Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)
nur getrunken hatte); aber wenigstens stärkte es ihn. Die ganze Nacht hindurch erklomm er das Gebirge, schlief nur, wenn die Erschöpfung ihn übermannte, und aß, was er gerade fand, wenn sich etwas fand. Aber ... eine Sternseitennacht ist lang, und Vasagis Entschluss stand fest. Nur ein einziger Gedanke trieb ihn voran und hat in seither nicht mehr verlassen – nämlich dass Wran der Rasende noch am Leben war!
Ehe der Morgen graute, überquerte er einen hohen Pass und fand einen Felsspalt, in den er kroch, um zu schlafen. Allerdings wurde er im Schlaf gestört! Noch während die Sonne allmählich höherstieg, landete ein Flugrochen, und ein Knecht (der Leutnant irgendeines Lords) pflockte eine Frau an, nicht anders als sie Vasagi festgebunden hatten. Doch kaum war der Leutnant weggeflogen, schnitt Vasagi sie los und stellte fest, dass sie zu den seinen zählte – Carmen aus der Saugspitze! Wie es aussah, wollten Wran und die anderen jede Spur von ihm und den seinen tilgen!
Er rettete die Frau, um sie als Gefährtin zu nehmen, sah zu, dass sie zu einer Lady wurde, und machte sich beim nächsten Sonnunter auf die lange Wanderung nach Westen. Der edle Vasagi wusste genau, was er wollte, denn ihm war klar, dass noch nicht alles verloren war. Bei Weitem nicht.
Der Weg war weit und beschwerlich; sie hatten nur Trogfleisch als Nahrung. Vasagi verfügte nicht länger über seine viel gerühmte Wandlungskunst, ihm war lediglich seine Beharrlichkeit geblieben. Doch dies genügte.
Schließlich gelangten sie zu den Vampirsümpfen, weit, weit westlich des Grenzgebirges, wo Vasagi schwarze und ausnehmend hässliche Pilze heranzog, bis sie reif waren und ihre Sporen entließen. Diese atmete er ein! Sein Fleisch war dasjenige eines Vampirs, und es widerstand lange Zeit. Doch endlich setzte sich eine Spore fest; sie musste wirklich stark sein. Vasagi spürte ihre Kraft, und Freude erfüllte ihn.
Er speiste sie mit dem Blut von Tieren und von seiner Gemahlin Carmen (das sie aus eigenem freien Willen gab), bis er zu guter Letzt spürte, wie seine Wandlungskunst allmählich zurückkehrte. Es dauerte geraume Zeit, bis es so weit war, und es war weiß Gott nicht leicht. Aye, und noch eine ganze Reihe weiterer Schwierigkeiten erwartete ihn auf dem langen Weg nach Hause.
Doch dann ereignete sich in den westlichen Vorbergen des Grenzgebirges etwas Seltsames. Vasagi stieß auf einen ausgezehrten Flieger! Ein Vampirwesen, allein in der Wildnis und ganz auf sich gestellt. Und intelligent, oh ja! Vasagi gab der Bestie Nahrung, bis sie wiederhergestellt war, und erfuhr sogar ihren Namen! Ganz recht, den hatte sie und erinnerte sich daran aus der Zeit, als sie noch ein Mensch war. Karz Biteri hatte er geheißen und war vor seinem Gebieter Maglore dem Magier aus der Runenstatt geflohen. So viel erfuhr der edle Vasagi, und nichts weiter. Doch von diesem Zeitpunkt an verfügte er über eine Bestie, die seine Last und diejenige Carmens trug, auch wenn sie reichlich merkwürdig war und sich sowohl menschlichem als auch Trogblut verweigerte und lediglich das Fleisch von Tieren, Ginsterblüten und wilden Honig zu sich nahm.
Nun, ihre Beziehung war äußerst merkwürdig, keineswegs das Verhältnis zwischen Gebieter und Bestie. Denn diese Kreatur hatte ihren eigenen Kopf! Doch sie brauchte einen Gefährten und der einstige Sauger einen Flugrochen. Ihre Übereinkunft war simpel: Jeder war sein eigener »Herr«, und was auch immer aus ihrer Partnerschaft erwachsen sollte – wenn es vorbei war, war es vorbei.
Etappe für Etappe kehrten Vasagi, die Lady Carmen und Karz der Flieger in diese zentrale Region der Sonn- und Sternseite zurück. Als sie hier anlangten, fanden sie einen Ort, an dem sie leben konnten – nur eine Höhle, aber das reichte aus –, und Vasagi wartete ab und hielt die Augen offen, um zu sehen, was sich ergeben würde. Denn im Osten waren ihre einstigen Gegner aus Turgosheim aufgebrochen, und ihn interessierte, wie dies ausgehen mochte. Unterdessen ließ Vasagi mittels seines wiederhergestellten Mentalismus seinen Geist zum letzten großen Felsenturm der Wamphyri schweifen, in die Saugspitze, wo er in die Gedanken gewisser Kreaturen eindrang. Darunter befand sich auch ein Flieger, ein ganz normaler Flugrochen, keineswegs so wie Karz. Einstmals jedoch war er eine wirklich außergewöhnliche Bestie gewesen, und treu. Dasjenige Reittier, das Vasagi in der Nacht seines Duells mit Wran zur Sonnseite getragen hatte! Und diese
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