Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
die sich vor allem an Devetaki richteten.
In der dritten Stätte von oben befand sich ein Irrer, dem keiner gleichkam, Canker Canisohn, jenes durchgedrehte Hundewesen, dessen Irrsinn seinesgleichen suchte! Anfangs war er in seiner Hauptlandebucht deutlich zu sehen gewesen, wie er Seite an Seite mit seinen besten »Welpen« die vordringenden Streitkräfte abwehrte. Doch als der Mond aufging, zog er sich aus dem Gefecht zurück. Gleich darauf hatten Cankers Verteidiger, zweifellos angestachelt von einem rasenden Getöse, donnerndem Lärm, der mit einem Mal aus dem Innern der Stätte drang, ihre Anstrengungen verdoppelt! Sie kämpften mit solcher Wut, dass Devetaki mit schweren Verlusten in diesem Sektor rechnete.
Leutnante also zuhauf – dazu Knechte, Krieger und ein scheinbar nicht enden wollender Strom an Flugrochen und Reitern, die sich wie Hornissen aus ihrem Nest von den zahllosen Landebuchten erhoben; aber kaum ein wahrer Vampirlord, von den Wamphyri selbst kaum eine Spur. Nun, sie hatten sich davongemacht, mehr steckte nicht dahinter. Umso besser, das erleichterte die Aufgabe der jungfräulichen Dame. Offensichtlich ließ die Moral der niederrangigen Bewohner der diversen Stätten bereits sehr zu wünschen übrig. Wenn niemand da war, um sie vorwärtszupeitschen, würde es nicht mehr lange dauern, bis sie anfingen, sich zu fragen, wofür sie hier ihre Haut zu Markte trugen.
Mittlerweile war der Blutkrieg in vollem Gang. Die Verteidigung einiger Stockwerke und Stätten würde dem Ansturm bald erliegen und zusammenbrechen, wohingegen man andere vorerst besser noch mied. (Weshalb gutes Blut verschwenden und sich fruchtlos abmühen, von außen anzugreifen, wenn sie sich mit ein bisschen Glück bald von innen her Zugang verschaffen konnten?) Sie brauchten bloß Gorvisumpf einzunehmen und sich von dort in die Irrenstatt hochzuarbeiten respektive die Saugspitze und von dort hinab in die Räudenstatt. Und schließlich die Wrathspitze – von der Saugspitze aus nach oben und vom Plateau des Daches aus abwärts –, bis sie zu guter Letzt an das Sahnestückchen kamen: Wratha in Person!
Hoch über dem Kampfgeschehen glitt Devetaki auf den Aufwinden dahin, wog die Chancen ab und wies ihren Truppen den Weg. Ihr eigenes stetig anwachsendes Kontingent jedoch, das den Großteil der zweiten Welle ausmachte, hielt sie zurück. Ihre Männer umkreisten und schützten sie, während sie sich in einer lang gezogenen Spirale um die wie ein gewaltiger Reißzahn in den Himmel ragende Wrathhöhe treiben ließ. Alles, was sich unter ihr befand, hatte sie deutlich im Blick.
Was sich im Einzelnen abspielte, blieb ihr allerdings verborgen; es geschah einfach zu viel gleichzeitig. Unten auf der sich weithin erstreckenden Findlingsebene zum Beispiel, am Fuß des Turmes, hatten Gorvis flugunfähige Krieger schon lange den Versuch aufgegeben, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Was auch immer vom Himmel fallen mochte, betrachteten sie nun als Gegner. Ihre Bestienwarte waren entweder ins Innere von Gorvisumpf geflüchtet oder beim Gezänk der Kampfkreaturen ums Leben gekommen; die Ebene war übersät von den blutigen Überresten Untoter, die nun tatsächlich der Tod ereilt hatte. Es sah aus, als habe ein wahnsinniger Maler einen gigantischen Pinsel genommen und die öde, graue Findlingsebene mit blutroten Spritzern überzogen. Grollende Krieger donnerten kreuz und quer durch diese Todesszenerie, fraßen sich voll und töteten immer noch weiter, aufgebläht bis zum Platzen und dennoch voller unstillbarer Gier, zu dumm, um zu wissen, wann sie aufhören mussten, und niemand da, der ihnen Einhalt gebot!
Und noch immer regnete es verletzte, verstümmelte Schreckgestalten vom Himmel. Jämmerlich blökende Flugrochen fielen mit gebrochenen Schwingen herab. Die Knechte und Leutnante, die auf ihnen saßen, wurden abgeworfen oder sprangen aus dem Sattel, nur um von den blutgierigen Bestien, die sich sofort auf sie stürzten, in Stücke gerissen und verschlungen zu werden. Kreischende Kampfkreaturen mit brennenden Gasblasen und stotternden Stoßdüsen schossen durch die Luft, als seien sie Sternschnuppen. Hin und wieder sauste eine als jaulendes schwarzrotes Knäuel zur Erde und machte das Durcheinander noch größer.
Doch in die Verteidigungsgänge war eine Bresche geschlagen. Tangiru der Grunzer und Lord Eran Schmerzensschrund führten einen Angriff auf Gorvisumpf und kämpften sich, obwohl sie aus den Mörderlöchern und Wasserspeiern mit
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