zu lassen!
Und entsprach es auch der »Art« des Hunde-Lords, eine steinerne Mauer zwischen sich und seinem ehemals besten Freund zu errichten? Canker hatte kein einziges Wort der Erklärung darüber verlauten lassen, dafür ging er seinen Tätigkeiten nun mit einem Gesicht wie vierzehn Tage Regenwetter nach. Und in der Saugspitze schlichen Nestors Knechte allesamt wie Ghouls umher, dazu der Hauch des Krankhaften, der über der ganzen Stätte lag, die Atmosphäre drohenden Unheils ...
»Meine Lady!« Wratha zuckte zusammen, fluchend wirbelte sie auf dem Absatz herum. Ein Knecht aus der Wrathspitze war nach oben gekommen, um sie zu suchen. In seinen Augen stand das blanke Entsetzen, allerdings nicht aus Angst vor seiner Gebieterin.
Er überbrachte eine Nachricht von Gorvi dem Gerissenen, woraufhin sich Wrathas Augen mit derselben düsteren Furcht füllten ...
Die Lords und die Lady flogen hinab nach Gorvisumpf. Alle waren sie da, nur Nestor nicht, der sich, so sein Gefolgsmann Zahar, mit der Anweisung, ihn nicht zu stören, früh zu Bett begeben hatte. Die Lady Siggi war ebenfalls nicht zugegen, aber ihr Fehlen war entschuldbar. Siggi war noch nicht im vollsten Sinne des Wortes aufgestiegen, und als Geliebte des Hunde-Lords spielte sie sowieso nur eine untergeordnete Rolle. Was sie in einem Gespräch von sich gab, war ziemlich begrenzt und nicht ganz ... nun ja, vernünftig. Außerdem war sie ausnehmend schön geworden – ganz außerordentlich schön –, sodass Wratha sie ohnehin nicht dabeihaben wollte.
Wratha, der Hunde-Lord, Wran der Rasende und Spiro Todesblick wurden am Rand einer Landebucht im Hauptgeschoss von Gorvisumpf, gut und gern fünfzig Meter oberhalb der steilen Geröllhalde, von einem von Gorvis Leutnanten in Empfang genommen. Am Eingang wurden immer noch die Trümmer von den Explosionen in der Irrenstatt weggeräumt; von den Plattformen und Stützpfosten zu beiden Seiten war nichts mehr zu sehen, andere Außengerüste hingen bedrohlich herab und sahen aus, als wollten sie jeden Augenblick ins Leere stürzen.
Während gelbäugige Knechte die Flugrochen beiseiteführten und festbanden, brachte Gorvis Gefolgsmann die vier Besucher zu seinem Gebieter, der in einem offenen Anbau neben der Landebucht wartete und in sicherem Abstand zusah, wie seine Männer Leichen verbrannten. Stinkender schwarzer Qualm stieg in dichten Wolken auf und sammelte sich unter der Gewölbedecke, bis er schließlich durch ein Gewirr von Trümmern in die Nachtluft hinausgesogen wurde.
»Hah!«, meinte Gorvi, als er sich umwandte und die Neuankömmlinge erblickte. »Dies ist der Ort, an dem ich Blei, Wasser, Pisse und Fette koche, um den Feind zurückzuschlagen.« Mit einer dürren Knochenhand wies er auf eine Anzahl feuergeschwärzter Kessel, die an der Wand aufgereiht waren, anschließend deutete er zum Dach. »Einst war dies ein Spalt in der Decke, ein natürlicher Rauchabzug ... jetzt ist es ein klaffender Riss, und gefährlich! Die ganzen schrottreifen Gerüste dort oben können jederzeit einstürzen!« Der giftige Blick, den er den Gebrüdern Todesblick zuwarf, sagte alles: Wenn es nach ihm ging, waren sie schuld daran, was mit den Methankammern geschehen war. Dies war seine Art, davon abzulenken, dass womöglich er, der Gerissene, unachtsam gewesen war.
»Der Kerl ist nicht nur schmierig, sondern auch noch unverschämt!«, bemerkte Wran bissig, und Spiro starrte ihn wütend aus nun gründlich voneinander verschiedenen Augen an. Canker hingegen wirkte bedrückt, und Wratha erst recht, als sie sagte: »Die Leichen, die du
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